pressemitteilungen/bba.pressemitteilung.20081018.d.txt ===== Medieninfo "Big Brother Awards 2008" vom 18. Oktober 2008 ** Neunte Schweizer "Big Brother Awards" -- DIE SIEGER: -- Fachgruppe 9 der Staatsanwaltschaft Basel (Staats-Award) -- Securitas, Abt. Investigation Services, Zollikofen (Business-Award) -- Krankenkasse CSS, Luzern (Arbeitsplatz-Award) -- Kurt Trolliet, Staatsschutzbeamter, Bern (Lebenswerk-Award) -- Buendnis "Luzern fuer alle" (PUBLIKUMSPREIS, der einzige Positivpreis) PS-2: Diese und fruehere Medieninfos stehen auch als PDF-File zur Verfuegung: http://www.bigbrotherawards.ch/2008/presse/ ===== Medieninfo "Big Brother Awards 2008" vom 18. Oktober 2008 ** PREISVERLEIHUNG der "Preise, die keiner will..." Am Samstagabend, den 18. Oktober 2008 wurden im Theaterraum TOJO der Berner Reitschule die Gewinner der diesjaehrigen Schweizer "Big Brother Awards" bekanntgegeben. Mit diesen satirischen "Preisen, die keiner will" zeichnet ein Organisationskomitee jedes Jahr die schwerwiegendsten Datenschutzverletzungen aus. Big Brother Awards sind eine internationale Aktion. In der Schweiz fand der Wettbewerb bereits zum neunten Mal statt. Drei Betonpokale gingen an die groessten Datenschnueffler in den Kategorien STAAT, BUSINESS und ARBEITSPLATZ. Weiter wurde ein LEBENSWERK-AWARD fuer besonders hartnaeckige, lebenslange Spitzelarbeit verliehen. Neben diesen vier negativen Preisen wird jeweils ein Publikumspreis fuer lobenswerten Widerstand *gegen* ueberwachung und Kontrolle verliehen. Die Nomination der Preistraeger erfolgte durch die Oeffentlichkeit. Bis Ende August gingen beim Organisationskomitee ueber 80 Vorschlaege ein. Eine Auswahl der Kandidaturen wurde einer unabhaengigen Jury vorgelegt. Ihr gehoeren sieben Personen an, die sich in verschiedenen Organisationen, Institutionen oder Medien gegen ueberwachung und Kontrolle engagieren (siehe ). --> Eine vollstaendige Liste der Kandidaturen findet sich hier: Nach Veranstaltungen im Zuercher Kulturzentrum Rote Fabrik (2000, 2001 und 2005), im Casinotheater Winterthur (2002), in der SteelTec-Halle in Emmen (2004, im Sudhaus in Basel (2006) und im ehemaligen Kino Palace in St.Gallen (2007) fand die Preisverleihung erneut in der Berner Reitschule statt (wie bereits 2003). Der feierliche inszenierte Anlass wurde moderiert vom Schauspieler Ernst Jenni, der die bisweilen zynische Laudatio auf die Sieger verlas.(*) (*) Die Laudatio ist demnaechst online verfuegbar, unter http://www.bigbrotherawards.ch/2008/event/laudatio.shtml Der private Fernsehsender TELE G (Guido Henseler) praesentierte Hintergrundrecherchen und exklusive Reportagen aus dem Umfeld der Preisgewinner. Das Berner THEATER AM PULS (TAP) kommentierte das Geschehen mit Improvisationen zum Thema. Die Sieger erhielten einen formschoenen Betonpokal, ein Zertifikat und eine Erwaehnung in der Ehrenliste "Hall of Shame" (sh. unten). Erste Fotos finden sich hier: Am Rande der Preisverleihung erklaerten die Organisatoren die Ausschreibung fuer die "Big Brother Awards 2009" fuer eroeffnet (Formulare sind auch online erhaeltlich). ** DIE SIEGERINNEN UND SIEGER Eine uebersicht der einzelnen Kandidaturen ist hier zu finden: http://www.bigbrotherawards.ch/2008/nomination/nominees/ -- Kategorie Staat: Die FACHGRUPPE 9 der Basler Staatsanwaltschaft Der erste Preis in der Kategorie STAAT ging an die Fachgruppe 9 der Basler Staatsanwaltschaft, vertreten durch deren Chef, Herrn Joerg Moeschli (Nomination Nr.5488). Die Fachgruppe 9 ist die fuer den sogenannten Staatsschutz zustaendige Abteilung der Basler Kantonspolizei. Sie ist administrativ der Staatsanwaltschaft unterstellt, rapportiert aber direkt dem Inlandgeheimdienst der Bundespolizei, dem "Dienst fuer Analyse und Praevention" DAP. Im Juni dieses Jahres wurde oeffentlich bekannt, dass die Beamten der "Fachgruppe 9" Informationen ueber sechs demokratisch gewaehlte Mitglieder des Basler Parlaments sammelten und diese Daten an den DAP weiterleiteten. Recherchen des Eidgenoessischen Datenschutzbeauftragten ergaben, dass zwei der sechs Grossraete tuerkischer Herkunft tatsaechlich im Geheimdienstcomputer ISIS des DAP fichiert waren. Auf den weiteren Raengen klassierten sich der Bundesrat - zusammen mit der Bundesanwaltschaft und der CIA - fuer die Vernichtung von Akten aus dem laufenden Strafverfahren gegen die Gebrueder Tinner, denen Atomschmuggel vorgeworfen wird (Nr.5491) und die Sozialhilfe Basel, die ohne Einwilligung ihrer KlientInnen eine Vertragsaenderung mit deren Krankenkassen vornahm und damit sensible Daten bekanntgab und erhielt (Nr.5523). -- Kategorie Business: SECURITAS, Zollikofen BE Beinahe die Haelfte der Kandidaten stellten sich dem Wettbewerb um einen Business-Award. Siegerin in dieser Kategorie wurde die SECURITAS, Abteilung "Investigation Services" in Zollikofen (Nr.5494). Sie infiltrierte die kritischen Gruppierungen "attac" und GAP aus Lausanne mit verdeckten Spitzeln - im ersten Fall vermutlich im Auftrag des Nahrungsmittelmultis Nestlé SA. Eine lobende Erwaehnung erhielt der Krankenkassenverband santésuisse, der zusammen mit dem St.Galler Kantonsspital kandidierte: Sie vereinbarten, dass die Diagnose der PatientInnen auf den Spitalrechnungen jeweils unverschluesselt, also im Klartext, zu formulieren sei. Unter den weiteren Kandidaturen finden sich Grossfirmen wie Migros, Google und die UEFA, aber auch kleinere Unternehmen wie der Schweizerische Fussballverband SFV oder die Firma IP Multimedia aus Kuesnacht ZH. -- Kategorie Arbeitsplatz: Krankenkasse CSS, Luzern In der Kategorie "Arbeitsplatz" siegte die Krankenkasse CSS (Nr.5514) mit ihrem Angebot fuer eine umfassende "Absenzen-Koordination": Unternehmen koennen die Kontrolle ueber Absenzen an die CSS auslagern, welche die abwesenden Mitarbeiter persoenlich kontaktiert, zunaechst telefonisch, anschliessend zu Hause. (Die CSS gewann bereits im Jahr 2006 einen Big Brother Award, damals in der Kategorie "Business", weil sie mehreren hundert Mitarbeitenden ueber ein online-System Zugriff auf sensible Gesundheitsdaten ihrer KundInnen erlaubte.) Eine lobende Erwaehnung ging an die Firma bonus.ch aus Lausanne fuer ihre Website www.okdoc.ch, bei der aerztInnen anonym beurteilt und denunziert werden koennen. Fuer einen Betonpokal in dieser Kategorie bewarben sich zudem der Zuercher Regierungsrat, die Kantonsschule Zuerich-Oerlikon, das Vormundschaftsamt Winterthur und die IWB Basel sowie Jacques-André Haury, Arzt und Kantonsrat der Gruenliberalen in Lausanne, mit der Forderung nach Drogentests bei SchuelerInnen. -- Kategorie Lebenswerk: Kurt Trolliet, Staatsschutzbeamter bei Police Bern Der begehrte "Lebenswerk-Award" fuer besonders hartnaeckige Verletzungen der Grundrechte ging dieses Jahr an Herrn KURT TROLLIET, Staatsschutzbeamter bei der Berner Kantonspolizei, insbesondere fuer seine willkuerliche Festnahme von zwei Journalisten im Umfeld einer politischen Kundgebung im Januar 2008 in der Stadt Bern. -- Publikumspreis fuer lobenswerten Widerstand gegen Ueberwachung und Kontrolle Im Gegensatz zu diesen vier Negativpreisen wird mit diesem Preis eine Person oder Institution ausgezeichnet, die sich in lobenswerter Weise *gegen* zunehmende ueberwachung und Kontrolle zur Wehr setzte. Anlässlich der Preisverleihung wurde das Buendnis "Luzern fuer alle" in einer Publikumswahl zum Sieger des Positivpreises des Jahres 2008 erkoren, vor den JungsozialistInnen JUSO Luzern und Herrn Max aus Bern (Pseudonym). ** Ehrenliste Zu den bisherigen Gewinnern eines "Big Brother Awards" gehoeren die Firmen Swisscom, Roche, SWICA, CSS, Orange, Postfinance und Q-Sys, der Verband der Krankenversicherer santésuisse, Bundesrat Samuel Schmid, die Kantonspolizei Zuerich, die Konferenz der Kantonalen Polizeikommandanten, der ehemalige Bundesanwalt Valentin Roschacher sowie der ominoese "Club de Berne". Eine Liste findet sich in unserer "Hall of Shame": ** International koordinierte Aktion "Big Brother Awards" sind eine international vernetzte Aktion: Die erste Preisverleihung wurde 1998 in Grossbritannien von "Privacy International" organisiert. Inzwischen fanden ueber 60 weitere Ehrungen in 19 Laendern statt, so in den USA, in Oesterreich, Deutschland, Frankreich, Ungarn, in den Niederlanden, in Japan, Finnland, Daenemark, Spanien, Australien und Neuseeland. Weitere Veranstaltungen sind in Planung (siehe http://www.bigbrotherawards.org). Die Verleihung der Schweizer Big Brother Awards 2008 wurde organisiert vom Verein grundrechte.ch und von der "Swiss Internet User Group SIUG", mit Unterstuetzung des Zuercher Kulturzentrums Rote Fabrik, der Mediengewerkschaft comedia und dem Vereins trash.net. Medienpartner: "WOZ Die Wochenzeitung" und "LeCourrier". Weitere Informationen: Pressefotos: http://www.bigbrotherawards.ch/pictures/gallery/bba2008 http://www.bigbrotherawards.ch/2008/presse/index.shtml#fotos http://www.bigbrotherawards.ch/pictures/ ===== Kontakt: ===== Organisationskomitee der Schweizer "Big Brother Awards", c/o Verein grundrechte.ch, Postfach 6948, 3001 Bern mailto:info@bigbrotherawards.ch http://www.bigbrotherawards.ch 079 863 40 67 (nur am 18. und 19. Oktober 2008) 078-860.04.10 (nur am 18. und 19. Oktober 2008) Tel. 031-312.40.30 (Catherine Weber) Tel. 044-382.04.47 (Christoph Mueller) ===== Links: ===== http://www.bigbrotherawards.ch http://www.bigbrotherawards.ch/2008/event/ http://www.bigbrotherawards.org (international) http://www.grundrechte.ch (Verein grundrechte.ch) http://www.siug.ch (Swiss Internet User Group) ====== Post Scriptum ===== PS Sie erhalten dieses E-Mail, weil Sie in unserer Kartei als Interessierte/r aufgefuehrt sind. Wir planen, Sie mit 4-5 Mitteilungen pro Jahr ueber den Verlauf der Preisausschreibung zu informieren. Sollten Sie keine derartigen Informationen wuenschen, teilen uns das bitte direkt an mit - wir werden Sie dann aus der Verteilliste streichen. Besten Dank!