Big Brother Awards Switzerland
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Big Brother Awards - die neue TV-Serie?

Jeder Person hat Anspruch auf Achtung ihres Privat- und Familienlebens, ihrer Wohnung sowie ihres Brief-, Post- und Fernmeldeverkehrs.
-- Verfassung der Schweizerischen Eidgenossenschaft, Art. 13 Abs. 1

Nein, mit bekannten TV-Serien haben die im Jahr 2000 erstmals auch in der Schweiz verliehenen Big Brother Awards nichts zu tun. Oder doch? - Während die inszenierten Fernsehdramen die Überwachung als amüsante Unterhaltung darstellen, wenden wir uns mit der Preisverleihung dezidiert gegen solche Verharmlosungen.

Warum?

JedeR von uns ist bereits heute in mehreren Dutzend Datenbanken registiert. Moderne Techniken der elektronischen Datenverarbeitung erlauben immer ausgeklügeltere Methoden zur Bespitzelung, zur Kontrolle und zur Überwachung von Menschen und Menschengruppen.

Unter dem Vorwand der Verbrechensbekämpfung und mit dem Argument der Staatssicherheit wird in versteckter Weise in unsere Privatsphäre eingedrungen, werden Persönlichkeitsrechte wie das Brief- und Telekommunikationsgeheimnis verletzt. Auf Strassen und Plätzen beobachten immer mehr Videokameras das Verhalten von PassantInnen und Fahrzeugen. Militärische Abhörsysteme überwachen rund um den Globus die zivile Kommunikation und erstellen Stimm-, Personen- und Kommunikationsprofile (ECHELON). Aufgrund von Datenspuren und Mustern werden Verdächtigungen konstruiert, die anschliessend zur gezielten Überwachung und präventiven Verdächtigung von ganzen Bevölkerungsgruppen führen (Rasterfahndung).

Durch flächendeckende Informationssysteme (GSM, GPS) und durch elektronische Zahlungssysteme (Kreditkarten, Kundenkarten, Postomat, Bankomat, elektronische Maut, usw.) können unsere Bewegungen und unser Verhalten erfasst, aufgezeichnet, verknüpft und zu Profilen aggregiert werden (data mining). Aus freien Individuen werden so biologische Bewegungsmelder (www.bigbrotherawards.at).

Die Einführung von neuen Technologien und die Schaffung von Akzeptanz verlaufen meist schleichend. Argumentiert wird zum einen mit Effizienzsteigerung, Kostenersparnis und Modernisierung, so etwa bei der geplanten EasyRide-Karte von Schweizer Transportbetrieben, bei Kreditkarten, bei der geplanten Gesundheitscard oder bei genetischen Screenings. Privatwirtschaftliche Datensammlungen dienen in erster Linie dem Marketing: Durch das Bespitzeln der KundInnen sollen neue Märkte erschlossen und die Produktion auf echte oder erweckte Konsumbedürfnisse abgestimmt werden.

Zum anderen wird die Akzeptanz von Überwachungstechnologien über den Diskurs der Angst geschaffen. Die Videoüberwachung des öffentlichen Raumes oder die Kontrolle der Telekommunikation werden mit Argumenten der Verbrechensbekämpfung und der Sicherheit begründet. Die latenten oder geschürten Ängste dienen der Legitimation für den Ausbau von präventiver staatlicher Überwachung und Kontrolle. Staatliche Datensammlungen werden nicht nur zur Effizienzsteigerung der Verwaltung angelegt, sondern dienen meist auch repressiven polizeilichen und militärischen Zwecken.

In der Konsequenz wird mit den verschiedenen Methoden der Datensammlung sowohl von staatlicher wie von privatwirtschaftlicher Seite eine raffinierte Form des social engineering betrieben: Eine umfassende und allgegenwärtige Verhaltenskontrolle und Verhaltenssteuerung der Bevölkerung.


Ziel

Mit der Verleihung der 6. Schweizer Big Brother Awards in fünf Kategorien wollen wir

  • solche Trends der Überwachung frühzeitig aufzeigen,
  • Informationen vermitteln und
  • zu Widerstand aufrufen.

Anlässlich der Orwell-Party im Herbst 2005 wenden wir uns

  • gegen solche Überwachung und Kontrolle
  • für den Schutz der Privatsphäre
  • für das Recht auf informationelle Selbstbestimmung.

Jene Personen und Institutionen, die uns ausspitzeln wollen, sollen beim Namen genannt werden!

Die VeranstalterInnen der BBA-2005:

Literatur

Suchen Sie weitere Informationen zum Thema Überwachung, Privacy und Datenschutz? Dann können wir Ihnen folgende Bücher und Artikel empfehlen:

[Simon Garfinkel]
Database Nation - The Death of Privacy in the 21st Century. O'Reilly (2000).
This book shows how, in these early years of the 21st century, advances in technology endanger our privacy in ways never before imagined. Direct marketers and retailers track our every purchase; surveillance cameras observe our movements; mobile phones will soon report our location to those who want to track us; government eavesdroppers listen in on private communications; misused medical records turn our bodies and our histories against us; and linked databases assemble detailed consumer profiles used to predict and influence our behavior. Privacy--the most basic of our civil rights--is in grave peril.
[Daniel Lin, Michael C. Loui]
Taking the Byte Out of Cookies - Privacy, Consent, and the Web. Proceedings of the ethics and social impact component on Shaping policy in the information age (1998).
Umfassende Definition von privacy, aufschlussreiche Diskussion, wann eine Verletzung der Privatsphäre hingenommen werden muss und warum zentrale Datensammlungen nicht ethisch sein können.
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Zuletzt aktualisiert: Thursday, 27.10.2005 19:54:44