Laudatio zur Verleihung der 6. Schweizer Big Brother Awards
am Dienstag, 29. Oktober 2005, abends im Clubraum der
Roten Fabrik
Zürich
Neben dieser HTML-Version gibt es die Laudatio auch als
pdf.
Preisverleihung
der 6. Schweizer «Big Brother Awards»
am Samstag, 29. Oktober 2005 ab 20.30
Uhr
im Clubraum der Roten Fabrik, Zürich
Show von ca. 90 Minuten
Seriös-satirische Laudatio,
moderiert von Ernst Jenni,
mit Kommentaren der Spoken Word-Gruppe «Bern ist
überall»,
mit Beiträgen der Wiener Sprechkünstler
«Onophon» und
mit visuellen Beiträgen des Fernsehsenders «Tele
G» (Guido Henseler).
[VISUALS. Logo mit Schnüffelratte (gelb);
Saallicht]
Einleitung
[Videobeiträge von Überwachungskameras,
... übergeleitet in drehender Pokal
(Präsentation). ]
AUFTRITT MODERATOR (ERNST JENNI):
Meine sehr verehrten Damen und Herren: Ich bin Ernst
Jenni und ich begrüsse Sie herzlich zur
Preisverleihung der sechsten Schweizer BIG BROTHER
AWARDS.
An der heutigen Galaveranstaltung werden Ihnen die
Gewinnerinnen und Gewinner der Pokale für die
grössten Schnüffelratten der Schweiz
vorgestellt.
Mit den Preisen in den vier Kategorien Staat, Business,
Arbeitsplatz und Lebenswerk werden Personen oder
Institutionen ausgezeichnet, die sich in den vergangenen
zwölf Monaten besonders hervorgetan haben mit der
Überwachung und Bespitzelung der Bevölkerung.
Neben diesen vier Negativpreisen verleihen wir heute
auch einen «Winkelried»-Award als Preis
für lobenswerten Widerstand GEGEN Überwachung und
Kontrolle.
Meine Damen und Herren: Damit solche Preise
überhaupt verliehen werden können, braucht es
intensive Vorbereitungen -- nicht nur von den einzelnen
Kandidatinnen und Kandidaten, sondern auch von den
Organisatoren.
Um Ihnen einen Eindruck davon zu vermitteln, haben wir den
privaten Fernsehsender «Tele G» gebeten,
für uns im Generalsekretariat der Schweizer «Big
Brother Awards» vorbeizuschauen und über die
Vorbereitungen zu berichten. -- Sehen Sie nun die Reportage
von «Tele G»:
[Video 1: Bericht aus dem Generalsekretariat BBA]
MODERATOR: Vielen Dank, Tele-G!
Über einhundert Nominationen wurden dem
Organisationkomitee im Verlauf der letzten 12 Monate
eingereicht, darunter Kuriositäten wie die Fichierung
eines eingewanderten Bären im Schweizer Nationalpark
oder die Bewerbung einer jungen
Detailhandels-Verkäuferin für die -- inzwischen
in der Schweiz leider still verstorbene
Container-Comedy-Show «Big Brother».
Aus der Fülle an Nominationen stellte das
Organisationskomitee eine Auswahl der besten Fälle
zusammen und legte sie einer unabhängigen Jury vor.
Diese hat entschieden, wer heute Abend die Big Brother
Awards der Kategorien Staat, Business und Arbeitsplatz
erhalten wird. Der diesjährigen Jury gehören die
folgenden zehn Personen an - in alphabetischer
Reihenfolge:
[VISUALS: PANELS MIT NAMEN DER 10 JURY-MITGLIEDER]
- Claude Almansi
- Peter Basler
- Susan Boos
- Valérie Garbani
- Balthasar Glaettli
- Felix Kuhn
- Matthias Nast
- Paul Rechsteiner
- Maria Roselli
- und Daniel Weber.
Ich habe nun die grosse Ehre, eine Vertreterin der Jury
der Schweizer «Big Brother Awards»
persönlich bei uns begrüssen zu dürfen: Frau
Claude Almansi!
(Des weiteren begrüsse ich an dieser Stelle auch
die Zuschauerinnen und Zuschauer zu Hause, die unseren
Anlass heute über (englisch) Internet-Web-Stream
verfolgen, sowie natürlich wie immer auch den
Vertreter der staatlichen Überwachung -- man kann ja
immer noch etwas dazulernen!)
Claude Almansi betritt die Bühne: (STICHWORTE)
MODERATOR:
Guten Abend, Frau Almansi. Sie hatten ja eine ganze
Reihe von Kandidatinnen und Kandidaten zu beurteilen: War
es schwierig, eine Auswahl zu treffen?
Claude Almansi (STICHWORTE): D'abord merci pour
l'invitation - Oui, c'était difficile, parce-que....
(etc.)
MODERATOR: Sie kommen ja aus Castione bei Bellinzona:
Wie sieht die Situation bezüglich Datenschutz im
Tessin aus? Gibt es Nominationen aus dem Tessin?
Claude Almansi (STICHWORTE): La situazione nel cantone
Ticino... (...)
MODERATOR: Nun, wir sind gespannt auf die Resultate! -
Besten Dank, Frau Almansi.
[Almansi dankt ebenfalls und: AB]
Meine Damen und Herren: Nicht ALLE Betroffenen
stören sich an der zunehmenden Überwachung und
Kontrolle, wie der nächste Beitrag von Tele-G
zeigt.
[Video 2: Reportage aus Luzern, Narzisse... 3 Min.]
[MODERATOR:] Vielen Dank für den Beitrag von
«Tele G»!
[Applaus]
ZUR SACHE: Überwachung, meine Damen und Herren, ist
ein ernstes und hoch-aktuelles Thema: Staat wie Wirtschaft
scheuen keine Anstrengungen, um immer mehr und immer
detailliertere Informationen über uns zu sammeln. --
Keine leichte Aufgabe, wie Sie sich sicher vorstellen
können: Datensammeln erfordert nicht nur Fleiss und
Ausdauer, sondern auch Kreativität!
Nehmen wir den Staat: Bedrängt von rechts und von
rechts; oft als träge und bürokratisch
belächelt, erweist er sich bisweilen als überaus
schnell und effizient, wenn es darum geht, die
Bürgerinnen und Bürger daten-mässig zu
erfassen und zu verarbeiten. Auch Teile der Verwaltung
haben mittlerweilen gelernt, dass sie die Nähe zu
ihrer Kundschaft AKTIV suchen müssen. So gelingt es
mancher Amtsstelle, der oft beklagten «Anonymisierung
der Gesellschaft» wirkungsvoll entgegenzutreten.
Oder nehmen wir die Privatwirtschaft, die mit grossem
Elan Daten über uns sammelt und diese Daten nicht
selten sogar in lukrative «business cases» zu
verpacken versteht: Mit dem Datenhandel ist ein neuer,
zukunftsträchtiger Markt entstanden: Wissen ist Macht,
Informationen sind Wert, Daten sind «Cash».
Heute nun -- mit Spannung erwartet -- darf ich Ihnen die
Gewinnerinnen und Gewinner der sechsten Schweizer
«Big Brother Awards» vorstellen.
[AB VIDEO: Animation «Staat», mit
Glasklirren]
Kategorie STAAT
[MODERATOR:] Mehr als die Hälfte aller Kandidaten
bewarben sich um einen Pokal in der Kategorie
«Staat»: DREISSIG Nominationen lagen der Jury
zur Auswahl vor, darunter gleich FÜNF Vorschläge
des Bundesrates.
[VISUALS: KANDIDATEN, NACHEINANDER EINGEBLENDET.]
Leider fiel der Jury bei einigen Nominationen allerdings
eine gewisse Einfallslosigkeit auf: Immer wieder dieselben
Videoüberwachungen, immer wieder dieselben illegalen
Gentests... Einige Amtsstellen scheinen richtiggehend
gefangen in ihren bürokratischen Abläufen,
träge und mutlos.
So kandidiert das Militärdepartement VBS dieses
Jahr erneut mit einem Kredit für eine geheime
«militärtechnische Anlage», dieses Mal mit
dem Code-Namen «Malachit». Dem Vernehmen nach
ist dieser Kredit für «ONYX» vorgesehen,
alias «Satos-3», für jene Anlage zur
Überwachung der Satelliten-Kommunikation also,
für den das VBS bereits in den Jahren 2000 und 2001
mit einem «Big Brother Award» ausgezeichnet
wurde.
Andere politische Institutionen versuchen den Betonpokal
mit simpler IMITATION zu erhalten: So kandidiert das
Stadtparlament St.Gallen mit einem Projekt zur
Einführung eines neuen
«Wegweisungsartikels» -- eine Regelung, die im
Kanton Bern und in der Stadt Winterthur bereits vor JAHREN
eingeführt wurde!
Andere wiederum bewarben sich MIT MINIMEN VARIATIONEN,
so die Schweizer Luftwaffe, die ihre unbemannte
Aufklärungs-drohne namens (englisch:) «A-D-S
ninety-five Ranger» dieses Jahr nicht mehr zur
Observierung von Kiffern einsetzte, sondern zur
Überwachung des Oster-Verkehrs auf der
Gotthard-Autobahn.
Meine Damen und Herren, Stabsoffiziere, Adjunkte,
Majore: Für einen Big Brother Award braucht es etwas
MEHR Kreativität!
Dass es auch anders geht, zeigt der innovative Ansatz
der Luzerner Gemeinde Emmen: Nach Forderungen der lokalen
SVP beschloss der dortige Gemeinderat vor exakt einem Jahr,
zur Bespitzelung ihrer Sozialhilfeempfänger
künftig einen so genannten
«Sozialinspektor» einzustellen. Um
herauszufinden, welche Sozialgeldbezüger die Gemeinde
betrügen, soll die neue Amtsperson unter anderem
Hausbesuche durchführen und die Nachbarschaft der
Verdächtigen befragen. Eine Schweizer Premiere!
In eine ähnliche Richtung zielt auch der Vorschlag
der Bundespolizeistelle «Dienst für Analyse und
Prävention» (DAP). Um die horrenden Kosten
für Pensionskasse und 13. Monatslohn einzusparen,
setzt sie allerdings auf Teilzeit-Mitarbeitende. In einem
Inserat suchte der DAP im Umfeld von Universitäten
Spitzel, die für ein Taschengeld KRITISCHE
VERANSTALTUNGEN besuchen und dokumentieren -- zum Beispiel
in der Roten Fabrik... (Geschickt ist dieser Schachzug
nicht zuletzt auch vor dem Hintergrund einer weiteren
Kostenersparnis, denn bei vielen Veranstaltungen bezahlen
Studierende einen reduzierten Eintrittspreis!)
Andere Polizeien streben mit der neuen Einsatztaktik
E-F-A (Einkesseln - Fichieren - Abschrecken) nach einem
Pokal. Die Berner Polizei demonstrierte die neue Taktik bei
einem Einsatz gegen WEF-Gegner, die Zürcher Kapo und
Stapo mit einer spektakulären Massenfichierung von
Fans des feindlichen FC Basel im vergangenen November.
=============
Keine leichte Wahl: Für welchen der dreissig
Kandidaten hat sich die Jury entschieden?
Meine Damen und Herren: Der diesjährige Sieger in
der Kategorie «Staat», und damit
Preisträger eines grossen Schweizer Big Brother Awards
2005 ist ... der Gemeinderat von Emmen, für den
innovativen Einsatz eines
«Sozialinspektors».
[PUBLIKUM: APPLAUS]
In ihrer Begründung hebt die Jury als erstes die
zügige Umsetzung der bahnbrechenden Emmer Aktion
hervor: Die Idee entstand nämlich erstmals im Januar
2004 im Rahmen eines Zukunftsseminars mit der zuvor
gänzlich unbekannten Methode der
«Syntegration» als eine von 71
«Massnahmen zur Attraktivitätssteigerung»
der Gemeinde Emmen. Bereits zehn Monate später, am 20.
Oktober, wurde das Projekt den Medien vorgestellt -- also
genau VIER TAGE nach der Verleihung der letztjährigen
Big Brother Awards in der Steeltec-Halle in Emmen.) In den
folgenden Wochen wurde aus 197 Bewerbungen der geeignetste
Kandidat ausgewählt: Der 31 Jahre junge, ehemalige
Polizeibeamte Christoph Odermatt!
[VISUALS: BILD CHRISTOPH ODERMATT]
Bereits in den ersten fünf Monaten nach seinem
Stellenantritt gelang es ihm, SIEBEN kritische Fälle
aufspüren! (Dies entspricht -- grosszügig
aufgerundet -- einem Prozent der 1156
Sozialhilfebezüger).
Zweitens weist die Jury auf den SOZIALEN CHARAKTER der
Aktion hin. Zunächst durch den Sozialinspektor selber,
der die Betroffenen ernst nimmt, sie persönlich
besucht oder zu einem Gespräch einlädt.
Darüber hinaus aber auch in der gesamten Gemeinde,
denn da der Sozialinspektor für seine Recherchen
ausdrücklich auch Informationen aus dem sozialen
Umfeld der Beobachteten bezieht, fördert er die
nachbarschaftlichen Beziehung. Dies ist gerade in einer
immer anonymer werdenden Agglomerationsgemeinde wie Emmen,
mit einem Ausländeranteil von rund 30 Prozent,
besonders wertvoll!
Drittens lobt die Jury den engagierten Einsatz des
Sozialinspektors auch als effiziente Massnahme zur
Förderung des gegenseitigen VERTRAUENS, denn zum einen
werden die EHRLICHEN Sozialhilfeempfänger mit
Vertrauensgewinnen BELOHNT, zum anderen gewinnt die
Bevölkerung Vertrauen in den Staat, dass er ihre
Steuergelder KORREKT einsetzt und die «schwarzen
Schafe» gezielt ELIMINIERT.
Die Jury gratuliert dem Emmer Gemeinderat und Herrn
Christoph Odermatt herzlich zu ihrem ersten Big Brother
Award!
========
Für einen Kommentar zu diesem denkwürdigen
Preisträger bitte ich nun Stefanie Grob von
«Bern ist überall» auf die Bühne.
[Moderator ab. -- Bild Preisträger weg.]
[AUFTRITT STEFANIE GROB UND ADI BLUM]
(...)
========
[MODERATOR:] Vielen Dank! Ist Herr Odermatt vielleicht
heute bei uns im Saal anwesend? -- Herr Bron? -- Herr
Dickerhof? (...)
Leider nein. Wir werden die Auszeichnung gerne per Post
nach Emmen senden.
Kategorie Business
[MODERATOR] Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir
kommen zur zweiten Kategorie....
[AB VIDEO: Animation «Business», mit
Glasklirren]
Der BUSINESS-AWARD: Wie wir alle wissen, ist das
«quality management» der Kundschaft längst
zu einem strategischen Erfolgsfaktor geworden. Es versteht
sich heute von selbst, dass die Unternehmen wissen wollen,
wie es uns geht und was wir alles kaufen. Doch vergessen
wir nicht: Datensammeln ist meist eine mühsame,
akribische und oft auch repetitive Kleinarbeit: IMMER
WIEDER beinahe dieselben Ausschnitte aus
Überwachungs-kameras anschauen, IMMER WIEDER beinahe
identische Logfiles analysieren -- und immer-immer wieder
dieselbe Frage nach
«Händ-Si-d'Chunde-Charte?»...
Solcher Aufwand soll belohnt werden! Auch wenn die Jury
leider keine Geld-Preise vergeben kann, so haben wir doch
einen formschönen Betonpokal bereitgestellt.
[VISUALS: KANDIDATEN, NACHEINANDER EINGEBLENDET.]
15 Nominationen wurden der Jury dieses Jahr in der
Kategorie «Business» vorgelegt. Darunter finden
sich wie in den Vorjahren mehrere Transportunternehmen, die
ihre Zugpassagiere mit Videokameras überwachen,
namentlich der Zürcher Verkehrsverbund und sein
kleiner Bruder, das Aargauer Transportunternehmen BDWM,
Bremgarten-Dietikon-Wangen-Meisterschwanden.
Swisscom-mobile und Allianz Suisse kandidieren mit dem
Handel der Daten ihrer Kunden für Marketing-Zwecke,
der Schweizerische Eishockey-Verband mit der
Rundum-Video-Überwachung in Stadien, und das
«Stade de Suisse» mit der Registrierung von
Fussballfans der Berner «Young Boys».
Die Firma Swissport wiederum, zuständig für die
Passagier-Abfertigung am Unique-Flughafen Kloten,
präsentiert ein Pilotprojekt zur biometrischen
Erkennung ihrer Flugpassagiere.
Neben Einzelkandidaturen haben sich einige Bewerber zu
sogenannten (englisch:) «Joint ventures»
zusammengeschlossen. So versuchen mehrere Bieler
Immobilientreuhänder, ihre Chancen auf einen Pokal in
einer informellen Interessengemeinschaft zu erhöhen.
Sie kandidieren mit dem Projekt, Graffiti-Sprayer
künftig öffentlich zu denunzieren.
Mehrere Nominierte aus der Kategorie Business bieten dem
breiten Publikum praktische Dienstleistungen an: So
offeriert das Verlagshaus TA-Media dem Rest der Welt den
Service, online herauszufinden, ob jemand ein Produkt des
Konzerns abonniert hat -- Ein Beitrag zur Förderung
von Offenheit und Transparenz!
Einen anderen ebenfalls sehr praktischen Service
präsentiert die online-Plattform
«adressenplus.ch» der Datensammelfirmen RCB und
Schober: Mit einer online-Abfrage in ihrem riesigen
Datenpool kann man sich wertvolle Informationen zur eigenen
Situation oder zu derjenigen von anderen Menschen
verschaffen, beispielsweise zum Geburtsdatum, zur
Wohnsituation, zur Anzahl Kinder im Haushalt, zum
individuellen Leseinteresse oder zur Kaufkraftklasse.
Datenlieferant ist unter anderem DIE POST.
Postfinance, eine Tochterfirma von DIE POST, kandidiert
dieses Jahr gleich mit zwei Dienstleistungen: Zum einen
sorgt sie dafür, dass die Daten bei internationalen
Transaktionen nach Schurkenstaaten wie Kuba direkt an die
USA weitergeleitet werden -- völlig gratis, ohne
weiteres Zutun der Kunden, und selbst wenn die Transaktion
auf ein Bankkonto in der Schweiz erfolgt!
Zum anderen bewirbt sich Postfinance in Zusammenarbeit mit
der Firma Kudelski mit einem neuen Projekt zur
Einführung von RFID-Chips auf ihren Postcards.
Besonders originell in der Kategorie
«Business»: Das Unterhaltungszentrum Kindercity
in Volketswil versorgt gleich alle seine jungen Kundinnen
und Kunden mit RFID-Marken und kann so deren Bewegungen
minutiös registrieren.
15 Kandidaten stellten sich dem harten Wettbewerb.
Für wen hat sich die Jury entschieden?
==========
Der Sieger der Kategorie Business und damit der Gewinner
eines grossen Schweizer Big Brother Awards 2005 heisst...
Postfinance, vertreten durch Herrn Jürg Bucher!
[VISUALS: BILD JÜRG BUCHER // [PUBLIKUM:
APPLAUS]
Mit ihrem Gratis-Service zur automatischen Weiterleitung
von Transaktionsdaten an das US-Finanzministerium bietet
Postfinance eine Dienstleistung an, mit der sie ihrer
Konkurrenz, den Schweizer Banken, um mehrere
Nasenlängen voraus ist -- und dies ohne selber eine
richtige Bank zu sein! Die meisten Schweizer Banken
verzichten nämlich auf eine solche automatische
Weiterleitung -- mit der simplen Ausrede, sie wollten das
(verächtlich) «Bankkunden-geheimnis»
wahren.
Lobend hebt die Jury zudem den Gedanken der KOOPERATION
hervor, den die Postfinance konsequent und effizient
umsetzt: Wenn schon die Schweizer Bundespolizei und die
Schweizer -- eh: -- die Fluggesellschaft SWISS
persönliche Daten der Bürger an die USA
weiterreichen, so will ihnen auch die Schweizer Postfinance
nicht nachstehen -- ganz gemäss ihrem Motto
«Einfach, sicher, schnell.»
========
Für einen Kommentar zum diesjährigen Sieger
des Schweizer Big Brother Awards in der Kategorie
«Business» bitte ich nun Beat Sterchi von
«Bern ist überall»:
[Moderator ab. -- Bild Preisträger weg.]
[AUFTRITT BEAT STERCHI UND ADI BLUM]
(...)
[Applaus]
========
[MODERATOR:] Vielen Dank! Ist vielleicht ein Vertreter
der Postfinance heute bei uns anwesend? Herr Bucher? - Herr
Witschi? -
Leider nein. Wir werden der Postfinance den Preis gerne
mit der DIE POST zukommen lassen.
Kategorie Arbeitsplatz
Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir kommen zur
dritten Kategorie....
[AB VIDEO: Animation «Arbeitsplatz», mit
Glasklirren]
Zum zweiten Mal verleiht die Jury dieses Jahr einen
Preis in der Kategorie «Arbeitsplatz» -- Immer
mehr Unternehmen wollen wissen, was ihre Mitarbeiter am
Arbeitsplatz eigentlich den lieben Tag lang tun -- und WIE
sie es tun. Videokameras und Computerprogramme können
den Firmen HELFEN zu analysieren, wer den «Cash
Flow» des Unternehmens steigert und wer nicht.
[VISUALS: KANDIDATEN, NACHEINANDER EINGEBLENDET.]
ZEHN Anwärter bewerben sich in dieser Kategorie,
darunter die Luzerner Kantonsschule Alpenquai, die in ihrer
Mensa nicht nur das Verhalten ihrer Schülerinnen und
Schüler beobachtet, sondern auch dasjenige der
Angestellten. Die Schaffhauser «Brasserie
Falken» geht noch einen Schritt weiter und stellt die
Bilder ihres Bar-Tresens gleich im Internet der
Allgemeinheit zur Verfügung.
Der Billigladen Carrefour kandidiert mit einer
nicht-anonymen Mitarbeiterbefragung, bei der beispielsweise
nach der Einstellung zum Vorgesetzten gefragt wurde.
Carrefour tritt damit in die Fusstapfen von (englisch:)
«Orange Telecommunications», die vor zwei
Jahren zusammen mit dem Institut «iimt» der
Universität Freiburg einen ähnlichen
nicht-anonymen Fragebogen präsentierten. (#Damals
allerdings ohne Erfolg: «Orange» gewann den
ersten Preis in der Kategorie «Business» damals
mit einer zweiten Nomination.)
Postauto und McDonald's bewerben sich mit dem Einsatz von
sogenannten (raunend:) «Mystery-Shoppers» --
eine Art «verdeckte Ermittler»:
Unangekündigt und anonym benoten sie Qualität,
Sauberkeit und Service der Unternehmen. Bei
«Postauto» notieren sie Fragen wie «Ist
das Licht eingeschaltet? -- Tritt der Fahrer gepflegt auf?
-- Kontrolliert er die Abonnemente? -- Ist die
Innentemperatur angenehm?»
Die originellste der zehn Nominationen in der Kategorie
Arbeitsplatz, meine Damen und Herren, stammt aus Bern,
genauer: (raunend:) von der Taubenstrasse 16: Dort
untersuchte der Bundesanwalt Valentin Roschacher zusammen
mit seinem Stabs-Chef Paul-Xavier Cornu im vergangenen
Dezember in einer geheimen Nacht-und-Nebel-Aktion alle
Papierkörbe seiner Angestellten. Die Begründung:
Es gehe darum, allfällige Lecks in seiner
Dienstabteilung zu finden. -- In den heutigen Zeiten (und
mit den heutigen Zeitungen) kann man nicht vorsichtig genug
sein!
========
Der Sieger in der Kategorie Arbeitsplatz und grosse
Gewinner eines «Big Brother Awards» des Jahres
2005 ist: Herr Valentin Roschacher, Bundesanwalt.
[VISUALS: BILD ROSCHACHER // [PUBLIKUM: APPLAUS]
Begründung: Seit mehreren Jahren arbeiten der
Bundesanwalt und seine rund 100 Angestellten
fortwährend daran, Fälle zuhanden der Strafjustiz
aufzubereiten, Hinweise zu sammeln, Dossiers anzulegen, und
doch kommt es kaum je zu einer Anklage oder gar zu einem
Schuldspruch vor dem neuen Strafgericht in Bellinzona! WO
BLEIBEN DIESE DOSSIERS?
Bei einer internen Analyse des Volumens an Papier, das
per 1. Januar an der Berner Taubenstrasse 16 gestapelt
wurde, plus des Volumens an Papier, welches täglich
eingeschleust wurde, minus des Volumens an geschredderten
Papierschnipseln, minus des Volumens an Papier, das beim
alljährlichen Inventar am 1. August gewogen wurde, bei
dieser internen Analyse also kamen die Ermittler nach
sorgfältiger Überprüfung zum Schluss, dass
allein im vergangenen Halbjahr 386,4 Kilogramm Papier
spurlos aus der Bundesanwaltschaft verschwunden
waren!
Was lag da näher als zu prüfen, ob ein Teil der
möglicherweise geheimen Papiere allenfalls über
den normalen Bürokehricht aus dem Gebäude
geschmuggelt wurde? Wie das Sprichwort doch sagt:
«Vorsicht ist die Mutter des Staates!»
Die Jury kommt allerdings nicht umhin, einen kleinen
Schönheitsfehler zu bemängeln: In einem Mail an
die Angestellten räumte der Leiter des Rechtsdienstes
der Bundesanwaltschaft nämlich ein, dass es für
die Papierkorbaktion keine hinreichende Rechtsgrundlage
gebe. Inzwischen hat sich aber der Bundesrat der Sache
angenommen und für Klarheit gesorgt: Im neuen Entwurf
zur gesetzlichen Regelung der Aufsicht über die
Bundesanwaltschaft vom 16. Juni dieses Jahres hält er
in Artikel 15 Absatz 1 eindeutig fest (Zitat:):
«Grundlage und Schranke des Handelns der
Bundesanwaltschaft ist das Recht.»
Es ist der Jury eine grosse Ehre, Herrn Roschacher
für sein präventives Krisenmanagement den grossen
Schweizer Big Brother Award der Kategorie Arbeitsplatz
überreichen zu dürfen.
========
Für einen Kommentar bitte ich Gerhard Meister und
Adi Blum von «Bern ist überall» auf die
Bühne:
[Moderator ab. -- Bild Preisträger weg.]
[AUFTRITT GERHARD MEISTER UND ADI BLUM]
========
[MODERATOR:] Vielen Dank! Ist Herr Roschacher vielleicht
heute bei uns im Saal anwesend? -- Herr Cornu? -- Leider
nein. Wir werden dem Bundesanwalt den Preis auf einem
geeigneten Kanal zukommen lassen.
Kategorie Lebenswerk
MODERATOR: Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir
kommen zur vierten Kategorie:
[AB VIDEO: Animation «Lebenswerk», mit
Glasklirren]
Der LEBENSWERK-AWARD, unsere Königs-Disziplin: Nur
wer sich in seinem ganzen Leben HARTNÄCKIG für
besondere Schnüffeltaten verdient gemacht hat, kann
ihn erhalten. Nur wer sich nicht hat beeindrucken lassen
von [verächtlich] parlamentarischen Vorstössen,
von besorgten BürgerInnen oder von
Datenschutzbeamten.
Der diesjährige Sieger wurde vom
Organisationskomitee bestimmt. Meine Damen und Herren: Der
grosse Schweizer «Big Brother Award», der
LEBENSWERK-Award geht an ... Herrn Jürg Scherrer,
Polizeidirektor in Biel!
[VISUALS: BILD PORTRÄT JÜRG SCHERRER]
Begründung: Jürg Scherrer, 58 Jahre alt,
ehemaliger Präsident der ehemaligen Autopartei der
Schweiz, ehemaliger Nationalrat, mehrfach angeklagt wegen
Verstössen gegen das Antirassismusgesetz und wegen
übler Nachrede, heute berühmtester Vertreter und
Präsident der am Rande immer noch bestehenden
Freiheitspartei der Schweiz und als solcher seit neun
Jahren Polizeidirektor der Stadt Biel, setzt sich bereits
Zeit seines Lebens für Sicherheit, Ruhe und Ordnung
ein, namentlich mit ungezählten Versuchen, den
öffentlichen Raum mit Videokameras zu
überwachen.
Dafür wurde er bereits im Jahr 2002 für einen Big
Brother Award in der Kategorie "Staat" nominiert - damals
leider ohne Erfolg.
Der Legende nach steht hinter Scherrers Engagement ein
prägendes Erlebnis: Vor ein paar Jahren reiste er
nämlich nach Monaco, um sich einmal im Leben das
dortige Formel-1-Rennen aus nächster Nähe
anzuhören. Scherrer war sogleich fasziniert von der
Sauberkeit und der Sicherheit im Fürstentum. Vor allem
die dort aufgestellten Kameras haben ihn nachhaltig
beeindruckt. Nach eingehender Prüfung stellte er fest
(Zitat:) «Dort wird lückenlos
kontrolliert.» So etwas sollte die
«Zukunftsstadt» Biel auch haben!
Der Weg zu einer sicheren Stadt war allerdings alles
andere als asphaltiert: In einem ersten Pilotversuch liess
Scherrer zunächst Anfang 2002 auf dem Schlauchturm der
Feuerwehr heimlich eine Kamera installieren, die den
Parkplatz (und das Autonome Jugendzentrum) vor dem Bieler
Kongresshaus überwachte. Mit grossem Erfolg, betont
Scherrer heute: (Zitat:) «Es gab seither keinen
einzigen Fall von Abfall-Tourismus mehr!» Leider gab
es für den Pilotversuch aber keine gesetzliche
Grundlage, so dass die Kamera wieder demontiert werden
musste.
Kurz darauf bot sich Scherrer mit der nationalen
Leistungsschau «Expo.02» eine neue Chance: Um
die zu erwartenden Staus auf den Zufahrtsstrassen bei jedem
Wetter bequem vom Büro aus beobachten zu können,
sollten sechs Verkehrsüberwachungskameras installiert
werden. Zur Förderung der Nachhaltigkeit dieser
Investition sollten die Kameras im Anschluss an die
Ausstellung nicht etwa zerstört oder eingelagert
werden (wie die Ausstellung selber), sondern als allgemeine
«Sicherheitskameras» weiterverwendet werden, um
sogenannte «Hot Spots» der Bieler «Inner
City» zu überwachen. -- Allerdings gab es dazu
noch immer keine gesetzliche Grundlage.
Zudem unterlief Scherrer bei der Installation einer der
sechs Kameras ein peinlicher Faux-pas: Eines der
Geräte wurde an einen Kandelaber montiert, der
nachweislich auf dem Boden der Nachbargemeinde Nidau steht.
Welch blöder Lapsus! Dass er gerade Jürg Scherrer
passieren musste, der doch als Vertreter der
nationalistischen «Freiheitspartei» in kaum
einer Rede vergisst, die Bedeutung von abgeschotteten
Grenzen für das friedliche Zusammenleben der
Menschheit zu betonen!
Doch Scherrer liess sich nicht entmutigen, sondern
machte sich daran, ein ordentliches Reglement für die
Errichtung von Videokameras auf öffentlichem Grund zu
erarbeiten. Zwei Jahre später war es soweit: Scherrer
konnte das beinahe-fertige Reglement den Medien
vorstellen.
Noch war er aber nicht am Ziel angelangt, denn bei der
Stadtregierung liessen sich vier der acht Gemeinderäte
nicht von seiner Zukunftsvision einer sicheren Stadt
überzeugen. In dieser Pattsituation beschloss der
Stadtpräsident mit Stichentscheid, dem Parlament
Scherrers Vorschlag zur Ablehnung zu empfehlen.
Scherrer liess sich aber auch diesmal nicht beirren,
sondern lancierte im Juni 2005 flugs eine Volksinitiative
zur Schaffung einer gesetzlichen Grundlage für die
Errichtung von fixen Überwachungskameras in der Stadt
Biel.
Doch auch bei diesem Manöver kam Scherrer
unvermittelt ins Schleudern, denn nur zwei Monate
später veröffentlichte der Berner Rechtsprofessor
Markus Müller ein von der Stadt Bern bestelltes
juristisches Gutachten. In seinen Erwägungen kam der
Jurist zum Schluss, dass gemäss dem bernischen
Gemeindegesetz die Regelung von Videokameras im
öffentlichen Raum gar nicht in der Kompetenz der
Gemeinden liege.
Aufgrund dieses Gutachtens zog der Bieler Gemeinderat
wenige Tage später den Entwurf für ein
Videoreglement endgültig zurück und wies den
Polizeidirektor-Kollegen Scherrer an, die sechs vorhandenen
Verkehrsüberwachungskameras so anzupassen, dass fortan
keine Autokennzeichen und keine Personen mehr erkennbar
sind.
Auch der Freiheitspartei blieb nichts anderes übrig,
als ihre Volksinitiative vorzeitig zurückzuziehen.
Als Trostpreis erhält Jürg Scherrer für
seine Bemühungen den «Big Brother Award
2005» in der Kategorie «Lebenswerk».
========
Für einen Kommentar zum tragischen Fall des Bieler
Polizeidirektors Scherrer bitte ich nun Guy Krneta von
«Bern ist überall» auf die Bühne:
[Moderator ab. -- Bild Preisträger weg.]
[AUFTRITT GUY KRNETA UND ADI BLUM]
(...)
========
[MODERATOR:] Vielen Dank! Ist Herr Scherrer vielleicht
heute bei uns im Saal anwesend? - Nein!
Meine Damen und Herren, wir haben alle Kandidatinnen und
Kandidaten vor zehn Tagen zur Preisverleihung eingeladen,
aber Herr Scherrer ist heute an der Delegiertenversammlung
der Freiheitspartei beschäftigt, im Hotel Egerkingen,
zwischen der A1 und der A2.
Wir werden Herrn Scherrer die Auszeichnung gerne auf
postalischem Weg zukommen lassen.
Für einen literarischen Kommentar zu den Big
Brother Awards darf ich nun das Wiener Duo ONOPHON
bitten:
[Moderator ab.]
[INTERMEZZO ONOPHON]
(...)
[MODERATOR:] Vielen Dank, Onophon!
Winkelried-Award
[MODERATOR]: Meine Damen und Herren: Wir kommen zur
fünften und letzten Kategorie:
[AB VIDEO: Animation «Winkelried», mit
Fanfare]
[MODERATOR]: Der «Winkelried-Award» für
besonders lobenswerten Widerstand GEGEN Überwachung
und Kontrolle.
Zur Auswahl stehen zwei Kandidaten, die sich in
heldenhafter Weise gegen die Übermacht der
Freiheitsfeinde zur Wehr setzen, wie damals Arnold
Winkelried zu Sempach...
[VISUALS: BILD: Winkelried-Gemälde]
Wer von beiden den Hauptpreis erhalten wird, werden
heute Abend SIE, meine Damen und Herren, entscheiden.
Die Preise für verdienstvollen Widerstand gegen
Überwachung und Kontrolle werden überbracht vom
Ur-Ur-Ur-Enkel von Arnold Winkelried: Arnold Winkelried
JUNIOR!
[AUFTRITT WINKELRIED-JUNIOR mit Hellebarde ]
Die beiden Kandidaten in alphabetischer Reihenfolge:
[VISUALS: NAMEN DES ERSTEN WINKELRIED-KANDIDATEN ]
[1] - Erstens die Gruppe "augenauf" für ihre Aktion
mit Patenschaften für die Registrierung von
Prepaid-Handies im vergangenen Herbst:
Aufgrund einer vom Parlament beschlossenen Revision des
Telefonüberwachungsgesetzes (BüPF) mussten alle
Besitzerinnen und Besitzer von Prepaid-Handys bis zum 31.
Oktober 2004 bei den Telefongesellschaften ihre
Identität registrieren lassen. Für die
Registrierung wurden allerdings nicht alle
ausländischen Ausweipapiere anerkannt.
In einer bemerkenswerten Aktion organisierte die
Menschenrechtsgruppe «augenauf» in Bern, Basel
und Zürich Schweizer Patinnen und Paten für die
Handys von rund 3000 Asylsuchenden und vorläufig
Aufgenommenen. Die Gruppe hielt sich dabei exakt an die
Vorgaben des BAKOM, die genau dieses Vorgehen
empfiel.
Mit ihrer Aktion sorgte «augenauf» dafür,
dass das Grundrecht auf Kommunikation auch für
Asylsuchende gilt.
[VISUALS: PLUS: NAMEN DES ZWEITEN WINKELRIED-KANDIDATEN
]
[2] - Zweitens die Interessengemeinschaft «IG
Stadt ohne Willkür» aus St.Gallen für ihren
vielfältigen, kreativen und witzigen Widerstand gegen
das neue Polizeireglement der Stadt St. Gallen im
vergangenen Frühling.
Das Reglement sah unter anderem vor, dass Bilder aus
Videokameras 100 TAGE LANG aufbewahrt werden dürfen
(die Datenschutzbeauftragten empfehlen 24 Stunden) und dass
Menschen alleine aufgrund des Verdachts, dass sie die
öffentliche Ruhe stören KÖNNTEN, von der
Polizei aus einem bestimmten Stadtgebiet weggewiesen werden
dürfen - eine Regelung, die gegen die Grundrechte auf
Bewegungsfreiheit und auf Versammlungsfreiheit
verstösst!
Wir haben heute die grosse Ehre, Vertreterinnen und
Vertreter BEIDER Kandidaten bei uns begrüssen zu
dürfen! Darf ich Sie auf die Bühne bitten?!
[AUFTRITT WINKELRIED-KANDIDATEN]
Guten Abend.
[MODERATOR begrüsst die Kandidaten und stellt sie
vor.]
Wertes Publikum: Es liegt heute an Ihnen, den
Hauptsieger in der Kategorie «Winkelried Award»
zu bestimmen! Die technischen Inspekteure der Roten Fabrik
werden Ihre akustische Unterstützung für die
Nominierten mit ausgeklügelten Messinstrumenten
überprüfen, kontrollieren und registrieren.
Arnold Winkelried Junior wird die Prozedur genau beobachten
und sicherstellen, dass alles mit rechten Dingen zu und her
geht.
Wertes Publikum: Es kommt also auf Ihre
Protestlautstärke an! Bitte bezeugen Sie Ihre
Unterstützung für einen oder für beide
«Winkelried»-Kandidaten mit einem
möglichst lauten Applaus.
In alphabetischer Reihenfolge:
Erstens: Wer ist der Meinung, dass die Gruppe augenauf
den Haupt-Winkelried-Preis des Jahres 2005 verdient hat? --
Bitte Applaus JETZT!
[TONREGIE: Notiert Raumlautstärke mit dB-Meter]
Zweitens: Wer ist der Meinung, dass die
Interessengemeinschaft «Stadt ohne
Willkür» den Haupt-Winkelried-Preis des Jahres
2005 verdient hat? Bitte Applaus JETZT!
[TONREGIE Notiert Raumlautstärke mit dB-Meter]
Vielen Dank! Ich darf nun Arnold Winkelried Junior um
die Resultate bitten....
[WINKELRIED-JUNIOR geht ab zum Regie-Pult.]
[WINKELRIED-JUNIOR bringt den Umschlag zum
Moderator.]
Verehrtes Publikum: Der Hauptpreis der diesjährigen
«Big Brother Awards» in der einzigen
Positiv-Kategorie, der Haupt-«Winkelried-Award»
geht an...[Name]!
[Publikum: Applaus...]
[MODERATOR überreicht dem Sieger das Diplom]
-- [EVTL. KURZE REDE GEWINNER, max. 2 Minuten]
[MODERATOR:] Wir gratulieren natürlich auch dem
zweitbesten Winkelried herzlich zu seinem Widerstand!
-- [APPLAUS]
[MODERATOR überreicht dem zweiten Sieger das
Diplom]
-- [EVTL. KURZE REDE ZWEITER GEWINNER, max. 2
Minuten]
[MODERATOR:] Vielen Dank! Ich bitte Sie alle, nun wieder
Platz zu nehmen.
[ALLE AUSSER MODERATOR AB.]
Schluss
Moderator: Meine sehr verehrten Damen und Herren: Damit
sind wir am Ende unserer Preisverleihung angelangt. Wertes
Publikum: Zum SECHSTEN Mal konnten in der Schweiz
«Big Brother Awards» für grosse Verdienste
zur Beschnüffelung und Überwachung der
Bevölkerung verliehen werden.
Grosse Taten, grosse Helden, grosse Sieger!
[VISUALS: BILD MIT ALLEN VIER PREISTRÄGERN]
Der Gemeinde Emmen und ihrem Sozialinspektor Christoph
Odermatt, der Firma Postfinance, dem Bundesanwalt Valentin
Roschacher und dem Bieler Polizeidirektor Jürg
Scherrer -- ihnen allen gebührt die herausragende
Ehre, die Überwachungsgesellschaft im vergangenen Jahr
mit besonders grossem Elan und lobenswertem Einsatz
gefördert zu haben.
Wer bei der Preisverleihung leer ausgegangen ist, kann
sich bereits heute für die nächsten AWARDS
nominieren lassen. Gerade die Beispiele der bereits
mehrmals nominierten Kandidaten zeigen: Hartnäckigkeit
führt zum Ziel!
[VISUALS: SCHNÜFFLI: NICHT LAMENTIEREN -
NOMINIEREN!]
Für ihre Einsätze und für ihr Engagement
an diesem denkwürdigen Anlass danken wir
-- der Jury -- namentlich Frau Claude Almansi
-- der Gruppe «Bern ist überall» mit
Stefanie Grob, Beat Sterchi, Gerhard Meister, Guy Krneta
und ganz speziell an Adi Blum am Akkordeon!
-- den Wiener Sprechkünstlern Rainer Deutner und
Werner Nowacek, beziehungsweise: ONOPHON,...
-- Guido Henseler und seiner privaten Fernsehstation
«Tele-G» ...
-- dem Technik-Team der Roten Fabrik, Lucrezia, Sylvia
und Celia...
-- und wir danken IHNEN, sehr verehrtes Publikum,
für Ihre Aufmerksamkeit.
Wir freuen uns, wenn wir Sie nächstes Jahr bei der
siebten Verleihung der Schweizer Big Brother Awards wieder
begrüssen dürfen.
Ich verabschiede mich von Ihnen - doch vorher freuen Sie
sich nochmals am abschliessenden Beitrag des Duos ONOPHON.
Danke für Ihre Aufmerksamkeit, und: Adieu.
[MODERATOR AB. -- APPLAUS]
[VISUALS: SCHNÜFFLI: NICHT LAMENTIEREN -
NOMINIEREN!]
[ONOPHON: ZWEITER AUFTRITT]
[TELE-G: VIDEO ZWEITER TEIL ÜBERWACHUNGSKAMERAS]
(Applaus)
[VISUALS: SCHNÜFFLI: NICHT LAMENTIEREN -
NOMINIEREN!] Saallicht.
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