===== Medieninfo «Big Brother Awards 2004» (4d) vom 6. Oktober 2004 ** Die 52 Kandidatinnen und Kandidaten auf einen Blick! ** Preisverleihung am Samstagabend 16. Oktober in Emmenbrücke im Rahmen von «pulp - plattform für digitale kultur» ** Vormittags Kamerarundgang in Luzern, nachmittags Konferenz und Podiumsgespräch in Emmenbrücke bei Luzern Wir würden uns freuen, wenn Sie auf unsere Aktion hinweisen könnten! mailto:info@bigbrotherawards.ch http://www.bigbrotherawards.ch (für telefonische Kontakte sh. unten) Besten Dank und freundliche Grüsse Catherine Weber, Christoph Müller (für das Organisationskomitee der Schweizer «Big Brother Awards») (Diese und frühere Medieninfos stehen auch als PDF-File zur Verfügung: http://www.bigbrotherawards.ch/2004/presse/ ===== Medieninfo «Big Brother Awards 2004» (4d) vom 6. Oktober 2004 ** Big Brother Awards -- «Preise, die keiner will...» Am Samstagabend, den 16. Oktober 2004 werden in der eindrücklichen alten Industriehalle der «Steeltec» in Emmenbrücke die Gewinnerinnen und Gewinner der fünften Schweizer «Big Brother Awards» bekanntgegeben. Mit diesen satirischen «Preisen, die keiner will» zeichnet ein Organisationskomitee jedes Jahr die übelsten Datenschutzverletzungen aus. BBAs sind eine internationale Aktion. In der Schweiz findet der Wettbewerb bereits zum fünften Mal statt. Bis Ende August 2004 gingen beim Organisationskomitee über 100 Vorschläge für einen «Big Brother Award» ein. Nach einer Vorprüfung legte das Komitee eine Auswahl der Nominationen einer Jury zur Beurteilung vor. Der diesjährigen Jury gehören folgende 13 Personen an: Lorenz Keiser (Zürich), Paul Rechsteiner (St. Gallen), Cécile Bühlmann (Luzern), Susan Boos (St. Gallen), Daniel Weber (Zürich), Thomas Boutellier (Luzern), Matthias Nast (Bern), Balthasar Glaettli (Zürich), Felix Kuhn (Luzern), Jacqueline Chopard (Luzern), Geraldine Savary (Lausanne), Tina Roessler (Lausanne) und Philippe Bach (Genf). Eine Liste mit weiteren Informationen zur Jury findet sich hier: ** Die 52 Kandidatinnen und Kandidaten auf einen Blick: Das Anliegen des Organisationskomitees besteht nicht darin, Vergehen gegen den Datenschutz in *juristischer* Hinsicht zu prüfen, sondern vor der zunehmenden Überwachung und Kontrolle der Bevölkerung zu warnen und auf den unsorgfältigen Umgang mit sensiblen Personendaten hinzuweisen. Die Kandidatinnen und Kandidaten für einen BBA haben sich nicht zwingend eines strafrechtlichen Vergehens schuldig gemacht. Mehr als die Hälfte der Kandidaten bewerben sich um einen Pokal in der Kategorie «Staat». Unter den 28 Nominationen befinden sich neben dem VBS für seine Überwachungsdrohne «ADS 95 Ranger» mehrere Polizeikorps: Die Bündner Kantonspolizei sammelte die persönlichen Angaben von über 1000 Teilnehmenden an einer Demonstration gegen das Treffen des WEF in Davos und leitete sie an die Bundespolizei weiter, und die St. Galler und Zürcher Polizeien kandidieren gemeinsam mit illegalen Gen-Datensammlungen. Gleich mehrfach wurden der Bundesrat und der Nationalrat für Gesetzesverschärfungen nominiert, so zum Asylgesetz, zum Ausländergesetz, zum Bundesgesetz über verdeckte Ermittlung (BVE) und zu geplanten Verschärfungen des Bundesgesetzes zur Wahrung der inneren Sicherheit (BWIS). Besonders originell: Der Berner Gemeinderat (Exekutive) Alexander Tschäpätt bewirbt sich mit einer neuen Fotoüberwachung von Fahrradabstellplätzen in der Berner Innenstadt. --> Liste mit weiteren Informationen zu den «Staats»-Kandidaturen 2004: http://www.bigbrotherawards.ch/2004/nomination/nominees/#staat Zwölf Nominationen stammen aus dem Bereich «Business». In dieser Kategorie finden sich wie bereits im Vorjahr etliche Anbieter des öffentlichen Verkehrs, die ihre Zugpassagiere mit Videokameras überwachen (SBB, Forchbahn Zürich, SZU). Die Migros kandidiert mit der Teilnahme an einem Forschungsprogramm zu RFIDs. Radio Frequency Identity Tags sind kleine Computerchips, die dereinst die Strichcodes auf Produkten ersetzen sollen. Mit RFIDs wird es möglich, jedes Produkt einzeln zu identifizieren - auch über den Kauf im Laden hinaus! «Santésuisse», der Verband der Krankenversicherer, bewirbt sich erneut mit «Tarmed»: Mit diesem einheitlichen Tarifsystem wird seit dem 1. Januar 2004 auf allen Arztrechnungen ein detaillierter Diagnose-Code aufgeführt. Damit erhalten Krankenkassen Einblick in besonders schützenswerte Patientendaten. Die Datenschutzbeauftragten kritiseren «Tarmed» bereits seit mehreren Jahren und warnen vor der Schaffung von «gläsernen Patienten». Weitere Nominationen: Die Firma Khamsin Security GmbH bietet ausgeklügelte Software zur Überwachung der Telekommunikation an, Zurich Financial Services setzt in Call Centers Lügendetektoren ein, und VTX bietet der Kundschaft einen Service zur online-Videoüberwachung an. Mehrere Firmen verfügen inzwischen über umfangreiche Sammlungen privater Daten (u.a. AWZ AG, Mailprofiler AG oder Schober AG) - persönliche Daten werden zu lukrativen Handelsprodukten. --> Liste mit weiteren Informationen zu den «Business»-Kandidaturen 2004: http://www.bigbrotherawards.ch/2004/nomination/nominees/#business Erstmals verleiht die Jury dieses Jahr einen Preis in der Kategorie «Arbeitsplatz». Mit dieser neuen Kategorie wird der Tatsache Rechnung getragen, dass immer mehr Unternehmen ihre Mitarbeiter am Arbeitsplatz beobachten und bespitzeln: Videokameras überwachen nicht nur das Verhalten von Kundinnen und Kunden, sondern auch von Angestellten; «Keylogger» können die Tätigkeiten am Computer lückenlos aufzeichnen... In der neuen Kategorie bewerben sich acht Anwärter: Die Rhätischen Bahnen kandidieren mit einem Alkoholtest bei Mitarbeitenden, die Zürcher Stadtpolizei überwachte heimlich den E-Mail-Vekehr ihrer MitarbeiterInnen, während der Informatikdienst des Kantons St.Gallen gar in einem speziellen Reglement zur «Informatiksicherheit» festschreibt, dass der Internetverkehr der Angestellten jederzeit von der vorgesetzten Stelle überwacht werden dürfe. Besonders heikel sind Angaben in Bewerbungen: Die Firmen Pickpay, COOP und Migros kandidieren mit einem Formular für Bewerbungen, welches unverhältnismässige persönliche Fragen enthält; die Firma Denner und das Bundesamt für Energie haben persönliche Daten aus Bewerbungsdossiers an Dritte zur Beurteilung weitergegeben. --> Liste mit weiteren Informationen zu den «Arbeitsplatz»-Kandidaturen 2004: http://www.bigbrotherawards.ch/2004/nomination/nominees/#arbeitsplatz Mit einem «Lebenswerk-Award» wird lebenslanges, besonders hartnäckiges Schnüffeln honoriert. In dieser Kategorie stehen dieses Jahr zwei Anwärter bereit: Josef Leu aus dem luzernischen Hohenrain ist Landwirt und Nationalrat der CVP und Mitglied der Sicherheitspolitischen Kommission (SiK-NR). Seit mehr als zehn Jahren setzt er sich hartnäckig für eine Verstärkung von Armee und Polizei ein. Er fordert etwa die Schaffung einer neuen «Bundessicherheitspolizei», eine Revision des Schnüffelgesetzes BWIS, sowie den konsequenten Ausbau der Möglichkeiten zur vorsorglichen Bespitzelung, damit «Extremisten» verfolgt und wenn moeglich ausgeschafft werden können. Josef Leu ist Mitglied in den Stiftungsräten der Agrovision Burgrain, der GenSuisse und der Päpstlichen Schweizergarde und hat u.a. ein Verwaltungsratsmandat bei der Migros. Jean-Luc Vez ist Direktor des Bundesamtes für Polizeiwesen (BAP/Fedpol) - dem Nachfolger der Bundespolizei BuPo. Als Dr. jur. trat er 1986 in die Zentralstelle für Gesamtverteidigung ein. 1990 wurde er Stellvertreter des Sonderbeauftragten für Staatsschutzakten. 1992 übernahm er die Leitung der Abteilung Presse und Funkspruch im Generalsekretariat des Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartementes. 1996 wurde Jean-Luc Vez zum stellvertretenden Direktor im Bundesamt für Polizeiwesen (BAP) ernannt, 2001 schliesslich zum Direktor. In dieser Funktion macht er sich seither v.a. für eine Verschärfung des BWIS stark (Bundesgesetz zur Wahrung der inneren Sicherheit) und fördert den Ausbau der Zusammenarbeit mit Polizeien und Geheimdiensten der EU und der USA. --> Liste mit weiteren Informationen zu den «Lebenswerk»-Kandidaturen 2004: http://www.bigbrotherawards.ch/2004/nomination/nominees/#lebenswerk Im Gegensatz zu diesen vier Negativpreisen wird mit dem «Winkelried-Award» eine Person ausgezeichnet, die sich in lobenswerter Weise *gegen* zunehmende Überwachung und Kontrolle zur Wehr setzte. Dieses Jahr stehen zwei Kandidaten zur Auswahl: Daniele Jenni ist Rechtsanwalt in Bern und vertritt u.a. «randständige Personen», die von der Berner Stadtpolizei regelmässig aus der Innenstadt weggewiesen werden. Grundlage für diese Massnahme ist der Art. 29 des kantonale Polizeigesetzes, gegen den Jenni nun bis vor Bundesgericht angehen wird, weil er gegen das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit verstösst. In einem anderen Fall verteidigt Jenni DemonstrantInnen, die im Januar 2004 von der Bündner Kantonspolizei in Landquart fichiert wurden. Gemeinsam mit 37 anderen Personen reichte er Klage gegen die Verantwortlichen ein und machte die Tatsache öffentlich, dass die in Landquart erhobenen Daten entgegen den Behauptungen der Kapo GR an die Bundespolizei weitergegeben wurden. Beat Schaub ist praktizierender Arzt in Binningen BL. Wie alle Ärztinnen und Ärzte ist er gemäss dem neuen Tarifsystem «Tarmed» seit dem 1. Januar 2004 verpflichtet, in sämtlichen Arztrechnungen detaillierte Krankheitsdiagnosen aufzuführen. Dadurch gelangen heikle Patientendaten an die Krankenkassen. Schaub wehrt sich vehement gegen diese Bestimmung und zeigt auf, dass es dafür keine rechtliche Grundlage gibt. Um das Arztgeheimnis und das Patientengeheimnis zu wahren, dürften Patientendaten höchstens in anonymisierter Form weitergegeben werden. Entsprechend fordert Schaub die sofortige Vernichtung aller bisher im Rahmen von «Tarmed» gesammelten persönlichen Daten. Die Auswahl des einzigen Positivpreises erfolgt durch das Publikum anlässlich der Preisverleihung. --> Liste mit weiteren Informationen zu den «Winkelried»-Kandidaturen 2004: http://www.bigbrotherawards.ch/2004/nomination/nominees/#winkelried ** Preisverleihung am Samstagabend, 16. Oktober in Emmenbrücke Nach Anlässen im Zürcher Kulturzentrum Rote Fabrik (2000, 2001), im Casinotheater Winterthur (2002) und in der Berner Reitschule (2003) findet die Preisverleihung dieses Jahr erstmals in der Zentralschweiz statt: am Samstagabend, den 16. Oktober um 20 Uhr in der eindrücklichen «SteelTec»-Halle in Emmenbrücke (LU) (Einlass mit «Schnüffelbar» und Luftschiffballett ab 19.30 Uhr) Die Preisverleihung bildet einen Bestandteil der neuen Veranstaltung «pulp - plattform für digitale kultur», die dieses Jahr unter dem Thema «firewall» steht. «pulp» dauert vom 15. bis zum 17. Oktober und umfasst u.a. die Tanz- und Performancetage «migma», neue elektronische Musik und eine Konferenz (sh. unten). Infos zu «pulp»: http://www.pulpnet.ch Die vom Luzerner Regisseur Dieter Ockenfels vergnüglich inszenierte Preisverleihung der Big Brother Awards beginnt abends um 20 Uhr. In einer satirischen Laudatio stellt der Moderator Ernst Jenni die Bestplatzierten der fünf Kategorien vor. Anschliessend gibt die Jury die «Award Winners» bekannt. Die SiegerInnen erhalten einen formschönen Betonpokal und eine Ehrung. Der Anlass wird ergänzt durch Einspielungen der privaten Fernsehstation «Tele G» (Guido Henseler) und durch Auftritte des Schauspielers Daniel Kasztura. Für die musikalische Begleitung sorgen die «Super-Tops» aus Bern mit bekannten Melodien aus Krimiserien. Neben Mitgliedern der Jury werden möglicherweise auch einige Gewinnerinnen und Gewinner persönlich anwesend sein. Im Anschluss an die Preisverleihung (ab 22 Uhr) «Late Night»: construction sonor feat. Monolake (live), Intricate (live), Cio (DJ) & Ursula Palla (visuals). Barbetrieb bis 02 Uhr. Für Anreise und Rückreise sh. http://www.bigbrotherawards.ch/2004/event/ ** «wertetransfer»: Kamerarundgang, Konferenz und Podiumsgespräch Unter dem Label «wertetransfer» finden gleichentags drei weitere Veranstaltungen zu Überwachung und Kontrolle statt: 10 bis 12 Uhr «Camera Sight Seeing» in Luzern (Kamerarundgang), Treffpunkt Tourist Information am Bahnhof Luzern, Gleis 1 13.30 bis 17 Uhr «Filtern, Rastern, Überwachen» (internationale Konferenz zu aktuellen Trends in Überwachung und Kontrolle), sowie 17 bis 18.30 Uhr «Formen des Widerstands» (Podiumsgespräch), Im alten Drahtzug (auf dem Steeltec Areal), mit Simon Davies (London), Rena Tangens (Bielefeld), Andreas Krisch (Wien), Sjoera Nas (Den Haag) und Catherine Weber (Bern). Weitere Infos siehe: http://www.pulpnet.ch/ http://www.bigbrotherawrds.ch/2004/event/ ** Ehrenliste Zu den bisherigen Gewinnern eines «Big Brother Awards» gehören die Firmen Swisscom, Roche, SWICA, Orange und Q-Sys, der Bundesrat Samuel Schmid, die Kantonspolizei Zürich, die Konferenz der Kantonalen Polizeikommandanten, sowie der ominöse «Club de Berne». Eine Liste findet sich in unserer «Hall of Shame»: Mit dem einzigen Positivpreis, dem «Winkelried Award», wurde im Vorjahr die Zürcher Medienkünstlerin Annina Rüst geehrt. Sie entwickelte einen Internet-basierten «Verschwörungsgenerator» namens «SuPerVillainizer», der virtuelle Bösewichte schafft, die sich gegenseitig subversive E-Mails zuschicken und die Internet-Überwachungsbehörden verwirren sollen. Die letztjährige Laudatio findet sich online unter . ** International koordinierte Aktion «Big Brother Awards» sind eine international vernetzte Aktion: Die erste Preisverleihung wurde 1998 in Grossbritannien von «Privacy International» organisiert. Inzwischen fanden über 40 weitere Ehrungen in 16 Ländern statt, so in den USA, in Oesterreich, Deutschland, Frankreich, Ungarn, in den Niederlanden, in Japan, Finnland, Dänemark, Spanien, Australien und Neuseeland. Weitere Veranstaltungen sind in Planung (siehe http://www.bigbrotherawards.org). Die Verleihung der Schweizer Big Brother Awards 2004 wird organisiert von der «Swiss Internet User Group SIUG», vom «Archiv Schnüffelstaat Schweiz» und von «//syndikat - Die Online-Gewerkschaft», in Zusammenarbeit mit «pulp - plattform für digitale kultur» und «zusammenstoss», Luzern, mit Unterstützung des Zürcher Kulturzentrums Rote Fabrik, des Vereins «trash.net» und des Datenschutzbeauftragten der Stadt Zürich. Medienpartner sind «WOZ Die Wochenzeitung» und «Le Courrier». Weitere Informationen: ===== Kontakt: ===== mailto:info@bigbrotherawards.ch http://www.bigbrotherawards.ch -- Für Fragen zu Big Brother Awards allgemein: 031-312.40.30 (Catherine Weber) 01-382.04.47 (Christoph Müller, Daniel Boos, Thomas Bader) 079-655 46 84 (Thomas Bader) -- Für Fragen zum «Arbeitsplatz-Award» (//syndikat): 076-520.16.26 (9 bis 22 Uhr) -- Für Fragen zu «pulp - plattform für digitale kultur» 041-360.93.77 (Christine Weber) ===== Links: ===== http://www.bigbrotherawards.ch http://www.bigbrotherawards.ch/2004/event/ http://www.bigbrotherawards.org (international) http://www.siug.ch (Swiss Internet User Group) http://www.raben-net.ch/ficherman/ (Archiv Schnüffelstaat Schweiz) http://www.syndikat.ch (//syndikat - die Online-Gewerkschaft) http://www.rotefabrik.ch/konzept/ http://www.trash.net http://www.woz.ch http://www.pulpnet.ch (plattform pulp)