Laudatio zur Verleihung der 5. Schweizer Big Brother Awards
am Samstag, 16. Oktober 2004, abends in der Steeeltec-Halle in
Emmenbrücke
im Rahmen von «pulp - plattform für digitale
kultur»
vorgetragen vom Schauspieler Ernst Jenni
Neben dieser HTML-Version gibt es die Laudatio auch als
pdf oder als Text.
Szenario Version 4
des Event zur Verleihung
der 5. Schweizer «Big Brother
Awards»
am Samstag, 16. Oktober 2004, abends
in der Steeltec-Halle in Emmenbrücke
im Rahmen von «pulp - plattform für
digitale kultur»
Show von ca. 90 Minuten
Stil: seriös-satirische Laudatio, mit Anlehnungen an
«Oscar»-Verleihung, mit visuellen Beiträgen des
Fernsehsenders «Tele G» (Guido Henseler) und
musikalischen Beiträgen der «Super Tops» aus
Bern
Ablauf
- Aufbau am Samstag bis 14 Uhr
- Hauptprobe mit allen Beteiligten 14.00 Uhr bis max. 16.30
Uhr
- 18 bis 19.00 Uhr Abendessen vor Ort
- 19.30 Einlass, Infotisch, «Schnüffelbar»,
Luftschiffballett, Security und Eingangsregistrierung
- 20 Uhr Beginn Show
- 21.30 Uhr circa: Ende der Show (ab 22 Uhr Musikprogramm
«Late Night»)
Beteiligte «on stage»
- Ernst Jenni, Moderator
- Christoph Müller als Vertreter der Organisatoren
BBA-2004
- Drei Mitglieder der Jury BBA-2004 (im Sofa)
- Joe als Security-Agent
- Daniel Kasztura als Vertreter der
«Winners»
- Musik «Super Tops»
- Winkelrieds Ur-Ur-Enkel
«Backstage»
- Guido Henseler: Multimedia / visuals
- Christoph: diverses
- Dieter: Inszenierung
Vorbemerkungen[...] Bemerkungen in Klammern sind
Regieanweisungen oder Kommentare/Anregungen
GROSSBUCHSTABEN heisst: hervorheben / betonen
Anglizismen sind bewusst so eingebaut, sollten auch so betont
werden.
5. Big Brother Awards 200420 Uhr: Beginn
[Musik spielt Einlassignet.]
[Visuelles Jingle: Drehender Pokal]
AUFTRITT MODERATOR (ERNST JENNI):
- Moderator
-
Meine sehr verehrten Damen und Herren: Willkommen zur
Preisverleihung der fünften Schweizer BIG BROTHER
AWARDS. Ich bin Ernst Jenni und ich werde Sie als Moderator
durch den heutigen Abend führen.
An der heutigen Galaveranstaltung werden Ihnen die
Gewinnerinnen und Gewinner der Pokale für die
grössten Schnüffelratten der Schweiz
vorgestellt.
Mit den Preisen in den vier Kategorien Staat, Business,
Arbeitsplatz und Lebenswerk werden Personen oder
Institutionen ausgezeichnet, die sich in den vergangenen
zwölf Monaten besonders hervorgetan haben mit der
Überwachung und Bespitzelung der Bevölkerung.
Neben diesen vier Negativpreisen verleihen wir heute auch
einen «Winkelried»-Award als Preis für
lobenswerten Widerstand GEGEN Überwachung und
Kontrolle.
Meine Damen und Herren: Damit solche Preise überhaupt
verliehen werden können, braucht es intensive
Vorbereitungen -- nicht nur von den einzelnen Kandidatinnen
und Kandidaten, sondern auch von den Organisatoren. Um Ihnen
einen Eindruck davon zu vermitteln, haben wir den privaten
Fernsehsender «Tele G» gebeten, für uns im
Generalsekretariat der Schweizer «Big Brother
Awards» in Bern vorbeizuschauen und über die
Vorbereitungen zu berichten. -- Sehen Sie nun die Reportage
von «Tele G»:
-
[Video 1: Bericht aus dem Generalsekretariat BBA]
-
MODERATOR:
-
Vielen Dank! - Wir haben nun die grosse Ehre, einen
Vertreter des Organisationskomitees der Schweizer «Big
Brother Awards» bei uns begrüssen zu dürfen:
Christoph Müller.
- CHRISTOPH betritt die Bühne: (STICHWORTE)
- MODERATOR:
-
Guten Abend, Herr Müller. Wir haben ja in der
Reportage gesehen, dass viel Arbeit hinter den BBAs steckt.
Geht es bei Ihnen wirklich immer so hektisch zu und her?
- CHRISTOPH MÜLLER(STICHWORTE)
-
Wir führen diese Preisverleihung inzwischen zum
fünften Mal durch --- und wiederum waren die letzten
Wochen und Tage vorher sehr hektisch. Da haben sehr viele
Menschen mitgearbeitet: Einladungen und Communiqués
verschicken, Pokale putzen -- der Aufbau der Infrastruktur
hier in der «Steeltec»-Halle... der letzte
Schliff.... (Baldrian...)
Jetzt freuen wir uns natürlich sehr, dass wir die
Preise dieses Jahr erstmals in Emmen verleihen
dürfen.
- MODERATOR:
-
Wie kommt die Auswahl der Siegerinnen und Sieger
zustande?
- CHRISTOPH:
-
Das ganze Jahr über werden uns Nominationen
eingereicht. Bis Ende August wurden uns über 100
Vorschläge von Kandidatinnen und Kandidaten eingereicht.
Wir prüfen diese, recherchieren und erstellen Dossiers.
Nach einer ersten Prüfung haben wir 52 davon einer Jury
zur Auswahl vorgelegt. Diese hat dann die Entscheide
gefällt.
- MODERATOR:
-
Weshalb betreiben Sie diesen Aufwand? Was ist Euer
Anliegen?
- CHRISTOPH:
-
Wie die Statistik im Film gezeigt hat, nehmen
Überwachung und Kontrolle immer stärker zu... Wir
wollen darauf aufmerksam machen und haben dazu eine
satirische Form gewählt.
Und wir wollen denjenigen Personen und Instititutionen,
die die Privatsphäre missachten, zeigen, dass sie selber
auch beobachtet werden. Manchmal lernen sie daraus und geben
sich dann etwas Mühe, den Datenschutz zu beachten. -- so
dass es die «Big Brother Awards» vielleicht in
ein paar Jahren gar nicht mehr braucht... Wir arbeiten also
auch an unserer eigenen Abschaffung...
- MODERATOR:
-
Dazu wünschen wir Ihnen natürlich viel Erfolg!
Vielen Dank, Herr Müller.
-
[CHRISTOPH MÜLLER TRITT AB.]
-
MODERATOR:
-
Wie wir im Beitrag von «Tele G» erfahren
haben, sind die «Big Brother Awards» eine
internationale Aktion: Die ersten solchen Preise wurden vor
sieben Jahren in Grossbritannien verliehen -- es folgten
Österreich, Deutschland, die Schweiz, Frankreich... Bis
heute fanden bereits über 40 Zeremonien in 16
Ländern statt.
-
[VISUALS: ROLLBAND: LISTE DER BETEILIGTEN LÄNDER]
-
[MODERATOR ZEIGT INS PUBLIKUM, SAALLICHT LEICHT AN]
-
Wir freuen uns sehr, dass wir heute vier Ehrengäste
von «Big Brother Awards» aus anderen Ländern
bei uns im Publikum begrüssen dürfen:
- Simon Davies aus London, Grossbritannien,
- Rena Tangens aus Bielefeld, Deutschland,
- Andreas Krisch aus Wien, Österreich und
- Sjoera Nas aus Den Haag, Holland.
-
[DIE VIER «INTERNATIONALEN» ERHEBEN SICH KURZ ODER
WINKEN /SPOT]
-
Sie haben es gehört, meine Damen und Herren: Die
Siegerinnen und Sieger werden von einer Jury bestimmt. Der
diesjährigen Jury gehören die folgenden 13 Personen
an - in alphabetischer Reihenfolge:
-
[VISUALS: PANELS MIT NAMEN, ORT UND NUMMER DER 13
JURY-MITGLIEDER] [evtl. VORLESEN OHNE ORTSCHAFT]
-
- Philippe Bach aus Genf
- Susan Boos aus St. Gallen
- Thomas Boutellier aus Luzern
- Cécile Bühlmann aus Luzern
- Jacqueline Chopard aus Luzern
- Balthasar Glaettli aus Zürich
- Lorenz Keiser aus Zürich
- Felix Kuhn aus Luzern
- Matthias Nast aus Bern
- Paul Rechsteiner aus St. Gallen
- Tina Roessler aus Lausanne
- Géraldine Savary aus Lausanne
- und Daniel Weber aus Zürich.
Wir freuen uns sehr, drei der Jury-Mitglieder heute
persönlich bei uns begrüssen zu dürfen! Darf
ich Sie gleich auf die Bühne bitten:
- Frau Susan Boos, Redaktorin bei der Wochenzeitung
WOZ
- Frau Jacqueline Chopard, Rechtsanwältin
- und Herr Felix Kuhn, Texter und Maler
-
[DIE 3-4 AUFGERUFENEN JURY-MITGLIEDER KOMMEN GEMEINSAM AUF DIE
BÜHNE UND NEHMEN STILL IN DER POSTERGRUPPE PLATZ.]
-
Im übrigen begrüssen wir natürlich wie
immer auch den Vertreter der staatlichen Überwachung --
man kann ja immer noch etwas dazulernen!
- MODERATOR:
-
Zur Sache: Überwachung, meine Damen und Herren, ist
ein hochaktuelles Thema: Staat wie Wirtschaft scheuen keine
Anstrengungen, um immer mehr und immer detailliertere
Informationen über uns zu sammeln.
Keine leichte Aufgabe, wie Sie sich sicherlich vorstellen
können: Datensammeln erfordert nicht nur Fleiss und
Ausdauer, sondern auch Kreativität!
Nehmen wir den Staat: Bedrängt von rechts und von
rechts; oft als träge und bürokratisch
belächelt, erweist er sich als überaus schnell und
effizient, wenn es darum geht, die Bürgerinnen und
Bürger daten-mässig zu erfassen und zu verarbeiten.
Auch der Staat hat mittlerweilen gelernt, dass er die
Nähe zu seiner Kundschaft AKTIV suchen muss. So gelingt
es mancher Amtsstelle, der oft beklagten
«Anonymisierung der Gesellschaft» wirkungsvoll
entgegenzutreten.
Oder nehmen wir die Privatwirtschaft, die mit grossem Elan
Daten über uns sammelt und diese Daten nicht selten
sogar in lukrative «business cases» zu verpacken
versteht: Mit dem Datenhandel ist ein neuer,
zukunftsträchtiger Markt entstanden: Wissen ist Macht,
Informationen sind Wert, Daten sind «Cash».
Heute nun -- mit Spannung erwartet -- darf ich Ihnen die
Gewinnerinnen und Gewinner der fünften Schweizer
«Big Brother Awards» vorstellen.
-
[MUSIK: JINGLE .... - VISUALS: ANIMATION «STAAT»]
Kategorie STAAT
- MODERATOR:
-
Mehr als die Hälfte aller Kandidaten bewarben sich um
einen Pokal in der Kategorie «Staat»:
28 Nominationen lagen der Jury zur Auswahl vor, darunter
mehrere Polizeikommandos, Parlamente und Amtsstellen, ein
kantonaler Psychiater -- ja sogar der Bundesrat kandidierte
für einen Betonpokal!
Keine leichte Wahl: Soll die Justizdirektion des Kantons
Zürich belohnt werden, die den benachbarten Ämtern
Einblick in ihre Computerdatenbank erlaubte? Oder JENE
Mehrheit des eidgenössischen Parlaments, die ein neues
Bundesgesetz zur (geheimnisvoll:) «verdeckten
Ermittlung» verabschiedete?
Oder aber der Berner Tiefbaudirektor Alexander
Tschäpätt, der die Fahrradabstellplätze in der
Berner Innenstadt künftig alle paar Tage fotografieren
lassen will, um festzustellen, ob jemand sein Fahrrad
unzulässig lange im Regen stehen lässt?
Meine Damen und Herren: Die drei besten Nominierten in der
Kategorie «Staat», in alphabetischer
Reihenfolge:
1. Herr Bundesrat Christoph Blocher und seine
Vorgängerin, die junge Alt-Bundesrätin Ruth
Metzler,
für ihr Engagement zur Teilrevision des
Asylgesetzes
«Missbräuche im Asylwesen» gehören
als Schlagworte längst auf die Titelseiten vieler
Zeitungen - (zum Publikum:) Sie wissen ja so gut wie ich:
Asylsuchen ist gefährlich!
Bereits im Jahr 2000 hat die damalige Bundesrätin
Ruth Metzler deshalb griffige Massnahmen zur Teilrevision des
Asylgesetzes in die Wege geleitet. Durchgesetzt werden sie
nun von ihrem Nachfolger, Herrn Bundesrat Blocher.
DIE grosse Neuerung der Teilrevision ist die systematische
Erfassung biometrischer Daten aller Asylsuchenden nach dem
Vorbild der Schengen-Dublin-Datenbank «EURODAC»
des grossen Bruders Europa.
Überhaupt ist die Teilrevision geprägt vom
Gedanken der Kooperation: So dürfen die Behörden
von Bund, Kantonen und Gemeinden künftig der
Fremdenpolizei ohne Formalitäten Amtshilfe leisten: Die
persönlichen Daten der Asylsuchenden bleiben also nicht
länger in Amtsstuben und Karteikästen eingesperrt,
sondern erhalten endlich ihre Freizügigkeit und
dürfen ... migrieren.
2. Das Obergericht des Kantons Bern,
für seinen forcierten Zugriff auf Kundendaten der
Migros.
Bei der Untersuchung einer Brandstiftung in einem
Knabenheim in Niederwangen bei Bern fanden die Ermittler ein
Werkzeug, das in der Migros gekauft worden war. Sie
verlangten von der Migros deshalb eine Liste aller
Cumulus-Kunden, die dieses Werkzeug gekauft hatten. Damit
hofften sie, dem Täter auf die Spur zu kommen. Die
Migros weigerte sich zunächst... doch dann griff das
Berner OBER-Gericht ein und erzwang mit einer glasklaren
Verfügung die sofortige Herausgabe der Daten von 113
Migros-Werkzeug-Cumulus-Kunden.
Meine Damen und Herren, nehmen Sie sich in Acht!
(raunend:) Kürzlich soll jemand in der Migros in Ebikon
einen Hammer, einen Spaten, eine Taschenlampe UND
Gummihandschuhe UND Abfallsäcke gekauft haben!
Nun: In Bern konnte der Brandstifter zwar bis heute nicht
ausfindig gemacht werden, aber wie alle polizei-taktischen
Massnahmen gilt auch für die hier demonstrierte
Rasterfahndung: Sie muss frühzeitig geübt
werden!
3. Das Militärdepartement VBS, vertreten durch den
Chef Luftwaffe, Korpskommandant Hansruedi Fehrlin,
für den innovativen Einsatz von unbemannten
Überwachungsdrohnen über dem Himmel von Emmen.
Zur Aufgabe der Schweizer Armee gehört nicht nur der
Schutz der Grenzen im Kriegsfall, sondern subsidiär auch
die Bewahrung der inneren Sicherheit in Bedrohungslagen.
Seitdem die Russen Anfang der 60er-Jahre einen
Sputnik-Satelliten in den Weltraum schossen, geht das
Wettrüsten auch im Luftraum weiter -- und da muss wohl
oder übel auch die Schweizer Armee mithalten!
Sie hat deshalb zusammen mit israelischen Spezialisten und
mit der Firma «RUAG-Aerospace» eine neue
Aufklärungsdrohne namens (englisch:) «A-D-S
ninety-five Ranger» entwickelt: Ein unbemanntes und
ferngesteuertes Flugobjekt von rund fünf Metern
Spannweite, mit einer hoch auflösenden Kamera
bestückt.
Die Drohne wurde bereits erfolgreich getestet, zum
Beispiel am Dreikönigstag des Jahres 2004, als kurz vor
20 Uhr bei einem Patrouillenflug über Altbüron eine
feindliche Bodenbewegung identifiziert wurde: Ein automobiles
Objekt bewegte sich auf den nahen Wald zu!
Die luftpolizeilichen (english:) «Operators»
handelten unverzüglich, lenkten den fliegenden Sensor
über das dubiose Objekt, filmten es aus sicherer Distanz
und meldeten den Fall der polizeilichen Bodentruppe. -- Es
stellte sich heraus, dass sich zwei jugendliche Drogenbarone
in den besagten Wald bei Altbüron zurückziehen
wollten, um dort einen Joint zu rauchen!
Meine Damen und Herren: Das Beispiel zeigt
unmissverständlich auf, dass die Schweizer Luftwaffe
trotz der Einsparung von Piloten in der Lage ist, auch
ungewohnte und neue Bedrohungen sofort aufzuspüren, und
dass die Luftwaffe einen entscheidenden Beitrag zur inneren
Sicherheit zu leisten nicht nur WILL, sondern auch KANN! --
gemäss ihrem bewährten Motto -- Zitat: «Wir
helfen da, wo andere nicht mehr können.»
-
[VISUALS: Animation der drei KandidatInnen: «1, 2 oder
3?...»
-
Drei Kandidaten, drei Pioniere mit drei innovativen
Ansätzen zum Schutz der Bevölkerung und gegen
Verbrechen aller Art. Für welchen hat sich die Jury
entschieden? Darf ich Herrn Felix Kuhn bitten?
-
[MUSIK: ansteigender Trommelwirbel.... / Spannung!]
-
[JURYMITGLIED Felix Kuhn bringt dem Moderator einen
Umschlag]
-
[MODERATOR: öffnet den Umschlag ]
-
MODERATOR:
-
Meine Damen und Herren: Der grosse Schweizer «Big
Brother Award», der STAATS-Award geht an ... die
Luftwaffe der Schweizer Armee, Korpskommandant Hansruedi
Fehrlin! TUSCH!
-
[MUSIK: Tusch ] --- [PUBLIKUM: Applaus...]
-
[MODERATOR im Dialog mit FELIX KUHN]
-
Herr Kuhn, weshalb hat sich die Jury für die
Luftwaffe entschieden?
-
FELIX KUHN:
-
Wir wissen von der Webseite der Luftwaffe, dass die
bevorzugte Sportart des Korpskommandanten das Rasenmähen
ist -- mit den Drohnen kann man nun beobachten, ob er diese
Tätigkeit auch wirklich ausübt!
Täglich finden 1-4 «Testflüge» mit
den Drohen statt. Ich habe munkeln gehört, diese Dinger
seien inzwischen gar mit automatischer Bart-Erkennung
ausgerüstet worden! Jedenfalls ist kürzlich auf der
Kreuzbodenalp ein Älpler mit einem grünen Bart
entdeckt worden!
-
MODERATOR:
- Wie deuten Sie die aktuelle Entwicklung, Herr Kuhn?
-
KUHN: (philosophisch)
-
Es ist eine Entwicklung «von oben herab.»
Früher gab es das Bild, dass Gott auf einer Wolke sitzt,
und alles sieht. Als Kind glaubten wir an den Samichlaus --
und heute, mit den Drohnen, ist halt der Sämi Schmid ein
moderner Samichlaus!
-
MODERATOR:
-
Sie sind ja Luzerner und wissen, dass die Existenz des
Flugplatzes in Emmen akut bedroht ist....
-
KUHN:
-
Ich möchte nochmals auf meine Kindheit
zurückkommen. Als Buben haben wir die männlichen
Bienen, eben die Drohnen, gefangen. Wir nannten sie
«Schiissibinli». Wir haben ihnen einen Faden um
den Bauch geknotet und liessen sie hochsteigen.
Aber kommen wir zum Flugplatz Emmen. Genau! Auch ich mache
mir grosse Sorgen! Ich schlage deshalb vor, den Flugplatz so
schnell als möglich umzurüsten in einen grossen
Blumengarten für die Bienen und für alle
«Schissibinli»: Das gibt Arbeitsplätze
für Imker und eine neue Sektion beim VPOD «Imker
und Gärtner».
Ein Honiglecken für unsere Luftwaffe: Die
Dübendorfer und die Leute aus Payerne werden uns
Innerschweizer beneiden.
-
MODERATOR:
- Besten Dank, Herr Kuhn - Wir werden Ihre Anregungen der
Luftwaffe gerne weiterleiten.
-
[EVTL. APPLAUS ]
-
[SECURITY-AGENT tritt mit Pokal auf und tritt neben den
Moderator]
-
MODERATOR:
- Ist Herr Korpskommandant Fehrlin heute bei uns anwesend?
Oder sein Pressesprecher, Herr Nussbaum?
-
[AUFTRITT DANIEL K. ALS FIGUR 1]
-
MODERATOR:
- Aha, sind SIE Herr Fehrlin?
-
FIGUR 1: französisch-Hochdeutsch]
-
Nein, ich bin sein Repräsentant, mein Name ist de
Wattwyl.
-
MODERATOR:
-
Guten Abend, Herr de Wattwyl. Ich darf Ihnen im Namen der
gesamten Jury herzlich zu Ihrem grossen Erfolg
gratulieren!
-
[SECURITY überreicht den Betonpokal und tritt 2 Schritte
zurück]
-
MODERATOR:
-
Wie stellen Sie sich zu Ihrem Erfolg, Herr de Wattwyl?
-
FIGUR 1: (leicht zerknirscht):
-
Es ist in der Tat so, dass uns mit dieser
Drohnen-Geschichte ein Fehler unterlaufen ist. Nach
verschiedenen Wechseln im Departement haben wir eine
Drogenkommiss... eine Drohnenkommission geschaffen und haben
das Vorgehen durch unsere interne Ethikabteilung
überprüfen lassen und, ja, wir sind zum Schluss
gekommen, dass wir Änderungen im Prozessmanagement
werden vornehmen müssen.
-
MODERATOR:
- Oh, das freut uns aber!
-
FIGUR 1:
- Die politische, die strategische und die taktische Leitung
haben beschlossen, das Qualitätsmanagement gewissenhaft zu
überprüfen und auf allen Stufen der Abwicklungen die
Massnahmen zur Qualitätssicherung noch stärker
auszubauen. Die nötigen Konsequenzen wurden gezogen und
[zum Publikum gewendet: ] ich kann Ihnen allen versichern, dass
ein Fall wie der soeben beschriebene in Zukunft nicht mehr
vorkommen wird.
-
MODERATOR:
- Vielen Dank, Herr de Wattwyl -- es freut uns sehr zu
hören, dass die «Big Brother Awards» auch bei
der Luftwaffe ernst genommen werden!
-
FIGUR 1:
- Ja, vielen Dank auch Ihnen. Wir sind immer daran
interessiert, uns weiterzuentwickeln und uns zu verbessern! -
Auf Wiederseh... Adieu!
-
MODERATOR:
- Adieu.
-
[Applaus, FIGUR 1, SECURITY UND JURYMITGLIED AB.]
-
MODERATOR:
-
Meine Damen und Herren: Überwachung ist eine ernste
Sache: Es geht um den Schutz der Privatsphäre. Doch
nicht alle Leute lassen sich von den Möglichkeiten der
Überwachung abschrecken. «Tele G» hat
recherchiert und ist auf verblüffende Erkenntnisse
gestossen:
-
[Video 2: Reportage aus Luzern, Narzisse... 3 Min.]
-
MODERATOR:
-
Vielen Dank für den Beitrag von «Tele
G»!
-
[Applaus]
-
Wir möchten Sie an dieser Stelle übrigens im
Namen des Departements UVEK freundlich darauf hinweisen, dass
Sie die Prepaid-SIM-Karte Ihres Handies noch bis zum 31.
Oktober an jeder DIEPOST-Stelle unter Vorlage Ihrer
Identität kostenlos registrieren lassen können.
Diese Massnahme dient der Bekämpfung von Drogenhandel
und Terrorismus.
Kategorie Business
-
MODERATOR
-
Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir kommen zur
zweiten Kategorie....
-
[MUSIK: Jingle .... - VISUALS: Animation
«Business»]
-
Der «BUSINESS-AWARD»: Wie wir alle wissen, ist
das «quality management» der Kundschaft
längst zu einem strategischen Erfolgsfaktor geworden. Es
versteht sich heute von selbst, dass die Unternehmen wissen
wollen, wie es uns geht und was wir alles kaufen.
Doch vergessen wir nicht: Datensammeln ist meist eine
mühsame, akribische und oft auch repetitive Kleinarbeit:
IMMER WIEDER wieder beinahe dieselben Ausschnitte aus
Überwachungskameras anschauen, IMMER WIEDER beinahe
identische Logfiles analysieren -- und immer-immer wieder
dieselbe Frage nach
«Händ-Zi-d'Chunde-Charte?»...
Solcher Aufwand soll belohnt werden! Auch wenn die Jury
leider keine Geld-Preise vergeben kann, so haben wir doch
einen formschönen Betonpokal bereitgestellt.
ZWÖLF Nominationen wurden dieses Jahr in der
Kategorie «Business» eingereicht. Darunter finden
sich mehrere Transportunternehmen, die ihre Zugpassagiere mit
Videokameras überwachen.
COOP und Swisscom-Fixnet kandidieren dieses Jahr gemeinsam
mit einem sogenannten (englisch:) «Joint
venture»: So können inzwischen
Swisscom-fixnet-Bonuspunkte in COOP-Supercard-Bonuspunkte
umgerechnet werden. Wäre hoch-interessant zu wissen, wem
denn die Leute telefonieren, die immerzu Himbeeraroma-Joghurt
kaufen...
Die Migros geht einen eigenen Weg: Sie kandidiert dieses
Jahr mit der Teilnahme an einem Forschungsprogramm zu
(english:) RFIDs. «Radio Frequency Identity Tags»
sind kleine Computerchips, die dereinst die Strichcodes auf
Produkten ersetzen sollen. Mit RFIDs wird es möglich,
jedes Produkt einzeln zu identifizieren - auch über den
Kauf im Laden hinaus! -- da weiss man dann nicht nur, wer
immerzu diese Himbeeraroma-Joghurt kauft, sondern genauer:
Wer welches Himbeeraroma-Joghurt wohin trägt und
isst...
Nicht alle Kandidaten glänzen mit solch
ausgeklügelten Neuerungen. Als eher plumpes Beispiel
weist die Jury auf den Schweizerischen Fussballverband hin,
der ja bekanntlich an der EM in Portugal und beim Debakel um
das zu gross geplante Einkaufszentrum in Zürich in ein
schlechtes Licht geraten ist: Er versuchte, sich bei der UEFA
mit der Lieferung von Daten von Fussballfans
einzuschmeicheln.
(rügend:) Um einen «Big Brother Award» zu
erhalten, braucht es aber schon etwas mehr
Kreativität!
Meine Damen und Herren: Die ersten drei Nominierten der
Kategorie «Business», in alphabetischer
Reihenfolge:
1. Die Firma AWZ AG aus Bern,
für ihre mit akribischem Fleiss gesammelte Datenbank
von 4.5 Millionen Privatadressen
Zweifeln Sie, meine Damen, manchmal daran, ob Sie wohl
(noch) zur exklusiven Trend-Zielgruppe gehören? Ob Sie
wirklich eine «Powerfrau» sind?
Fragen Sie, meine Herren, sich bisweilen, ob Sie wohl der
Kaufkraftklasse «SUPER» oder der
«INFO-Elite» angehören? Ob Ihre
Tätigkeit zu den «gehobenen Berufen»
zählt?
Oder wundern Sie sich ganz einfach, wie unverlangte, aber
persönlich an Sie adressierte Werbung in Ihren
Briefkasten gelangt?
Die Firma AWZ weiss es! Sie bietet Direktwerbung an, ohne
Umwege also, und verfügt nach eigenen Angaben über
eine Adresskartei mit 4,5 Millionen Privatadressen in der
Schweiz. Das sind 1,25 Adressen pro Wohnung! -- Wussten Sie
übrigens, dass eine Honigbiene 4,5 Millionen Blüten
anfliegen muss, um EIN Kilo Honig zu produzieren?
Die Adressen sind nach Angaben der AWZ mit mehr als 50
Merkmalen charakterisiert, zum Beispiel nach Alter,
Wohngegend, Reiseverhalten, Rasenmäherbesitz,
Babywindeln-Kauf, Katzenfutter-Konsum -- oder auch nach
«Umgang mit Kreditkarten»...
Sind Sie soeben umgezogen? Besitzen Sie ein Fahrzeug in
der Preisklasse «mittel»? Hinterradantrieb? Sind
Sie an Pferden interessiert? Sind Sie Lehrerin oder Lehrer?
Haben Sie einen italienisch klingenden Nachnamen? Kaufen Sie
regelmässig per Post ein? Gehören Sie zur
Lifestyle-Zielgruppe «Bodäständig»?
oder «Kreativ»? -- oder gar zu beiden?
Die AWZ weiss mehr über Sie, als Sie selber! Als wohl
erstes Direktwerbeunternehmen in der Schweiz -- und im
Alphabet zuoberst -- wurde die Firma stellvertretend
nominiert für eine ganze Branche an Adress-Scouts, deren
Ziel darin besteht, uns alle dereinst beim Verfassen unserer
Biografie zu unterstützen.
2. Die Firma Mailprofiler AG aus Adliswil und Zug,
für ihren gleichnamigen innovativen
E-Mail-Überwachungsdienst
Bei dieser Firma handelt es sich um ein aufstrebendes
junges Serviceunternehmen mit Kunden wie COOP-Bank,
Hewlett-Packard, Kuoni, Migros-Bank oder Opel. Für deren
Kunden verschickt die Mailprofiler AG Rundbriefe per
E-Mail.
Diese E-Mails enthalten eine versteckte elektronische
Wanze. Dadurch kann die Jungfirma kontrollieren, ob und wann
ein Empfänger eine E-Mail liest. Eine wahre (english:)
«Killer-application», die ungeahnte neue
Möglichkeiten der Kundenbindung eröffnet!
Im Fokus der Jungfirma steht das zielgruppenspezifische
(english:) «Relationship-Marketing». Die
firmeneigene Software (english:) IMN, «Intelligent Mail
Network», mit dem integrierten
«Targeting-Modul» der Firma Schober
ermöglicht eine komfortable und automatisierte
Adressgewinnung, umfangreiche Auswertungen und die
Erarbeitung von detaillierten Kundenprofilen. -- Wertvolle
Daten, die von der Mailprofiler AG in einem ehemaligen Bunker
aufbewahrt werden...
3. santésuisse, der Dachverband der
Krankenversicherer der Schweiz
für das neue Tarifmodell TARMED.
Krankenkassen wollen wissen, wie es uns geht. Unsere
Gesundheit ist auch ihre Gesundheit, unsere Krankheiten
lohnen sich auch für sie nicht! Kundinnen und Kunden
sollen deshalb gründlich untersucht und durchleucht
werden. Dabei soll nicht bei den Daten gespart werden!
Mit dem einheitlichen Tarifsystem TARMED, welches auf
Drängeln der «santésuisse» auf den 1.
Januar dieses Jahres eingeführt wurde, müssen alle
Ärztinnen und Ärzte auf ihren Rechnungen exakte
Behandlungs-Nummern auflisten. Durch die Verwendung von
über 4600 TARMED-Positionen wird auch für die
Kundschaft endlich TRANSPARENZ über die eigenen
Gebrechen und Leiden geschaffen:
Unter der Laufnummer 20.2120 wird etwa die (Zitat:)
«Behandlung einer Analfissur durch Exzision»
festgehalten, unter 02.0080 eine «psychiatrische
Krisenintervention, (pro 5 Minuten)», unter 22.1280 ein
«Schwangerschaftsabbruch medikamentös nach der 16.
Schwangerschaftswoche», unter 22.2640 ein
«Intrauteriner Embryo-Wash-out», und unter
21.2810 eine «Penisamputation, total» -- alles
geordnet, alles transparent, alles im Klartext!
TARMED schafft die solide Datenbasis für eine
präzise Risikoselektion. TARMED erlaubt es unseren
kranken Kassen, sich endlich gesund-zu-sanieren.
-
[VISUALS: Animation der drei KandidatInnen: «1, 2 oder
3?...»
-
Meine Damen und Herren, drei Kandidaten, drei Pioniere mit
drei ausgeklügelten Methoden von Effizienzsteigerung und
«customer care»... Für welchen hat sich die
Jury entschieden?
Darf ich das langjährige Jurymitglied Frau Susan Boos
bitten?
-
[MUSIK: ansteigender Trommelwirbel.... / Spannung!]
-
[JURYMITGLIED bringt dem Moderator einen Umschlag]
-
[MODERATOR: öffnet den Umschlag ]
-
MODERATOR:
-
Meine Damen und Herren: Der grosse Schweizer «Big
Brother Award», der BUSINESS-Award geht an ... die
«santésuisse» aus Solothurn! TUSCH!
-
[MUSIK: Tusch ] --- [PUBLIKUM: Applaus...]
-
[MODERATOR: Dialog mit JURY-MITGLIED]
-
MODERATOR (standarddeutsch):
-
Frau Boos, weshalb haben Sie sich für die
«santésuisse» entschieden?
-
JURYMITGLIED (standarddeutsch):
-
Die «santésuisse» hat sich bereits im
letzten Jahr für einen «Big Brother Award»
beworben, ist aber damals knapp gegen «Orange
Telecommunications» unterlegen. Ich meine, dass die
«santésuisse» für ihr Drängeln
und Zwängen nun einen Pokal verdient hat!
-
MODERATOR:
- Letztes Jahr verriet der Sprecher der
«santésuisse», Herr Marbet, dem Schweizer
Radio, dass ... (raunend:) hinter den «Big Brother
Awards» in Wirklichkeit der Spitalverband
«H-plus» stehe! -- Ein abgekartetes Spiel
also?
-
JURYMITGLIED
-
Offenbar gefällt es der
«santésuisse» nicht besonders, nun
für TARMED gelobt zu werden -- es ist verständlich,
dass sie dann Intrigen erfinden -- Tatsache ist aber, dass
das Tarifsystem völlig unverhältnismässig
ist!
-
MODERATOR:
- Besten Dank, Frau Boos -- Die Jury gratuliert den
Krankenversicherern herzlich zu ihrem Erfolg!
-
[EVTL. APPLAUS]
-
[SECURITY-AGENT tritt mit Pokal auf und tritt neben den
Moderator]
-
Ist ein Vertreter der santésuisse heute bei uns
anwesend? Herr Direktor Giger vielleicht? Herr Marbet?
-
[AUFTRITT DANIEL K. ALS FIGUR 2]
-
MODERATOR:
- Aha, vertreten SIE die Krankenversicherer?
-
FIGUR 2: (agité, CH-Hochdeutsch:)
-
Ja, mein Name ist Schmid. Und ich muss Ihnen gleich
sagen....
-
MODERATOR:
- Guten Abend, Herr Schmid. Ich darf Ihnen im Namen der Jury
herzlich gratulieren zu Ihrem grossen Erfolg.
-
[SECURITY will Betonpokal überreichen, Figur 2 will ihn
nicht annehmen.... - erregt sich]
-
FIGUR 2:
-
Ich muss Ihnen also gleich sagen, Herr.... also Ihre
Anschuldigungen stimmen SO NICHT! Was Sie da behaupten ist
einfach FALSCH. Wir haben NIE....! (...)
-
MODERATOR:
- Bitte, Herr Schmid! Ihr Fall wurde von einer seriösen
und kompetenten Jury überprüft und es liegen Fakten
vor, die klar besagen, dass ...
-
FIGUR 2:
-
Nein, das ist alles ERSTUNKEN UND ERLOGEN! -- Das stimmt
SO NICHT und das sieht doch jeder Kranke, dass hinter diesen
«Big Brother Awards» in Wirklichkeit der
Spitalverband «H-Plus» steckt! -- und wir wehren
uns vehement dagegen, DERART durch den Dreck gezogen zu
werden!
-
MODERATOR:
-
Besten Dank, Herr Schmid. -- Auf Wiedersehen!
-
[FIGUR 2 mit Pokal ab, SECURITY UND JURYMITGLIED AB.]
-
MODERATOR:
-
Meine Damen und Herren, Sie sehen:
«Gesundheit» und «Krankheit» sind
relative Begriffe...
Nicht alle Preisträger freuen sich offenbar über
den Betonpokal, und es muss leider ernsthaft bezweifelt
werden, ob die «Big Brother Awards»
überhaupt etwas nützen.
Wie ist der Lerneffekt der Pokale bei bisherigen
Preisträgern? Sehen Sie dazu die nächste Reportage
von «Tele G»:
-
[Video 3: Reportage aus Basel, zu Roche... 3 Min.]
-
MODERATOR:
-
Vielen Dank, Guido Henseler!
-
[Applaus]
Kategorie Arbeitsplatz
-
MODERATOR
-
Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir kommen zur dritten
Kategorie....
-
[MUSIK: Jingle .... - VISUALS: Animation
«Arbeitsplatz»]
-
MODERATOR
-
Erstmals verleiht die Jury dieses Jahr einen Preis in der
neuen Kategorie «Arbeitsplatz» -- Immer mehr
Unternehmen wollen wissen, was ihre Mitarbeiter am Arbeitsplatz
denn eigentlich den lieben Tag lang tun (oder was sie eben NICHT
tun...).
Videokameras und Computerprogramme können den Firmen
helfen zu analysieren, wer den «Cash Flow» des
Unternehmens steigert und wer nicht...
ACHT Anwärter bewerben sich in der neuen Kategorie. Die
besten drei in alphabetischer Reihenfolge:
1. Der Informatikdienst des Kantons St. Gallen, vertreten
durch Herrn Kurt Kengelbacher,
für das neue Reglement mit dem Titel
«Dienstanweisung über den Einsatz von
Informatikmitteln in der Staatsverwaltung»
«Wo Internet, da Gefahr» -- Sie wissen es wohl
alle selber aus eigener Erfahrung, meine Damen und Herren: Viren!
Würmer!! Trojaner!!! -- Oft unterschätzt wird aber die
Bedrohung, die von den eigenen Mitarbeitern ausgeht!
Der Kanton St.Gallen hat den Ernst der Lage erkannt und per
Ende April 2004 eine neue Dienstanweisung in Kraft gesetzt. Im
Artikel 21 dieser Anweisung wird festgehalten, dass die
Internetnutzung aller 9000 Mitarbeiter automatisch protokolliert
wird, und Artikel 22 schreibt fest, dass der kantonale
Informatik-Sicherheits-Beauftragte diese Protokolle ohne
Vorwarnung PERSONENBEZOGEN auswerten darf.
Eine weise, vorausschauende Massnahme! Analysen müssen
stattfinden, BEVOR es zu spät ist! Das heisst: BEVOR ein
konkreter Verdacht auf einen Missbrauch vorliegt, denn dann ...
dann kann es bereits zu spät sein!
2. Die Firma Pickpay AG aus Volketswil bei Zürich,
vertreten durch die Personalleiterin Frau Barbara Bucher,
für ihren umfangreichen Fragebogen bei Bewerbungen.
Pickpay hat Filialen an 230 Standorten. Nur ausgewählte
Mitarbeitende dürfen das exklusive Sortiment von über
4000 Markenartikeln verkaufen. Bisher haben es erst 1280
geschafft.
Wer bei Pickpay arbeiten möchte, wird zunächst auf
Herz und Nieren geprüft. Dazu gehört das Beantworten
von Fragen nach dem aktuellen Gesundheitszustand, nach
chronischen Leiden oder Invalidität, nach Vorstrafen,
Strafuntersuchungen, Vormundschaften, Zahlungsbefehlen,
Lohnpfändungen, Schulden und Krediten.
Der Konkurrenzkampf im Detailhandel ist hart, gute
Verkäuferinnen und Verkäufer sind rar! Auch die COOP
und die Migros Luzern setzen deshalb ähnliche
Fragebögen ein.
(tadelnd:) Bei allen drei Nominierten mangelt es allerdings an
Durchsetzungskraft: So kündigten alle drei im Sommer dieses
Jahres an, einen Teil der Fragen zu überarbeiten.
3. Die Zürcher Stadtpolizei, vertreten durch den
Kommandanten, Oberst Philipp Hotzenköcherle,
für die verdeckte Überwachung des E-Mail-Verkehrs
ihrer Angestellten.
Eine mysteriöse Geschichte, wie in einem
Kriminalroman:
Im Frühling dieses Jahres wurde bekannt, dass das
Kommando der Zürcher Stadtpolizei im Sommer 2003 den
E-Mail-Verkehr mehrerer Angestellter insgeheim überwachen
liess.
Die Motive dafür sind dubios. Was hatten die Polizisten
verbrochen? Ging es um eine Intrige, um Korruption? War eine
Verschwörung gegen das Kommando geplant? Sollten die
Aktivitäten des kritischen Polizeibeamtenverbandes
überwacht werden? Ging es um einen internen Fall der
berüchtigten Sittenplizei? Hat das Kommando seine Mannen und
Frauen etwa nicht im Griff?
Wir können nur spekulieren -- die Stadtpolizei hüllt
sich in Schweigen... -- Wir bitten Sie, wertes Publikum,
sachdienliche Hinweise an den nächsten (Zürcher)
Polizeiposten zu richten.
-
[VISUALS: Animation der drei KandidatInnen: «1, 2 oder
3?...»
-
MODERATOR
-
Meine Damen und Herren: Drei Kandidaten, drei Pioniere mit
drei ausgeklügelten Methoden der
Mitarbeiterbespitzelung.
Für welchen hat sich die Jury entschieden? Darf ich Frau
Chopard bitten?
-
[MUSIK: ansteigender Trommelwirbel.... / Spannung!]
-
[JURYMITGLIED Jacqueline Chopard bringt dem Moderator 1
Umschlag]
-
[MODERATOR: öffnet den Umschlag ]
-
MODERATOR:
-
Meine Damen und Herren: Der grosse Schweizer «Big
Brother Award», der ARBEITSPLATZ-Award geht an ... die
Zürcher Stadtpolizei! TUSCH!
-
[MUSIK: Tusch ] --- [PUBLIKUM: Applaus...]
-
[MODERATOR: Dialog mit JURY-MITGLIED -- STICHWORTE!]
-
MODERATOR:
-
Frau Chopard, Sie sind ja Arbeitsrechtlerin: Warum hat die
Zürcher StaPo Ihrer Meinung nach den Preis verdient?
-
JURYMITGLIED:
-
Weil .... [Begründung]: ... ist nicht zulässig ...
nur auf Vorankündigung, und auch dies nur bei einem
konkreten Tatverdacht -- ... (...)
-
MODERATOR:
-
Die Informatikdienste des Kantons St.Gallen sind ja für
einen ähnlichen Fall von E-Mail-Überwachung nominiert.
Wie sieht die Situation hier aus?
-
JURYMITGLIED: [Stichworte]
-
Man könnte meinen, dass der Fall St. Gallen weniger
schlimm sei, weil das Vorgehen dort ja in einem Dienstreglement
festgeschrieben ist. Ich persönlich finde diesen Fall aber
eigentlich schlimmer: Bei der Stapo Zürich hat es sich
vielleicht um ein einzelnes Vergehen gehandelt -- beim Fall
St.Gallen wird die Möglichkeit zur Überwachung sogar
festgeschrieben!
-
MODERATOR:
-
Besten Dank, Frau Chopard - Die Jury gratuliert der
Zürcher Stapo zu ihrem Erfolg!
-
[EVTL. APPLAUS ]
-
[SECURITY-JOE tritt mit Pokal auf und tritt neben den
Moderator]
-
Ist ein Vertreter der Stapo Zürich heute bei uns
anwesend? Der Kommandant, Oberst Hotzenköcherle? Herr
Cortesi? Frau Fix? Herr Casanova?
-
[AUFTRITT DANIEL K. ALS FIGUR 3]
MODERATOR:
- Tatsächlich ... aber: Moment mal, sind Sie nicht.... -
Sie sind doch bereits vorher aufgetreten? Da stimmt doch etwas
nicht! Was ist da los????
-
-
[FIGUR 3: CH-hochdeutsch]
-
(spielt den Selbstbewussten - ist aber merklich unsicher,
schnappt sich aber gleich den Pokal, wie gewohnt)
Äh, mein Name ist, äh, Meier, ich vertrete hier die
...
-
MODERATOR:
-
Nein-nein, so geht das nicht! Vorher waren Sie noch Herr
Schmid - und auch dem ersten Preisträger gleichen Sie aufs
Haar! - Wer sind Sie eigentlich? Wollen Sie uns zum Narren halten
oder was?
-
FIGUR 3 (druckst herum... ):
-
Ja, hmm, nein, ja.... als mein Name ist Zwicky, eigentlich,
und eigentlich, wissen Sie:[wechselt zu Berndeutsch] Ig mache hie
eigetlech nume my Job, wüll äh -- eigetlech han-i-e
TS-Agentur und drum...
-
MODERATOR: (versteht nicht)
-
Eine TS-Agentur ? T - S ?????
-
FIGUR 3
-
Ja, äh, eigetlech "T-S-A": trouble shooting agency, also
e konfliktbeladene Dienschttleischtigs-Service, eigetlech,
vertöht-Der? I by aagfrogt worde, ob ig im Fau vomene
Pokau-Gwünn dä hie chönnti cho abhole, und auso,
äh, für äh, für ds Firmen-Imitsch wider ids
Gleychgwicht z'....... Äh,... Dyr verstöht doch sicher,
was i meine... ?
-
MODERATOR:(empört)
-
Das ist ja UNGEHEUERLICH!
-
FIGUR 3 (zerknirscht, kleinlaut)
-
Uf EY Sieg bin-i-ja vorbereitet gsy, aber jetzt grad
DRÜ... auso äh, das isch jetzt scho grad echly viu
verlangt -- und eigetlech bin-y no nid-eso-lang im Business und -
äh - und --
-
MODERATOR:
-
Das ist nun wirklich DIE HÖHE! Jetzt teilen Sie ihren
Auftraggebern bitte mit, dass wir uns nicht auf diese Weise
behandeln lassen -- und machen Sie, DASS SIE FORTKOMMEN!
(reisst ihm den Pokal wieder aus den Händen). -
(energisch)
Joe wird Sie hinausbegleiten! - Und was die andern beiden
Pokale angeht, darüber sprechen wir nach der Preisverleihung
noch!
-
(SECURITY-JOE SCHNAPPT FIGUR 3 am Schlawittchen und beide
ab)
-
(JURYMITGLIED AB.)
-
FIGUR 3 (Im Abgehen zum Publikum)
-
Falls-Dyr mau e "Trouble Shooting Agent" bruuchet,
finget-Dyr-mi im Telefonbuch unger T... S.... Aaaaa...
Zwicky...
-
MODERATOR:
-
Verzeihen Sie bitte den Vorfall, meine Damen und Herren. Ist
vielleicht eine repräsentativere... (blickt zum abgehenden
Daniel) ... Vertretung der StaPo heute bei uns anwesend?
(Wenn niemand kommt, stellt er den Pokal beiseite)
Leider nein - wir werden den Pokal der Zürcher
Stadtpolizei über einen geeigneten Kanal zukommen
lassen.
-
[Moderator ab mit Pokal.]
-
Intermezzo: konzertante Musikeinlage
«SuperTops»
-
[... MUSIK übergeleitet in Jingle -
-
[dazu - VISUALS: Animation «Lebenswerk»]
Kategorie Lebenswerk
-
MODERATOR
-
Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir kommen zur vierten
Kategorie, unserer Königs-Disziplin: Der LEBENSWERK-AWARD:
Nur wer sich in seinem ganzen Leben HARTNÄCKIG für
besondere Schnüffeltaten verdient gemacht hat, kann ihn
erhalten. Nur wer sich nicht hat beeindrucken lassen von
[verächtlich] parlamentarischen Vorstössen, von
besorgten BürgerInnen oder von Datenschutzbeamten.
Die beiden Kandidaten in alphabetischer Reihenfolge:
1. Josef Leu, Landwirt und Nationalrat der Christlichen
Volkspartei, Luzern
Josef Leu aus dem luzernischen Hohenrain -- (im Dialekt:)
«Hohneri» -- ist Landwirt, 54 Jahre alt, seit 13
Jahren Nationalrat der CVP und dort Mitglied der
Sicherheitspolitischen Kommission. Im eidgenössischen
Parlament setzt sich Leu nicht nur ein für mehr
Flexibilität bei der Milchproduktion und für die
Erhaltung des hohen Gesundheitsstatus der Schweinepopulation,
sondern auch für mehr Sicherheit und Überwachung (der
Menschen).
Seit mehr als zehn Jahren fordert er hartnäckig die
Verstärkung von Armee und Polizei, die Schaffung einer neuen
«Bundessicherheitspolizei», die Verschärfung des
«Bundesgesetzes zur Wahrung der inneren Sicherheit»
(BWIS), sowie für den KONSEQUENTEN AUSBAU der
Möglichkeiten zur vorsorglichen Bespitzelung:
«Extremisten» sollen frühzeitig verfolgt und
wenn immer möglich SOFORT AUSGESCHAFFT werden
können.
2. Jean-Luc Vez, Direktor des Bundesamts für
Polizei.
Der Werdegang von Jean-Luc Vez, ebenfalls Mitglied der CVP,
ist exemplarisch: 1986 trat er in die Zentralstelle für
Gesamtverteidigung ein, 1990 wurde er Stellvertreter des
Sonderbeauftragten für Staatsschutzakten, Walter Gut -- ein
Luzerner, CVP --, der mit dem sogenannten
«Fichen-Staat» aufräumen sollte.
1992 übernahm er die Leitung der «Abteilung Presse
und Funkspruch» APF, die unter anderem für die
Medienzensur in Krisenzeiten zuständig war.
1996 wurde Jean-Luc Vez im Alter von 39 Jahren vom damaligen
Bundesrat Arnold Koller (CVP) zum stellvertretenden Direktor im
Bundesamt für Polizeiwesen ernannt (vormals BuPo), 2001
unter Bundesrätin Ruth Metzler (CVP) zu dessen Direktor. Er
löste damit Anton Widmer ab, ehemaliger Luzerner
Polizeikommandant und Gemeinderat in Emmen (CVP).
In dieser Funktion macht sich Monsieur Vez seither stark
für den Ausbau der Zusammenarbeit mit Polizeien und
Geheimdiensten der EU und der USA, sowie für eine
Verschärfung des «Bundesgesetzes zur Wahrung der
inneren Sicherheit» (BWIS). In der ersten Phase der
Revision dieses Gesetzes soll ein
«Propaganda-Artikel» eingeführt werden, in der
zweiten Phase soll die «verdeckte Ermittlung»
ausgebaut werden, konkret: der Einsatz von Wanzen in
Privaträumen.
-
[VISUALS: Animation der drei KandidatInnen: «1 oder
2?...»
-
MODERATOR
-
Herr Josef Leu oder Herr Jean-Luc Vez, verehrtes Publikum:
Zwei langjährige Pioniere mit bewährten Strategien und
mit gradliniger Ausrichtung bewerben sich um einen
«Lebenswerk-Award»: Für welchen hat sich die
Jury entschieden? -- Darf ich Frau Susan Boos bitten?
-
[MUSIK: ansteigender Trommelwirbel.... / Spannung!]
-
[JURYMITGLIED Susan Boos bringt dem Moderator einen
Umschlag]
-
[MODERATOR: öffnet den Umschlag ]
-
MODERATOR:
-
Meine Damen und Herren: Der grosse Schweizer «Big
Brother Award», der LEBENSWERK-Award geht an ... Herrn
Josef Leu! TUSCH!
-
[MUSIK: Tusch ] --- [PUBLIKUM: Applaus...]
-
[MODERATOR: Dialog mit JURY-MITGLIED]
-
MODERATOR:
-
Frau Boos: Wie schätzen Sie die Bedeutung von Josef Leu
als Lebenswerk-Datenschnüffler ein?
-
JURYMITGLIED SUSAN BOOS: (erklärend:)
-
Um Josef Leu zu verstehen, muss man seinen Hintergrund sehen:
Auch wenn er nicht an der Universität Freiburg studiert hat,
so passt er doch harmonisch zu Anton Widmer, zu Walter Gut und
überhaupt zur Luzerner CVP-Familie. Josef Leu ist ja auch
Mitglied des Stiftungsrates der Päpstlichen
Schweizergarde!
Zudem passt er sehr gut zur Ostschweiz: Zu den ehemaligen
Bundesräten Kurt Furgler (CVP), Arnold Koller (CVP) und Ruth
Metzler (CVP) -- Diese Leute helfen und unterstützen sich
gegenseitig. Zwischen der Zentralschweiz und der Ostschweiz
besteht gewissermassen eine «Achse der Christen».
-
MODERATOR:
- Eine Verschwörung ???
-
-
JURYMITGLIED SUSAN BOOS:
-
Nein-nein, keine Verschwörung! Aber ein zutiefst
katholischer Hintergrund. Ich weiss das aus eigener Erfahrung:
Der moralische -- oder der psychohygienische -- Vorteil der
Katholiken gegenüber den Protestanten besteht ja darin, dass
sie alle ihre unmoralischen Taten jeweils BEICHTEN können
und danach auf die Vergebung hoffen.
-
MODERATOR:
-
Besten Dank, Frau Boos -- Wir gratulieren Herrn Josef Leu
herzlich zu seinem grossen Erfolg!
-
[EVTL. APPLAUS ]
-
Meine Damen und Herren, wir haben alle Kandidatinnen und
Kandidaten vor einer Woche zur Preisverleihung eingeladen. Herr
Leu hat uns umgehend mitgeteilt, dass er heute Abend leider
verhindert sei.
-
[JURYMITGLIED AB.]
-
Unser Reportage-Team von «Tele G» ist deshalb
bereits heute Nachmittag bei Herrn Leu vorbeigegangen und hat ihm
den Pokal vorbeigebracht. Sehen Sie nun die aktuelle Reportage
aus (Dialekt:) «Hohneri»:
-
[Video 4: Reportage vom Hof des Josef Leu
-
er ist leider nicht zu Hause, aber ein Stellvertreter,
dargestellt v. Daniel K. -- ca. 3 Minuten]
-
[Applaus]
-
MODERATOR:
-
Tja, meine Damen und Herren: Hoffen wir, dass Herr Steiger den
Pokal auch wirklich an Josef Leu weitergibt!
Winkelried-Award
-
[Musik: Jingle - dazu - VISUALS: Animation
«Winkelried»]
-
MODERATOR:
- Wir kommen zur fünften und letzten Kategorie, zum
«Winkelried-Award» für besonders lobenswerten
Widerstand GEGEN Überwachung und Kontrolle.
-
[EVTL. BILD: Winkelried, von www.... ]
-
Zur Auswahl stehen zwei Kandidaten, die sich in
heldenhafter Weise gegen die Übermacht der
Freiheitsfeinde zur Wehr setzen, wie damals Arnold Winkelried
zu Sempach...
Wer von beiden den Hauptpreis erhalten wird, werden heute
Abend SIE, meine Damen und Herren, entscheiden.
Die Preise für verdienstvollen Widerstand gegen
Überwachung und Kontrolle weden überbracht vom
Ur-Ur-Ur-Ur-Enkel von Arnold Winkelried: Winkelried-Junior!
-- TUSCH!
-
[MUSIK: Tusch] --
-
[AUFTRITT WINKELRIED-JUNIOR mit Hellebarde
-
[AUFTRITT SECURITY-AGENT mit Betonpokal
-
Wir haben heute die grosse Ehre, BEIDE Kandidaten bei uns
begrüssen zu dürfen! Darf ich Sie auf die
Bühne bitten?!
-
[AUFTRITT WINKELRIED-KANDIDATEN]
-
Guten Abend ... Herr Jenni ... Herr Schaub.
-
[MODERATOR begrüsst die beiden und stellt sie vor:]
-
Die beiden Winkelried-Kandidaten - in alphabetischer
Reihenfolge:
1. Herr Daniele Jenni ...
... ist Rechtsanwalt in Bern und vertritt unter anderem
«randständige Personen», die von der Berner
Stadtpolizei regelmässig aus der Innenstadt weggewiesen
werden. Grundlage für diese Massnahme ist der Artikel 29
des kantonalen Polizeigesetzes, gegen den Jenni nun bis vor
Bundesgericht angehen wird, weil er gegen das Grundrecht auf
Versammlungsfreiheit verstösst.
In einem anderen Fall verteidigt Jenni DemonstrantInnen,
die im Januar 2004 von der Bündner Kantonspolizei in
Landquart fichiert wurden. Gemeinsam mit 37 anderen Personen
reichte er Klage gegen die Verantwortlichen ein und machte
die Tatsache öffentlich, dass die in Landquart erhobenen
Daten entgegen den Behauptungen der Bündner
Kantonspolizei an die Bundespolizei weitergegeben wurden.
2. Herr Beat Schaub...
... ist praktizierender Arzt in Binningen bei Basel. Wie
alle Ärztinnen und Ärzte ist er gemäss dem
neuen Tarifsystem «Tarmed» seit dem 1. Januar
dieses Jahres verpflichtet, auf sämtlichen
Arztrechnungen detaillierte Behandlungs-Nummern aufzulisten.
Dadurch gelangen heikle Patientendaten an die
Krankenkassen.
Schaub wehrt sich vehement gegen diese Bestimmung und
zeigte auf, dass es dafür keine rechtliche Grundlage
gibt. Um das Arztgeheimnis und das Patientengeheimnis zu
wahren, dürften Patientendaten höchstens in
anonymisierter Form weitergegeben werden. Entsprechend
fordert Schaub die sofortige Vernichtung aller bisher im
Rahmen von «Tarmed» gesammelten persönlichen
Daten.
Wertes Publikum: Es liegt heute an Ihnen, den Hauptsieger
in der Kategorie «Winkelried Award» zu
bestimmen!
Die technischen Inspekteure der
«Steeltec»-Halle werden Ihre akustische
Unterstützung für die Nominierten mit
ausgeklügelten Messinstrumenten überprüfen,
kontrollieren und registrieren.
Winkelried Junior wird die Inspekteure genau beobachten
und sicherstellen, dass alles mit rechten Dingen zu und her
geht.
Wertes Publikum: Es kommt also auf Ihre
Protestlautstärke an! Bitte bezeugen Sie Ihre
Unterstützung für einen oder für beide
«Winkelried»-Kandidaten mit einem möglichst
lauten Applaus.
In alphabetischer Reihenfolge:
-
[VISUALS: Animation der beiden Kandidaten: «1 oder
2?...»
-
Erstens: Wer ist der Meinung, dass der Anwalt Daniele
Jenni den Haupt-Winkelried-Preis des Jahres 2004 verdient
hat? -- Bitte Applaus JETZT!
-
[TONREGIE: Notiert Raumlautstärke mit dB-Meter]
-
Zweitens: Wer ist der Meinung, dass der Arzt Beat Schaub
den Haupt-Winkelried-Preis des Jahres 2004 verdient hat?
Bitte Applaus JETZT!
-
[TONREGIE Notiert Raumlautstärke mit dB-Meter]
-
Vielen Dank! Ich darf nun Winkelried Junior um die
Resultate bitten.... [WINKELRIED-JUNIOR geht ab zum
Regie-Pult.]
-
[WINKELRIED-JUNIOR bringt den Umschlag zum Moderator.]
-
[MUSIK: ansteigender Trommelwirbel....]
-
MODERATOR: Verehrtes Publikum: Der Hauptpreis der
- diesjährigen «Big Brother Awards» in der
einzigen Positiv-Kategorie, der
Haupt-«Winkelried-Award» geht an...[Name]! --
TUSCH!
-
[ MUSIK: Tusch] -- [Publikum: Applaus...]
Ich bitte nun die Jury, den Preis zu überreichen!
-
[JURYMITGLIED FELIX KUHN überreicht den Pokal.]
-
[ALLE DREI JURYMITGLIEDER gratulieren. ]
-
-- [EVTL. KURZE REDE GEWINNER, max. 2 Minuten]
-
MODERATOR:
- Wir gratulieren natürlich auch dem zweitbesten
Winkelried herzlich zu seinem Widerstand!
-
-- [APPLAUS]
-
-- [EVTL. KURZE REDE ZWEITER GEWINNER, max. 2 Minuten]
-
MODERATOR:
- Vielen Dank! Ich bitte die Jury, die Datenschutzhelme zu
überreichen!
-
[ZWEI JURYMITGLIEDER überreichen die
Datenschutzhelme]
-
MODERATOR:
- Ich bitte Sie alle, nun wieder Platz zu nehmen.
-
[ALLE AUSSER MODERATOR AB.]
(ohne Einleitung, überraschend:)
-
[FÜNFTER VIDEOBEITRAG Tele G - Epilog / Fazit - ca. 3
min.]
-
[Porträt eines verhinderten Preisträgers]
Schluss
-
MODERATOR:
-
Meine sehr verehrten Damen und Herren: Damit sind wir am Ende
unserer Preisverleihung angelangt. Wertes Publikum: Zum
FÜNFTEN Mal konnten in der Schweiz «Big Brother
Awards» für grosse Verdienste zur
Beschnüffelung und Überwachung der Bevölkerung
verliehen werden.
Grosse Taten, grosse Helden, grosse Sieger!
Der Schweizer Luftwaffe, den Krankenversicherern von
santésuisse, der Zürcher Stadtpolizei und dem
umtriebigen Herrn Leu -- ihnen allen gebührt die
herausragende Ehre, die Überwachungsgesellschaft im
vergangenen Jahr mit besonders grossem Elan und lobenswertem
Einsatz gefördert zu haben.
Wer bei der Preisverleihung leer ausgegangen ist, kann
sich bereits heute für die nächsten AWARDS
nominieren lassen.
Gerade die Beispiele der bereits mehrmals nominierten
Kandidaten zeigen: Hartnäckigkeit führt zum
Ziel!
Für ihre Einsätze und für ihr Engagement an
diesem denkwürdigen Anlass danken wir
- der Jury -- namentlich Frau Jacqueline Chopard,... Frau
Susan Boos.... Herrn Felix Kuhn ...
- den Organisatoren der Plattform «pulp»:
«Zusammenstoss»!
- dem Technik-Team ...
- der Firma «Steeltec» und der Gemeinde Emmen
....
- [SECURITY-JOE zieht mit DANIEL K. am Schlawittchen kurz
vor der Bühne vorbei]
- und wir danken natürlich auch unserem Security Joe
und unserem vielfachen Preisgewinner Herrn de Wattwyl,
Schmid, Zwicky, Steiger - alias: Daniel Kasztura!
- wir danken unserer Band, den «Super Tops»
aus Bern!
- und wir danken IHNEN, sehr verehrtes Publikum, für
Ihre Aufmerksamkeit.
Wir freuen uns, wenn wir Sie nächstes Jahr bei der
sechsten Verleihung der Schweizer Big Brother Awards
begrüssen dürfen - falls die Preise dann noch
nötig sein werden...
Danke für Ihre Aufmerksamkeit - Adieu.
-
[MODERATOR AB.] [APPLAUS]
-
[BILD: LOGO Schnüffli: «Nicht lamentieren,
nominieren!»]
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