Communiqué vom 26. Oktober 2001 =============================== ******************************************************** ----> SPERRFRIST Freitag, 26. Oktober 2001, 21 Uhr 30 ******************************************************** Zweite Schweizer «Big Brother Awards» -- DIE SIEGER Anlässlich einer feierlichen Preisverleihung im «Hollywood-Stil» wurden heute/gestern Abend (26. Oktober 2001) im Zürcher Kulturzentrum "Rote Fabrik" vier "Big Brother Awards" verliehen [1]. Die Preisverleihung hat zum Ziel, auf die zunehmende Überwachung und Kontrolle in der Gesellschaft aufmerksam zu machen. In seiner Eröffnungsrede wies Odilo Guntern auf die Wichtigkeit des Datenschutzes hin. Vor dem Hintergrund der Attentate in den USA warnte der erste Eidgenössische Datenschutzbeauftragte vor einem unbedachten Ausbau der Überwachungsmöglichkeiten. Gerade im Bereich von Datensammlungen gelte es, sorgfältig abzuwägen zwischen den Interessen des Staates und dem Persönlichkeitsschutz der Bürgerinnen und Bürger. Drei Pokale gingen an die grössten Schnüffelratten in den Kategorien "Staat", "Business" und "Telekommunikation". Der "Winkelried Award" hingegen wurde für besonders lobenswerten Widerstand gegen Überwachung und Kontrolle verliehen. Der Anlass wurde gemeinsam organisiert von der "Swiss Internet User Group SIUG", der Konzeptgruppe der "Roten Fabrik" und vom "Archiv Schnüffelstaat Schweiz ASS" [2]. Mit dem "Big Brother Award" werden Firmen oder Einzelpersonen ausgezeichnet, welche das persönliche Grundrecht auf den Schutz der Privatsphäre missachten und/oder die Überwachung und Kontrolle von Personen oder von Personengruppen fördern. In der Schweiz fand die Preisverleihung bereits zum zweiten Mal statt. Unter den letztjärigen Preistägern befinden sich die Firmen Swisscom und Hoffmann-LaRoche, sowie das Militärdepartement VBS und Herr Urs von Däniken. Die Nomination der Preisträger erfolgte durch das Publikum. Bis zum 30. September konnten Vorschläge für den Schnüffelpreis eingereicht werden. Eine elfköpfige Jury mit namhaften VertreterInnen aus Politik und Medien [3] hatte anschliessend aus rund 50 Kandidaten [4] eine Auswahl zu treffen. In der "Roten Fabrik" wurden die "Big Brother Awards" im Stil einer Hollywood-Gala von berühmten Stars der "Comedian Company" [5] verliehen. Diana Ross, John Travolta, die TicTacToe und Madonna verlasen die satirisch formulierten Laudationen [--> Auszüge finden sich demnächst auf der Website der OrganisatorInnen, Weblink 6]. In der Kategorie "Staat" ging der Hauptpreis an die Konferenz der Kantonalen Polizeikommandanten für deren Bemühungen um eine Vernetzung ihrer Datensysteme. Unter den ersten drei Nominierten befindet sich weiter das Justiz- und Polizeidepartement (EJPD) für ihren Einsatz bei der Durchsetzung eines Eidgenössischen Gen-Registers. Ebenfalls lobend erwähnt wurde der Sozialdienst der Gemeinde Ittigen bei Bern, der zur Kontrolle seiner Kundschaft einen Privatdetektiv einsetzte. In der Kategorie "Business" wurde der erste Preis der Krankenkasse SWICA verliehen. Sie vertreibt ein Computerprogramm, welches ein ausführliches «Absenzenmanagement» erlaubt. Weiter erhielt die Firma HOFFMANN-LA-ROCHE eine lobende Erwähnung für ihre Hartnäckigkeit bei der Durchsetzung von Urinproben bei ihren Lehrlingen. Die Basler Chemiefirma erhielt bereits im Vorjahr einen «Big Brother Award» und wurde -- wie die SWICA -- bereits mehrmals vom Eidgen. Datenschutzbeauftragten kritisiert. Als dritte Firma wurde die CREDIT SUISSE für ihre Umsetzung einer als «anonym» bezeichneten Mitarbeiterbefragung gelobt. In der Kategorie "Telekommunikation" ging der erste Preis an den militärischen Nachrichtendienst für die Satellitenabhorchanlage ONYX (ehemals SATOS-3). Diese Anlage erlaubt es, Kommunikationsdaten aus dem Weltraum in die heimischen Bunker zu holen. Eine lobende Erwähnung ging an Alt-Bundesrat Arnold Koller für seinen Einsatz bei der Revision des Überwachungsgesetzes BÜPF. Dieses Gesetz verpflichtet Telekommunikationsanbieter und Internet-Provider, die Anschlussdaten ihrer Kundschaft während sechs Monaten aufzubewahren. Weiter wurde die Firma SOTEC SA in Nyon gelobt. Sie vertreibt mit eine Software, die namentlich zur Beobachtung der Internetkommunikation von Angestellten eingesetzt werden soll. Während die Jury in diesem Jahr keinen "Lebenswerk-Award" für besonders hartnäckige Beschnüffelung vergeben konnte, standen drei Kandidaten für den "Winkelried Award" zur Auswahl. Dieser einzige Positivpreis zeichnet lobenswerten *Widerstand* gegen Überwachung und Kontrolle aus. Unter den Nominierten fanden sich eine Gruppe von FCZ-Fans, die sich gegen die polizeiliche Fichierung in einer zur Wehr setzte. Die «Swordlord Coding Crew» wurde zusammen mit Roman Racine für ihren Einsatz gegen einen dubiosen Handel mit E-Mail-Adressen gelobt. Der "Winkelried Award" ging gemeinsam an Michael Jordi von der Gewerkschaft VPOD und an eine nicht namentlich genannte Angestellte eines Call Centers. Die beiden wehrten sich in einer Mustereinsprache gegen die zunehmende Überwachung am Arbeitsplatz. Das Berner KIGA hiess die Klage vollumfänglich gut und entschied: "1. Die installierten Kameras in sen Arbeitsräumen und in der Cafeteria der Secur AG sind zu entfernen.» (Entscheid vom 2.10.00) Zeitgleich mit dem Anlass in der "Roten Fabrik" fanden Preisverleihungen in Österreich und Deutschland statt [7]. Weitere «Big Brother Awards» werden auch in Grossbritannien, den USA und in Frankreich verliehen. Geplant sind zudem Aktionen in Ungarn, Dänemark, Spanien und den Niederlanden. Am Rande der Preisverleihung erklärten die Organisatoren der Schweizer Awards, dass die Ausschreibung für die "Big Brother Awards 2002" bereits eröffnet sei [8] Weblinks: -------- [1] http://www.bigbrotherawards.ch [2] http://www.bigbrotherawards.ch/2001/veranstalter.shtml [3] http://www.bigbrotherawards.ch/2001/nomination/jury.shtml [4] http://www.bigbrotherawards.ch/2001/nomination/nominees.shtml [5] http://www.comedian-company.ch/ [6] http://www.bigbrotherawards.ch/2001/event/ [7] http://www.bigbrotherawards.ch/2001/international/index.shtml [8] http://www.bigbrotherawards.ch/2002/nomination/nomination.shtml Der Schweizer "Big Brother Award" wird organisert von der "Swiss Internet User Group" SIUG, vom Kulturzentrum "Rote Fabrik" in Zürich und vom "Archiv Schnüffelstaat Schweiz" ASS. Mediensupport: WochenZeitung WoZ, Zürich und «LeCourrier», Genève. Kontakt: ------ info@bigbrotherawards.ch http://www.bigbrotherawards.ch Aussender: Konzeptbüro Rote Fabrik, Tel 01-482.40.79 /.