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Lobreden (Auszüge aus den Laudationen) zur Verleihung der 1. Schweizer Big Brother Awards

26. Oktober 2000 im Kulturzentrum Rote Fabrik Zürich.

Die Reden wurden vorgetragen im Rahmen einer Hollywood-Show der Comedian Company, moderiert von Ernst Jenni.

Inhalt


Einleitung

Willkommen zur Preisverleihung der ersten Schweizer Big Brother Awards in der Roten Fabrik! An der heutigen Galaveranstaltung werden Ihnen die GewinnerInnen der Pokale für die grössten Schnüffelratten der Schweiz vorgestellt.

Wir alle sind mittlerweile in mehreren Dutzend Datenbanken registriert, und so haben wir sicher alle ein lebhaftes Interesse daran zu erfahren, wer die Tätigkeit des Datensammelns am besten, am subtilsten, am effizientesten löst.

Eine hochkarätige Jury mit namhaften Persönlichkeiten - bekannt aus Funk und Presse - hatte die Qual der Wahl: Aus 38 Vorschlägen waren die Winners der Kategorien Staat, Business, Telecom und Lebenswerk auszuwählen.

Heute Abend ist es nun soweit: The First Swiss Big Brother Awards Ceremony - präsentiert von weltberühmten fantastischen Stars der Comedian Company!

[Tusch]

erster Block: STAATS-AWARD mit Marilyn Monroe

Beginnen wir mit den KandidatInnen für den Staats Award: Sechzehn Nominationen wurden eingereicht, darunter das Militärdepartement, die Bundespolizei, kantonale Polizeikommandos - ja sogar einzelne Gemeindebehörden!

Sie alle wurden nominiert für besonders tüchtiges Beobachten der Privatsphäre und für die gewissenhafte Ermittlung der Verhaltensgewohnheiten von Bürgerinnen und Bürgern.

Die Auswahl ist der Jury nicht leichtgefallen:
Soll das Militärdepartement belohnt werden, das uns mit modernsten Überwachungstechniken vor uns selber und vor anderen Verbrechern beschützt?
Soll eine Gemeinde belohnt werden, die mit einfachen Videokameras ihre EinwohnerInnen diszipliniert?
Keine leichte Wahl! - Wer ist die grösste Staatsschnüffelratte des Jahres 2000?

Meine Damen und Herren: Die ersten drei Nominationen in der Kategorie Staat - in alphabetischer Reihenfolge:

  1. Die Konferenz der Polizeikommandanten, zusammen mit dem Justiz- und Polizeidepartement, vertreten durch Bundesrättin Ruth Metzler:

    Für ihre Anstrengungen, Daten auf Vorrat zu sammeln. Dieses Vorgehen ermöglicht es den Sicherheitskräften, auch jene strafbaren Handlungen zu verfolgen, die noch gar nicht erfolgt sind. Mit der Überwachung des Post- und Fernmeldeverkehrs kann die Polizei Telefonierende und andere potentielle Verbrecher eindeutig identifizieren - noch bevor sie eine Straftat begangen haben.

  2. Die Gemeinde Dürnten im Kanton Zürich:

    Sie wird lobend erwähnt für die Live-Webkamera auf ihrer Homepage. Diese Kamera erlaubt es allen Nutzerinnen und Nutzern des World Wide Web, die Wohnhäuser der Bewohnerinnen und Bewohner Tag und Nacht zu beobachten. Besonders Heimweh-DürntnerInnen können sich so dank der Webkamera in unabhängiger Weise über die Aktualitäten in ihrer alten Heimat informieren. -- Eine gelungene Mischung von "Bürgernähe" und internationalem Kulturaustausch!

  3. Das VBS, ehemals Militärdepartement, vertreten durch Bundesrat Adolf Ogi, für den Aufbau und den Betrieb der Satellitenabhöranlage SATOS-3.

    Die Anlage besteht aus einer Gruppe von Parabolspiegelantennen in Leuk, aus einem gut getarnten Antennenwald in Heimenschwand im Emmental und aus einer Auswertungszentrale in Zimmerwald bei Bern. Mit demselben Verfahren wie das vom Grossen Bruder USA initierte Abhörsystem ECHELON können Telefongespräche, Faxe und E-Mails von leistungsfähigen Computern nach Schlüsselwörtern abgesucht werden. SATOS-3 erlaubt es somit, alle Staatsfeinde frühzeitig zu erkennen und zu identifizieren.

  4. Zur Preisverleihung begrüssen wir nun einen echten Star aus Hollywood: Miss Marilyn Monroe!

    [Auftritt Marilyn Monroe --> Show Marilyn]
    [Marilyn schreitet zum RednerInnenpult]
    [Man-in-Black überreicht Marilyn ein Couvert...]
    [Tusch]

    Ladies and Gentlemen: The First Swiss Big Brother Awards - The "Staat" Award goes to ...Oh! ... Militärdepartement, Adolf Ogi!

    Das Militärdepartement hat sich als ausgesprochen tüchtig erwiesen, Daten aus dem Weltraum in die heimischen Bunker zu holen. Das geniale Überwachungssystem SATOS-3 erlaubt es unseren Sicherheitskräften, künftig alle Terrorstecknadeln im Heuhaufen der Kommunikation zu ermitteln. In überzeugender Weise zeigt das Projekt, dass es mit der vergleichsweise einfachen Suche nach den Stichworten "Russen" und "Mafia" gelingen könnte, das organisierte Verbrechen wirksam zu bekämpfen.

    Besonders zu loben sind weiter die vergleichsweise geringen Kosten des Projektes von 40 Mio. Franken für das Jahr 2000 - pro überwachtes Stichwort bloss der Bruchteil eines Rappens!

    Die Jury ist überzeugt dass mit dem Abhörsystem SATOS-3 ein entscheidender Durchbruch in der Bekämpfung der Anarchie gelingen wird. - Freude herrscht!

    [Marilyn ab] -- [Applaus]

    nächster Block: BUSINESS-AWARD, mit TINA TURNER

    Und nun, meine sehr verehrten Damen und Herren, die zweite Kategorie: der "BUSINESS AWARD"! - ZEHN Nominationen sind in dieser Kategorie eingegangen!

    Business, meine Damen und Herren, werte Schnüffelratten und Spione, "Business makes the World go round!" - Die künftige Society wird eine sein: Das Wissen um den Markt, um Customers und Consumers ist das A und O der Zukunft! "Wissen ist Macht!"

    Effiziente Hardware und ausgeklügelte Computerprogramme erlauben ein subtiles und machen aus dem Marketing eine potente Waffe: Bancomatkarten, Postomatkarten, Kreditkarten, Bonuskarten aller Art erhöhen die Kundenbindung und lassen die Konsumgewohnheiten evaluieren. In faszinierender Weise können diese Preferences anschliessend zu Profiles verknüpft und aggregiert werden. Mit diesem Wissen werden neue Märkte erschlossen, meine Damen und Herren!

    Meine Damen und Herren: Auf den ersten drei Rängen für den Business-Award finden wir mehrere berühmte Unternehmen - präsentiert in alphabetischer Reihenfolge:

    1. HOFFMANN-LA ROCHE Ltd.

      Für ihre systematischen Urintests bei Lehrlingen zum Nachweis von Drogenkonsum. Zweimal pro Jahr treten alle Lehrlinge zum Urintest an. Bei positiven Testergebnissen tritt sofort "ein Hilfsprogramm" in Kraft. Damit erfüllte die Hoffmann-La-Roche in vorbildlicher Weise ihre "Sorgfaltspflicht gegenüber minderjährigen Lehrlingen".

    2. SECUR Sicherheitstechnik AG

      Für die moderne Videoüberwachung ihrer MitarbeiterInnen in einem CallCenter. Dies erlaubt den Vorgesetzten nicht nur, sich jederzeit in ein Telefongespräch einzuklinken und so die Effizienz der Angestellten zu kontrollieren. Darüber hinaus können die Entscheidungträger auch das Verhalten ihrer Angestellten in der Cafeteria online mitverfolgen. - Ein bemerkenswertes Beispiel von Qualitätssicherung am Arbeitsplatz!

    3. Die Krankenkassen SWICA und HELSANA

      Für ihre Bemühungen um wirksame Kostenkontrolle im Gesundheitswesen. Mit einem ausgeklügelten Monitoring werden detaillierte Patientendaten gesammelt. Besonders erwähnenswert ist der subtile Einsatz von "Pflegecontrollern": Mit überraschenden Kontrollen bei ÄrztInnen, in Spitälern und in Altersheimen sollen diese Detektive sogenannt "ungerechtfertigte Bezüge" aufdecken. - Ein innovatives Projekt, das den Marktwert der beiden Firmen SWICA und HELSANA deutlich steigern wird!

    Wir haben die grosse Ehre, die Preisverleihung des Business-Award von einem weiteren echten Star aus dem Show-Business präsentiert zu erhalten. Zur Preisverleihung begrüssen wir bei uns: Tina Turner!

    [Auftritt TinaT - Show TinaT]
    [TinaT schreitet zum RednerInnenpult.]
    [Man-in-Black überreicht TinaT ein Couvert...]
    [Tusch]

    The First Swiss Big Brother Awards - The Business-Award goes to.... Hoffmann La Roche!

    Die Chemiefirma Hoffmann-La Roche erhält den "First Swiss Big Brother Award" in Anerkennung ihrer Leistungen zum Schutz unserer Jugend. Der Chemiemulti hat bewiesen, dass es mit einfachen Mitteln der Disziplinierung möglich ist, den Medikamentenkonsum in die richtigen Bahnen zu lenken, und zwar "bevor es zu spät ist"!

    Besonders lobend wird erwähnt, dass sich Hoffmann-LaRoche nicht hat beirren lassen durch die Einwände des Eidgenössischen Datenschutzbeauftragten.

    Es ist der Jury deshalb eine besondere Ehre, der Firma "Hoffmann-La Roche" den ersten Schweizer Big Brother Award überreichen zu dürfen.

    [TinaT ab] --- [Applaus]

    nächster Block: TELECOM-AWARD, mit CHER

    Als nächstes, meine Damen und Herren, verehrtes Publikum... sensationell, hochaktuell, E-mässig! Sechs Nominationen sind für den e-Award im Bereich Telecommunication eingegangen!

    "Telecom, solutions for the future" - "Where do you want to go tomorrow?" E-lectonic, E-asy, E-'ncredible!

    - Telecom heisst Datenverkehr. Staat und Unternehmungen wollen wissen, WER WANN mit WEM kommuniziert, um noch genauer auf die individuellen Bedürfnisse der KundInnen eingehen zu können. Bewegungsprofile, Preferences, Profiles! - ein immer feiner gestricktes Netz von Daten und Beziehungen!

    GSM, GPS, G... -- Cookies, Active-X, Java... - immer raffiniertere Procedures erlauben es, Gewohnheiten und Vorlieben von Kommunizierenden herauszufinden. Grund genug, dieser Zukunftsbranche der Wissensgesellschaft einen ganz besonderen Award zu vergeben!

    Telecom is the future! "Wer nicht kommuniziert, wird exkommuniziert!"

    Auf den ersten drei Rängen des e-Award finden sich folgende AnwärterInnen - in alphabetischer Reihenfolge:

    1. Der Internet Service Provider SUNRISE, ein Gemeinschaftsunternehmen der SBB und der Bank UBS.

      Für seine bemerkenswerte Nonchalence im Umgang mit dem Datenschutz. Bei einer Sicherheitslücke im Computersystem von SUNRISE konnten 250'000 E-Mail-Konten mitsamt Passwörtern zu den Mailboxen während mehreren Wochen eingesehen werden. SUNRISE hat prompt auf dieses Datenleck reagiert und ihre FREESURF-KundInnen aufgefordert, ihr Passwort zu ändern.

    2. die SWISSCOM

      Das Nachfolgeunternehmen der staatlichen PTT glänzt durch Erfolge im Bereich des systematischen Standortüberwachung ihrer Natel-KundInnen. Alle drei Stunden werden die aktuellen geografischen Positionen ALLER eingeschalteter Mobiltelefone mit SWISSCOM-Abonnment auf bis zu 100 Meter genau erörtert und während mindestens sieben Tagen gespeichert. Dieses geniale System ermöglicht es der SWISSCOM, präzise Bewegungsprofile ihrer KundInnen zu erstellen.

    3. Der Fernsehsender TV3

      Für seine sagenhafte TV-Show Big Brother. In dieser Voyeur-Show werden zehn Kandidatinnen und Kandidaten während 15 Wochen Tag und Nacht von 26 Kameras und 60 Mikrofonen überwacht. TV-3 setzt sich mit Big Brother in fulminanter Weise für eine Verharmlosung und Banalisierung von Überwachung und Kontrolle ein - auf dass die ganze Gesellschaft zum Container werde!

    Auch der hype e-Award wird von einem echten Star der Kommunikationsindustrie präsentiert werden! -- Zur Preisverleihung begrüssen wir bei uns: CHER!

    [Auftritt Cher - Show Cher]
    [Cher schreitet zum RednerInnenpult.]
    [Man-in-Black überreicht Cher einen Umschlag...]
    [Tusch]

    The First Swiss Big Brother Awards - The "E-Award" goes to ... SWISSCOM!

    Die Jury ist der Meinung, dass SWISSCOM den E-Award besonders verdient hat, weil es ihr gelingt, unter Vorgabe von rein technischer und administrativer Argumente ausführliche Daten über ihre NatelkundInnen zu sammeln. In einer Gesellschaft, in der Marketing immer stärker zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor wird, muss ein Anbieter seine Kundschaft kennen! Die SWISSCOM hat bewiesen, dass es möglich ist, trotz Einwänden des Eidgenössischen Datenschutzbeauftragten Daten zu sammeln, die es erlauben, detaillierte Bewegungsprofile zu erstellen.

    Es ist der Jury deshalb eine grosse Ehre, der Firma SWISSCOM den ersten Schweizer Big Brother Award in der Kategorie Telecom überreichen zu dürfen.

    [Cher ab] -- [Applaus]

    nächster Block: LEBENSWERK-AWARD mit den BLUES BROTHERS/BETTE MILDER

    Wir kommen zum Höhepunkt des heutigen Abends: Der LEBENSWERK AWARD. Nur wer sich in seinem ganzen Leben hartnäckig für besondere Schnüffeltaten verdient gemacht hat, kann ihn erhalten. Nur wer sich nicht hat beeindrucken lassen von [verächtlich] parlamentarischen Vorstössen, von Anti-Schnüffelstaat-Initiativen oder von Datenschutzbeamten.

    Kein einfacher Job, meine Damen und Herren. Da braucht es Ausdauer, Sitzleder, Verschwiegenheit und gute .

    Wir haben heute die grosse Ehre, Ihnen gleich drei Nominationen für den Lebenswerk-Award vorzustellen.

    Meine Damen und Herren: Für den Lebenswerk-Award wurden nominiert... in alphabetischer Reihenfolge:

    1. Herr Urs von Däniken, langjähriger Chef der Bundespolizei.

      Herr von Däniken kann als eigentlicher Held der Überwachung bezeichnet werden. Im Verlauf der 90er Jahre erwies er sich als erfolgreicher "Troubleshooter" zur Bewältigung des sogenannten [verächtlich] Fichenskandal. Die Jury erinnert sich noch sehr gut daran, wie diese politische Krise damals unser Land tief erschütterte! Wie unser Staatsschutz damals von organisierten Kommunistinnen [!] und Anarchisten [!] massiv angegriffen wurde!

      Herr von Däniken hat es in diesen sturmwellentobenden Zeiten stets verstanden, das zutiefst verunsicherte Vertrauen in die Bundespolizei sorgfältig wieder herzustellen und gleichzeitig eine effiziente, moderne Datensammlung aufzubauen. Ja, im Rückblick kann Herr von Däniken als eigentlicher "Retter der Bundespolizei" bezeichnet werden.

    2. Herr Polizeidirektor Kurt Wasserfallen

      Herr Wasserfallen hat sich besonders hartnäckig dafür eingegesetzt, in der Stadt Bern mit [verächtlich] Drögelern und Gesindel aufzuräumen. Mit seiner angewandten Sozialarbeit ist es ihm und seinen Mannen in den letzten zwei August-Wochen gelungen, gegen über 150 "randständige Personen" sogenannte "Rayonverbote" zu erlassen. Ausgewählten PassantInnen und anderen "armen Teufeln" wird damit verboten, sich in bestimmten Teilen der Stadt aufzuhalten. Künftig soll die Einhaltung dieses Verbots auch mittels Videokameras überwacht werden.

      Das Engagement von Herrn Wasserfallen hat sich nicht nur als "ein bewährtes Instrument zur Pflege der öffentlichen Sicherheit und Ordnung" erwiesen. Darüber hinaus leistet die Säuberungsaktion auch einen wichtigen Beitrag zur Pflege des Images der City of Berne.

    3. Das "Zentrale Ausländerregister ZAR" in Corpore, vertreten durch den aktuellen Chef Herrn Peter Huber.

      Das ZAR wurde 1973 aufgrund eines weitsichtigen Antrags des damaligen Bundesrats Kurt Furgler eingeführt. Zunächst nur für Strukturanalysen der ausländischen Wohnbevölkerung gedacht, wurde das ZAR allmählich zu einem Instrument der täglichen Arbeit ausgebaut. Im Verlaufe der Entwicklung haben es die Leiter des ZAR stets verstanden, mit den neuesten Errungenschaften der rationellen elektronischen Datenverarbeitung Schritt zu halten. So wurde bereits 1977 das Bildschirmverfahren eingeführt. Weiter wurde die Vernetzung ausgebaut, so dass inzwischen auch die Grenzpolizei und kantonale Behörden online Zugriff auf die Datenbank haben - und dies rund um die Uhr, an sieben Tage in der Woche!

      Kurz: Das ZAR erwies sich als ein "unentbehrliches Beurteilungs- und Steuerungsinstrument für die Ausländerpolitik."

    Der verdienstvolle Lebenswerk-Award wird von nicht weniger verdienstvollen, wirklich grossen Stars präsentiert werden! Zur Preisverleihung begrüssen wir bei uns: THE VERY FAMOUS ... BLUES BROTHERS!

    [Auftritt Blues Brothers --> Show]
    [Aus den Blues Brothers wird Bette Midler... ]
    [Applaus] --
    [Bette Midler schreitet zum RednerInnenpult.]
    [Man-in-Black überreicht Bette Midler ein Couvert...]
    [Tusch]

    The First Swiss Big Brother Awards - The Lebenswerk-Award goes to ... Urs von Däniken!

    Mit seinen Tätigkeiten hat Herr Urs von Däniken über Jahre hinweg bewiesen, dass der Schweizer Staat in seinen Grundfesten nicht zu erschüttern ist. Auch nach dem sogenannten Fichenskandal gelang es ihm und seinen Mannen, das Vertrauen in unseren Staatsschutz wieder herzustellen und eine erneuerte, effiziente Bundespolizei aufzubauen.

    IMMER und IMMER WIEDER verteidigte Herr von Däniken den Staatschutz hartnäckig gegen jegliche Kritik. Unbeirrt von allen politischen Vorstössen und Volksinitiativen verfolgt er sein Ziel. Wie ein Stehaufmännchen hat es Herr von Däniken immer wieder verstanden, sich einen neuen Arbeitsbereich aufzubauen - seit neuestem als "Chef Dienst für Analysen und Prävention" bei der Bundespolizei.

    In Anerkennung seiner Verdienste für das Vaterland hat Herr von Däniken deshalb den ersten Lebenswerk-Award verdient.

    [BluBro-Bette Midler ab]

    nächster Block: WINKELRIED-AWARD

    Neben diesen vier Preisen für besonders erfolgreiche Schnüffelratten konnte die Jury auch noch einen fünften Preis vergeben, den Winkelried-Award für besonders lobenswerten Widerstand gegen Überwachung und Kontrolle.

    Zur Auswahl standen drei nominierte Kandidaten, die Ihnen nun ein Mitglied der Jury gleich selber vorstellen wird: Daniel de Roulet!

    [Applaus] --
    [Jurymitglied schreitet zum RednerInnenpult.]
    [Jurymitglied verliest die Nominationen]

    1. Herr Reto Cantieni

      Herr Cantieni arbeitete beim Regionalen Arbeitsvermittlungszentrum RAV in Thusis und sollte dort Daten aus Beratungsgesprächen in ein zentrales Computersystem einfügen.

      Diese Daten umfassten auch besonders sensible Angaben zu "Alkoholproblemen", zum HIV-Status und zur Suizidgefährdung. Herr Cantieni weigerte sich, diese heikle Daten zu registrieren und wurde deshalb von seinem Arbeitgeber, dem Kanton Graubünden, entlassen.

    2. Herr F.

      1991, während des sogenannten Golfkriegs, arbeitete Herr F. in einem kantonalen Verwaltungsrechenzentrum. Herr F. stellte fest, dass dieses Rechenzentrum zuhanden der Bundespolizei widerrechtlich Listen von IrakerInnen erstellte, die in der Schweiz wohnten.

      Mit einer vertraulichen Eingabe informierte Herr F. die Geschäftsprüfungsdelegation des Bundesparlaments über die Vorfälle. Diese nahm die Hinweise zur Kenntnis und lieferte sie direkt an die Bundespolizei weiter. Die Bundespolizei wiederum informierte den Arbeitgeber von Herrn F. Herr F. wurde entlassen und zieht es seither vor, anonym zu bleiben.

    3. Herr Urs Paul ENGELER

      Herr Engeler arbeitet als Redaktor bei der Weltwoche und veröffentlicht regelmässig kritische Artikel zum Schnüffelstaat. So publizierte er auch einen Artikel zum oben erwähnten Fall von Herrn F. Dieser Artikel veranlasste Herrn von Däniken zu einer Beschwerde beim Presserat. Diese Beschwerde wurde allerdings abgewiesen. In einer neueren Ausgabe der "Weltwoche" wandte sich Herr Engeler dezidiert gegen einen Ausbau der Bundespolizei zum Schutz gegen Rechtsextremismus, denn [Zitat] "Die Polizei ist stets Denkersatz für die Politik."

    [Man-in-Black überreicht dem Jurymitglied ein Couvert...]
    [Tusch]

    Meine Damen und Herren: The First Swiss Big Brother Awards - The "Winkelried Award" goes to ... Herr F!

    Mit seinem Einsatz gegen die illegale Weitergabe von sensiblen Personendaten an die Bundespolizei zeigte Herr F. ein grosses Mass an Zivilcourage. Allerdings verlor Herr F. dadurch seinen Arbeitsplatz. Umso grösser ist deshalb die Ehre der Jury, Herrn F. mit der Verleihung des Winkelried-Awards für seinen Einsatz gegen Schnüffelstaat und Kontrollgesellschaft zu danken.

    [Jurymitglied ab]

    SCHLUSS

    [Moderator:]

    Damit sind wir am Schluss unserer Show angekommen. Wertes Publikum: Zum ersten Mal konnten in der Schweiz vier Big Brother Awards für grosse Verdienste zur Beschnüffelung und Überwachung der Bevölkerung verliehen werden. Grosse Taten, grosse Helden, grosse Sieger!

    Dem Militärdepartement, den Firmen "Hoffmann La Roche" und SWISSCOM, sowie Herrn von Däniken gebührt die grosse Ehre die Überwachungsgesellschaft im Jahr 2000 mit besonders grossem Elan und lobenswertem Einsatz gefördert zu haben.

    Wer bei der Preisverleihung leer ausgegangen ist, kann sich bereits für die nächsten Awards im Jahr 2001 nominieren lassen. Gerade das Beispiel von Herrn von Däniken, aber auch jenes von Herrn F. zeigen: "Hartnäckigkeit führt zum Ziel!"


©  2000, http://www.bigbrotherawards.ch/2000/event/laudatio.shtml
Anfragen und Kommentare an: info@bigbrotherawards.ch
Zuletzt aktualisiert: Sunday, 26.10.2003 22:01:10