230: Firma Q-Sys: Datensammlung mit Rai/Rug

Nominiert: Firma Q-Sys AG
Kategorie: Business

Zusammenfassung

Beim Eintritt in ein Pflegeheim müssen Betagte manchmal eine Reihe intimer Fragen beantworten, wie beispielsweise «Verbringen Sie manchmal den ganzen Tag im Pyjama?» oder «Sind Sie ab und zu niedergeschlagen?» Die Antworten auf die 250 mehr oder minder intimen Fragen werden von den Pflegerinnen und Pflegern in den Computer eingegeben. Im Dienste der Krankenkassen ermittelt ein Computerprogramm anschliessend die passende 'Pflegestufe' und weist auf 'Besonderheiten' in den Antworten hin. Das Computersystem namens «Rai/Rug» soll den Pflegeaufwand ermitteln und für mehr Qualität sorgen. Vertrieben wird es von der Firma Q-Sys aus St. Gallen. Inzwischen wurde es in den Kantonen Solothurn und Basel-Stadt für obligatorisch erklärt. In den Kantonen Aargau, Bern und Zürich wird es zurzeit getestet. Die Heimleiter rechnen mit jährlichen Ausgaben von 1000 Franken pro Heimbewohner.

Begründung

Der Datenschutzbeauftragte des Kanton Zürich, Bruno Baeriswyl, kritisiert das Computersystem: «Grundsätzlich ist es nicht verhältnismässig, wenn man einfach alles erfasst und Daten auf Vorrat bearbeitet.» Ausserdem müsste den Betagten das Recht eingeräumt werden, die Anworten zu verweigern. Darüber hinaus werden die Daten für «statistische Zwecke» an die Firma Q-Sys weitergeleitet. «Anonymisiert», wie Markus Anliker von Q-Sys betont. Allerdings sollen der Firma auch das genaue Geburtsdatum der Patientin und der Name des behandelnden Arztes übermittelt werden. Inzwischen wird «Rai/Rug» von einer Arbeitsgruppe der Vereinigung Schweizerischer Datenschutzbeauftragter genauer untersucht.

Zeitungsartikel