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Laudatio zur Verleihung der 2. Schweizer Big Brother Awards

mit dem Moderator Ernst Jenni und der Comedian Company

am Freitag, 26. Oktober 2001, abends im Clubraum der Roten Fabrik, Zürich


Übersicht


Preisverleihung!

Show «Wheather Girls»

Einleitung

Meine sehr verehrte Damen und Herren: Willkommen zur Preisverleihung der zweiten Schweizer Big Brother Awards in der «Roten Fabrik»! An der heutigen Galaveranstaltung werden Ihnen die Gewinnerinnen und Gewinner der Pokale für die grössten Schnüffelratten der Schweiz vorgestellt.

Das Thema unseres heutigen Abends, meine Damen und Herren, hat ja in den letzten Wochen ein zusätzliche Brisanz erhalten: Nach den Anschlägen in den USA häuften sich beispielsweise die Rufe nach zunehmender Überwachung des Fernmeldeverkehrs. Der Staat solle mehr Befugnisse erhalten, unsere Telefongespräche und unsere Internetkommunikation zu belauschen. In den USA oder in Frankreich werden im Eiltempo Gesetze geändert und Budgets erhöht, Deutschland greift gar zu Rasterfahndungen...

Dabei bleibt allerdings fraglich, ob diese Art von Überwachung überhaupt irgendetwas zur Terrorbekämpfung beitragen wird. Betroffen von den Massnahmen sind keineswegs einfach die «Bösen», die «Anderen», sondern: Wir alle!

Viele Menschen verhalten sich gegenüber Bespitzelung und Überwachung so wie ein Frosch angesichts von heissem Wasser: Wird ein Frosch in kochendes Wasser geworfen, springt er schleunigst wieder heraus. Wird das Wasser hingegen bloss allmählich erwärmt, dann merkt der Frosch erst zu spät, dass es nun aber zu heiss sei -- und er verbrennt.

(Quelle: Telepolis,: Der Frosch im heissen Wasser)

Mit der Verleihung der Big Brother Awards geht es genau darum: Aufzuzeigen, dass sich die Wassertemperatur stetig weiter erhöht.

Nun möchte ich Sie aber nicht mehr länger mit Frosch-Geschichten aufhalten, sondern ihnen die Gewinner der zweiten Schweizer Big Brother Awards vorstellen, präsentiert von weltberühmten, fantastischen Stars der Comedian Company!

[Applaus]


Kategorie Staat

[Luigi e Mario tischen den Pokal und «Staats»-Trophäe auf]

Beginnen mit der Kategorie Staat: zweiundzwanzig Kandidatinnen und Kandidaten lagen der Jury zur Auswahl vor, darunter mehrere kantonale Polizeikommandos, das Eidgenössische Justiz- und Polizeidepartement, das Militärdepartement ­- ja sogar die Schweizer Armee!

Neben diesen Big Shots bewarben sich aber auch etwas weniger bekannte Institutionen um einen Platz in den ersten Rängen.

Die Auswahl ist der Jury nicht leichtgefallen:

Soll jene Primarschule belohnt werden, die ihre Schülerinnen in der Mensa an ein neues Fingerprint-Überwachungssystem gewöhnt?

Oder aber die Liegenschaftsverwaltung einer grossen Stadt, die mit bemerkenswertem Eifer die vielfältigen «Besonderheiten» ihrer Mieterinnen und Mieter archiviert?

Oder doch eher jene Kleinstadt, die ihren Drogenstrich mit Videokameras überwacht?

Keine leichte Wahl! - Wer ist die grösste Staatsschnüffelratte des Jahres 2001?

Meine Damen und Herren: Die ersten drei Nominationen in der Kategorie «STAAT» - in alphabetischer Reihenfolge:

  1. Das Eidgenössische Justiz- und Polizeidepartement, vertreten durch Frau Bundesrättin Ruth Metzler

    Für ihren Einsatz bei der Durchsetzung eines Eidgenössischen Gen-Registers. In der eleganten Form einer auf vier Jahre befristeten, sogenannten «Salami-Übergangsverordnung» wurde ein modernes polizeiliches Instrument geschaffen, das nicht nur der nachträglichen Aufklärung von Verbrechen dient, sondern auch VORAUSSCHAUEND alle möglichen Täterinnen und Täter eines Vergehens in einer Gen-Datenbank registriert. [Quellen]

  2. Die Konferenz der Kantonalen Polizeikommandanten, vertreten durch ihren Präsidenten, Monsieur le Commandant Pierre Aepli aus Lausanne

    Für ihre bereits langjährigen Bemühungen um eine Vernetzung ihrer Datenbestände. Gerade die Ereignisse im letzten Januar in Davos haben gezeigt, dass bei Grossereignissen nicht nur Beamte der Polizeien, sondern auch Gegnerinnen und Gegner der Globalisierung immer öfter interkantonal ausgetauscht werden! Die entsprechenden Daten halten mit dieser Entwicklung aber bei weitem nicht Schritt! Es handelt sich bei der Vernetzung der Daten also um einen längst fälligen Schritt zur Modernisierung der interkantonalen Infrastruktur. [Quellen]

  3. Der Sozialdienst der Gemeinde Ittigen bei Bern, vertreten durch ihren Leiter, Herrn Urs Bohren

    Für ihr intensives Bemühen um einen umfassenden Einblick in das Leben ihrer Kundinnen und Kunden. Zur Kontrolle, ob Leute, die Fürsorgegelder beziehen, nicht nebenbei noch «schwarz» arbeiten, setzte der Sozialdienst einen Privatdetektiv ein. -­ Ein aktiv gelebtes Vorzeigebeispiel von «Outsourcing» im Bereich einer kleinen Gemeinde, das auch einer anderen, weit herum akzeptierten Devise folgt: «Vertraue nicht - kontrolliere!» [Quellen]

Zur Preisverleihung begrüssen wir nun einen echten Star aus Hollywood, die «First Lady der Popszene»!

[Show Diana Ross]
[Diana Ross schreitet zum RednerInnenpult]
[Gehilfen überreichen Diana Ross einen Umschlag...]

[Diana Ross:]

Ladies and Gentlemen: The Great Swiss Big Brother Awards - The «Staat» Award goes to ...Oh! ... die Konferenz der Polizeikommandanten, Mister Aepli!

[Moderator]

In ihrem steten Bemühen um interkantonale Zusammenarbeit zeigt die Konferenz der Polizeikommandanten einmal mehr, wie wichtig die Modernisierung der Infrastruktur für einen effizienten Staatsschutz ist. Gerade die Ereignisse im Zusammenhang mit dem «World Economic Forum» in Davos haben gezeigt, dass Leute, die zu allem bereit sind, die Verbrechen, Brandschatzung oder PROTESTE im Schilde führen, frühzeitig erkannt und unverzüglich aus dem Demonstrationsverkehr gezogen werden müssen.

Wie bereits der namhafte Berater für Strategieentwicklung und Unternehmensführung, Herr Peter Arbenz, kürzlich unmissverständlich erklärte, gilt es angesichts der vielfältigen Bedrohungen der inneren Sicherheit von Davos, zukunftsgerichtet vorauszuschauen und alte föderalistische Zöpfe abzuhauen!

[Gehilfen bringen die Trophäe]]
[Diana Ross blickt ins Publikum und fragt:]

Is Mister Aepli here in the room? --- Or Mister Arbenz?

[Dann entweder Preisübergabe, oder aber: Luigi e Mario holen Die Trophäe ab, packen sie in ein Karton ein und machen ihn versandfertig.

[Moderator:]

Wir werden Monsieur Aepli die Auszeichnung gerne per Post zukommen lassen.

Ladies and Gentlemen: Miss Diana Ross!

[Diana Ross ab] -- [Applaus]


Kategorie Business

Und nun, meine sehr verehrten Damen und Herren, die zweite Kategorie: der Business Award!

[Luigi und Mario holen den nächsten Pokal und die nächste Trophäe; sie tischen Pokal und Trophäe für den «Business-Award» auf.]

Wie wir alle wissen, gibt es nicht nur staatliche Spione und Schnüffler. Mehr und mehr kümmern sich auch individuelle Unternehmen um ihre Kundschaft: Sie wollen wissen, wie es uns geht, was wir den Tag über so machen, und was wir so alles kaufen.

Aber auch die andere Seite wird im «Business» immer wichtiger: Das «quality management» am Arbeitsplatz ist längst zu einem strategischen Erfolgsfaktor geworden. Es versteht sich von selbst, dass die Arbeitgeber wissen wollen, wie es uns im Team gefällt, weshalb wir letzte Woche krank waren oder weshalb wir Pausen machen.

Das Wissen um Kundinnen und um Mitarbeiter ist ein Kapital! Ein Kapital allerdings, das sich die Unternehmen zuerst in mühsamer Kleinarbeit erarbeiten müssen: Mit der akribischen Sammlung von Daten oder durch Überwachung mit Kameras oder mit Mikrofonen.

Fünfzehn Nominationen sind in der Kategorie «Business» eingereicht worden, fünfzehn hervorragende Beispiele von Effizienzsteigerung, Adressenhandel und «customer care». -- Die ersten drei Nominierten in alphabetischer Reihenfolge:

  1. Die Firma «Credit Suisse CS Group»,

    Abteilung Zahlungsverkehr in Bern, für die Umsetzung ihrer Mitarbeiterbefragung. Nur wenige Firmen nehmen sich heutzutage noch die Mühe, sich vertieft nach dem Wohlbefinden ihrer Mitarbeitenden zu erkundigen. Die «Credit Suisse» in Bern tat dies besonders gründlich: Bei ihrer jährlichen Mitarbeiter-befragung halfen die Vorgesetzten den Angestellten persönlich mit, die Fragebögen auszufüllen. Die Teamchefin erklärte geduldig, welche Felder für das Erreichen der Höchstnote anzukreuzen seien und half anschliessend bei der Übergabe der Fragebögen an die betriebsinterne Post. -- Ein eindrückliches Beispiel von konsequenter Ausrichtung auf Qualität in allen Aspekten! [Quellen]

  2. Die Firma Hoffmann-La Roche

    Bei diesem Unternehmen handelt es sich um einen typischen Wiederholungstäter, erhielt die Firma doch bereits letztes Jahr einen Big Brother Award zugesprochen. Selbst die wiederholten Ermahnungen des Eidgenössischen Datenschutzbeauftragten konnten die Unternehmensleitung nicht davon abhalten, bei ihren Lehrlingen weiterhin zweimal jährlich Urintests durchzuführen. Mit den Tests soll der allfällige Konsum von illegalen Drogen frühzeitig erkannt und behandelt werden. Das Basler Unternehmen zeigt exemplarisch auf, wie der Medikamentenkonsum von Jugendlichen bereits frühzeitig in die RICHTIGEN Bahnen gelenkt werden kann. [Quellen]

  3. Die Krankenkasse SWICA

    Auch die SWICA wurde bereits im letzten Jahr für einen Big Brother Award nominiert, damals für ihren subtilen Einsatz von sogenannten «Pflegecontrollern». Dieses Jahr bewirbt sich die SWICA mit einem innovativen Computerprogramm, das Arbeitgebern einen sogenannten «Absenzenmanager» anbietet. Das auf einer CD-ROM vertriebene Programm bietet ein effizientes, personifiziertes Krankheitsmanagement und ermöglicht den Datenaustausch von Arbeitgebern mit anderen Firmen ­ zum Beispiel mit Krankenkassen. [Quellen]

Ladies and Gentlemen: Wir haben die grosse Ehre, die Preisverleihung des BUSINESS AWARD von einem weiteren echten Star aus dem Show-Business präsentiert zu erhalten. Zur Preisverleihung heute Abend bei uns: zwei Kultfiguren der 70er-Jahre ...

[Auftritt John Travolta und Olivia Newton-John - Show ]
[Olivia Newton-John schreitet zum RednerInnenpult.]
[Helfer überreichen Olivia den Umschlag...]

[Olivia Newton-John:]

Ladies and Gentlemen: The Great Swiss Big Brother Awards - The «Business» Award goes to.... SWICA!

[Moderator:]

Die Kostensteigerung im Gesundheitswesen belastet unsere Volkswirtschaft mit riesigen, SwissAir-haften Beträgen! Krankheitsbedingte Absenzen am Arbeitsplatz kosten jährlich mehrere Milliarden Franken! Ein effizientes Management von «Krankheit» und «Gesundheit» ist dringend nötig! Die Krankenkasse SWICA zeigt auf, wie hier mit einer simplen Datenbanken LINDERUNG geschaffen werden kann. Denken wir an die Volksgesundheit, an die verbesserte Versorgung der Bevölkerung, und nicht zuletzt an die «Corporate Wellness», an das Wohlergehen des Unternehmens!

[## Bild SWICA FAVORIT: Erstaunlich, wie guenstig Sicherheit sein kann!]

Es ist der Jury deshalb eine besondere Ehre, der Firma «SWICA» den zweiten Schweizer Big Brother Award in der Kategorie «Business» überreichen zu dürfen.

[Gehilfen bringen die Trophäe]
[Olivia Newton-John blickt ins Publikum und fragt:]

Is there any representative of SWICA here in the room?

[Dann entweder Preisübergabe an eine Person, oder aber: Luigi e Mario holen die Trophäe ab, packen sie in einen Karton ein und machen ihn versandfertig.]

[Moderator]

Wir werden der SWICA die Auszeichnung gerne per Post zukommen lassen.

Ladies and Gentlemen: Miss Olivia Newton-John!

[Newton-John ab] --- [Applaus]


Kategorie Kommunikation

Als nächstes, meine Damen und Herren, verehrtes Publikum... sensationell, hochaktuell, E-mässig!

ACHT Nominationen sind für den «Kommunikations-Award» eingegangen!

[Luigi e Mario tischen Pokal und Trophäe auf]

Wie SEHR sich die einzelne Kandidaten um einen Big Brother Award in dieser Kategorie bemühen, zeigen die Beispiele aus dem hart umkämpften Markt der Telekommunikation: So versuchte sich der Internet-Provider Swissonline eine gute Prämierung zu verschaffen, indem er das letztjährige Vorgehen des Konkurrenten Sunrise ganz simpel NACHAHMTE und dem breiten Publikum den Einblick in 250'000 E-Mail-Konten gewährte. Mehr noch: Swissonline schreckte nicht einmal davor zurück, durch passende Werbung auf ihre Kandidatur hinzuweisen! [Quellen]

[## Bild mit 'wir oeffnen Ihnen Tueren' im Hintergrund]

Die Jury lässt sich allerdings nicht durch solches Powerplay beeinflussen, sondern fällt ihre Entscheide in grösster Unabhängigkeit.

Auch ein zweites Beispiel zeigt auf, wie heiss begehrt der HYPE Kommunikations-Award ist: So setzt die letztjährige Preisträgerin, die Firma Swisscom, ihren damaligen Erfolg direkt ins Marketing um. Die Swisscom wurde im Vorjahr ausgezeichnet für das Sammeln der Standortinformationen ihrer Natel-Kundschaft -- was ihr Pressesprecher allerdings mehrmals bestritt. Dieses Jahr nun lancierte das Unternehmen einen neuen Dienst namens FriendZone, der die gesammelten geografischen Informationen allen Freunden zugänglich macht -- gegen Bezahlung natürlich.

[## Bild Swisscom-FriendZone oder «Tiefer als man denkt» vom Vorjahr]

Ein geschickter Schachzug, auch dies!

Dennoch ist es beiden Unternehmen nicht gelungen, zu den ersten drei Nominationen für den Kommunikations-Award vorzustossen. Die Nominierten sind, in alphabetischer Reihenfolge:

  1. Herr Alt-Bundesrat Arnold Koller

    Für seinen Erfolg bei der Anstrengung, ein überwachungsfreundliches «Bundesgesetz betreffend die Überwachung des Post- und Fernmeldeverkehrs» zu schaffen. Das - kurz «BÜPF» genannte - Gesetz bietet die Grundlage dafür, dass Untersuchungsbehörden auf die Verbindungsdaten der Telekommunizierenden zugreifen können. Die Anbieter von Telefonie und Internet werden dazu verpflichtet, die Verbindungsdaten ihrer Kundschaft während SECHS MONATEN zu speichern. Bei Anbietern der Mobiltelefonie (also zBsp. auch bei der Swisscom ;-) beinhaltet dies auch die STANDORTDATEN der Handies. Diese Datensammlung ermöglicht es endlich, umfassende Kontakt- und Bewegungsprofile zu rekonstruieren. [Quellen]

  2. Der militärische Nachrichtendienst

    ... vertreten durch Generalstabsoberst Wegmüller, für den Aufbau und den Betrieb der Satelliten-Abhorchanlage ONYX.

    Diese Anlage besteht aus einer Gruppe von Parabolspiegelantennen in Leuk, aus einem gut getarnten Antennenwald in Heimenschwand im Emmental und aus einer Auswertungszentrale in Zimmerwald bei Bern. Mit demselben Verfahren wie das vom Grossen Bruder USA initierte Abhörsystem ECHELON können Telefongespräche, Faxe und E-Mails von leistungsfähigen Computern nach Schlüsselwörtern abgesucht werden.

    ONYX kandidierte bereits im letzten Jahr für einen Big Brother Award, damals unter dem Decknamen SATOS-3 und hat also inzwischen den Namen geändert - [leise:] ein Vorgehen, das gerade in Geheimdienstkreisen durchaus üblich ist! [Quellen]

  3. Die Firma «SOTEC SA» als Generalimporteur eines Softwareprogramms namens «Webspy»

    Als Begründung für die Nomination genügen einige Auszüge aus den offiziellen Informationen für dieses clevere Produkt. Ich zitiere:

    «Wann ist in Ihrer Firma Internet-Rushhour? Welche Abteilung verursacht den meisten Netz-Traffic und welche Websites verzeichnen die meisten Hits? Firmen-PCs werden oft genug als Startrampe für private Surftrips im Internet genutzt (...) Webspy bietet Ihnen mit seinen Monitoring-Tools die Möglichkeit, die Nutzung Ihres Internetzugangs konsequent zu überwachen. Dabei erfasst [das Programm] alle Internetaktivitäten, E-Mails und Downloads.(...)

    Webspy steigert die Produktivität Ihrer Mitarbeiter und senkt die Kosten für Internetverbindungen und Lohnzahlungen. (...) Webspy - das perfekte Monitoring-Tool für kleine und mittlere Betriebe!» [Quellen]

    (Quelle: #ext.link zu Firma TradeUp)

Auch der dritte Big Brother Award wird Ihnen von echten Stars der Kommunikationsindustrie präsentiert! -- Zur Preisverleihung begrüssen wir bei uns: DAS FRECHSTE TRIO DEUTSCHLANDS!

[Auftritt Trio «TicTacBarbie» - Show]
[Barbie schreitet zum RednerInnenpult.]
[Gehilfen überreichen Barbie einen Umschlag..., sie öffnet]

[Barbie:]

The Great Swiss Big Brother Awards - The «Communication Award» goes to ... ONYX

[Moderator]

Gerade in Zeiten der zunehmenden Globalisierung ist es wichtig zu wissen, welche strategischen Züge die weltweite Konkurrenz plant. Das Satelliten-Abhorchsystem ONYX erlaubt es, die Winkelzüge fremder Mächte wie etwa Microsoft, Unilever oder British Airways frühzeitig zu durchschauen und Gegenmassnahmen zum Schutz der inneren Wirtschaftssicherheit zu treffen. In überzeugender Weise zeigt das Projekt, dass es mit der vergleichsweise einfachen Suche nach den Stichworten «Computer» und «Dollar» gelingen könnte, das organisierte Wirtschaftsverbrechen nachhaltig zu bekämpfen.

Als «besonders clever» bezeichnet die Jury den Namenswechsel vom eher bieder anmutenden «SATOS-3» zum futuristischen und unverfänglichen «ONYX».

Es ist der Jury eine grosse Ehre, dem militärischen Nachrichtendienst den Grossen Schweizer Big Brother Award in der Kategorie «Kommunikation» überreichen zu dürfen.

[Gehilfen bringen die Trophäe]

[Barbie blickt ins Publikum und fragt:]

Ist heute ein Vertreter des militärischen Nachrichtendienstes hier im Raum anwesend? --- Na, Herr Wegmüller? -- Herr Pfister? - Herr Pitteloud?? Der Herr mit dem Hut hinten links vielleicht?

[Dann entweder Preisübergabe an eine Person, oder aber: Luigi e Mario holen die Trophäe ab, packen sie in ein Karton ein und machen sie versandfertig.]

[Moderator]

Herr Bundesrat Schmid hat sich leider entschuldigen lassen: Die Anmeldung sei zu kurzfristig eingetroffen...

Immerhin ist es dem Radio DRS gelungen, eine Stellungnahme zum Thema einzuholen.

[--> Einspielung Tondokument SR DRS Espresso 27.10.2000 ab MiniDisc, ca. 30 Sekunden: Interview mit Martin Bühler, Stellvertretender Informationschef Sprecher des VBS

Wir werden dem Nachrichtendienst die Auszeichnung über einen geeigneten Kanal zukommen lassen.

Ladies and Gentlemen: Barbie!

[Barbie ab] -- [Applaus]


Kategorie Lebenswerk

Wir kommen zur vierten Kategorie, zum LEBENSWERK AWARD.

Nur wer sich in seinem ganzen Leben HARTNÄCKIG für besondere Schnüffeltaten verdient gemacht hat, kann ihn erhalten. Nur wer sich nicht hat beeindrucken lassen von [verächtlich] parlamentarischen Vorstössen, von Anti-Schnüffelstaat-Initiativen oder von Datenschutzbeamten.

Leider-leider, meine Damen und Herren, konnte die Jury in dieser Kategorie KEINEN Preisträger prämieren. Ein aussichtsreicher Kandidat wurde ZU SPÄT nominiert, ein anderer ist leider unverhofft verstorben...


Winkelried Award

Wir kommen deshalb direkt zur fünften Kategorie, zum «Winkelried-Award» für besonders lobenswerten WIDERSTAND GEGEN Überwachung und Kontrolle.

[Luigi e Mario tischen Pokal und Trophäe «Winkelried-Award» auf.]
[Präsentation: Bild Winkelried]

[Moderator]

Zur Auswahl standen die folgenden drei Kandidaten, in alphabetischer Reihenfolge

  1. Fans des FC Zürich, Südkurve

    Für ihren Streik gegen die Fichierung in einer sogenannten Hooligan-Kartei, gemäss einem Zeitungsbericht:

    Mitte Mai dieses Jahres hatten zivile Beamte der Zürcher Stadtpolizei 35 Besucher eines Heimspiels des FC Zürich gegen Lugano einzeln fotografiert und fichiert. Bei einem nachfolgenden Spiel BOYKOTTIERTEN einige Fans der «Südkurve» die erste Halbzeit. Stattdessen kickten sie bei Bier und Musik draussen vor dem Stadion und liessen sich als «Hooligans» fotografieren. Dazu hatten sie eine Wand mit dem Bild eines lebensgrossen Hooligan aufgebaut. Die Fans konnten ihren Kopf durch ein Loch in der Wand stecken und so ein Polaroid-Bild von sich als Fussball-Prügler mit nach Hause nehmen.

    Wohlgemerkt: Den Fans wurde kein konkretes Vergehen vorgeworfen. Die Daten wurden vielmehr PRÄVENTIV gesammelt, auf Vorrat, ohne Rechtsgrundlage, zur Abschreckung. [Quellen]

  2. Die «Swordlord Coding Crew», zusammen mit Roman Racine

    Für ihren Widerstand gegen die elektronische Datensammlung auf einer CD-ROM namens «Black Book 2000». Die CD wurde vom Zürcher Geschäftsmann F. vertrieben und enthielt neben zehntausenden E-Mail-Adressen aus der Schweiz auch eine Anleitung, wie diese Adressen am besten mit SPAM einzudecken seien. SPAM ist unaufgeforderte Werbung, vergleichbar mit adressierter Streuwerbung in den Briefkästen.

    Die «Swordlord Coding Crew» knackte die CD und prangerte zusammen mit Roman Racine den Geschäftsmann F. an. Mit ihrem Widerstand gegen die «Black Book»-CD führen die jungen Internetaktivisten erstmals in der Schweiz eine Musterauseinandersetzung gegen die zunehmende Flut an unerwünschter E-Mail-Werbung und gegen dubiosen Adresshandel. [Quellen]

  3. Michael Jordi von der Gewerkschaft VPOD des Kantons Bern, zusammen mit Frau N.

    Frau N., die uns nicht namentlich bekannt ist, arbeitete bei der Berner Firma «SECUR Sicherheitstechnik AG». Diese Firma überwachte die Mitarbeitenden ihres Call Centers nicht nur mit Telefonkontrollen, sondern installierte auch Kameras in den Arbeitsräumen und in der Cafeteria. Frau N. wandte sich an Michael Jordi vom VPOD und zusammen reichten sie beim KIGA eine Klage gegen die Firma ein. [Quellen]

Der verdienstvolle «Winkelried-Award» wird Ihnen von einem nicht weniger verdienstvollen, wirklich grossen Star präsentiert werden: der blondesten Versuchung seit Marilyn Monroe:

[Auftritt Madonna --> Show]
[Madonna schreitet zum RednerInnenpult.]
[Gehilfen überreichen Madonna einen Umschlag...]

[Madonna:]

Meine Damen und Herren: The very Big Swiss Big Brother Award - The «Winkelried Award» goes to ... Mister Jordi and Miss N.

[Moderator]

Mit ihrer Einsprache gegen die illegale Beschnüffelung am Arbeitsplatz zeigten die beiden beispielhaft auf, dass auch sogenannte «Qualitätssicherung am Arbeitsplatz» nicht dem Schutz der Privatsphäre geopfert werden darf. Ihr Widerstand war erfolgreich: Die Einsprache beim Berner KIGA wurde vollumfänglich gutgeheissen. Das KIGA entschied: «Erstens: Die installierten Kameras in den Arbeitsräumen und in der Cafeteria der secur AG sind zu entfernen. (Punkt)»

Im weiteren betont die Jury, dass gerade in PREKÄREN Arbeitsverhältnissen dem Schutz der Privatsphäre besondere Beachtung zukommen muss. Dies gilt für Call Centers genauso wie für Grossbanken!

Es ist der Jury eine grosse Ehre, Michael Jordi und Frau N. heute Abend den ersten Preis der Big Brother Awards in der Kategorie «Winkelried Award» überreichen zu dürfen.

[Gehilfen bringen die Trophäe]
[Madonna blickt ins Publikum und fragt:]

Are Michael Jordi and Miss N. heute hier anwesend?

[Dann entweder Preisübergabe an sie, oder aber: Luigi e Mario holen die Trophäe ab, verpacken sie in ein Karton und machen sie versandfertig.]

[Moderator: ]

Wir werden den beiden die Auszeichnung wirklich SEHR GERNE per Post zukommen lassen.

Ladies and Gentlemen: Madonna!

[Madonna ab]


Verabschiedung und Schluss

Sehr geehrte Damen und Herren: Damit sind wir am Schluss unserer Show angekommen. Wertes Publikum: Zum zweiten Mal konnten in der Schweiz Big Brother Awards für grosse Verdienste zur Beschnüffelung und Überwachung der Bevölkerung verliehen werden.

Grosse Taten, grosse Helden, grosse Sieger!

Der Konferenz der Polizeikommandanten, der Krankenkasse SWICA und dem militärischen Nachrichtendienst gebührt die grosse Ehre die Überwachungsgesellschaft im Jahr 2001 mit besonders grossem Elan und lobenswertem Einsatz gefördert zu haben.

Wer bei der Preisverleihung leer ausgegangen ist, kann sich bereits für die nächsten AWARDS nominieren lassen.

Gerade die Beispiele der bereits mehrmals nominierten Kandidaten, aber auch jenes der «Winkelriede» zeigen: «Hartnäckigkeit führt zum Ziel!»

Wir danken der «Comedian Company» für Ihre grossartige Show, ... der Jury für ihr grosses Engagement, Detlef Nogala für den Frosch, und allen Organisatorinnen und Organisatoren für ihren Einsatz,

[Applaus]

... und wir danken IHNEN, sehr verehrtes Publikum, für Ihre Aufmerksamkeit.

Zum Abschluss bietet uns die Comedian Company noch eine ganz besondere Überraschung: «die Evergreens aus Schweden»!!!

[Extro mit ABBA: Medley von Waterloo bis Thank you for the Music)

[#externer Link: Nachspann von Umbi-»Man-in-Black» vorgetragen]

Wir danken insbesondere auch unserem Moderator Ernst Jenni.

Wir danken dem Team der Roten Fabrik, der «Swiss Internet User Group SIUG», dem «Archiv Schnüffelstaat Schweiz», der WochenZeitung WoZ, Le Courrier aus Genf, und allen anderen, die die Verleihung der Schweizer BBA ermöglicht haben.

Hinweis auf die folgenden Veranstaltungen:

Die Ausschreibung für 2002 ist eröffnet!

Danke für Ihre Aufmerksamkeit

Im Foyer ist die Bar geöffnet, und dort stehen auch die einen oder anderen Mitglieder der Jury und des Organisationskomitees für Diskussionen zur Verfügung.

[Projektion dritter Spot]

Navigation
Einleitung durch Signore Ficanaso
Gruss von Simon Davies
Rede von Odilo Guntern
Einleitung
Top 3 der Kategorie Staat
Top 3 der Kategorie Business
Top 3 der Kategorie Kommunikation
Top 3 der Kategorie Lebenswerk
Top 3 der Kategorie Winkelried
Verabschiedung und Schluss
Kategorien
Staat
Business
Kommunikation
Lebenswerk
Winkelried
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Zuletzt aktualisiert: Wednesday, 07.11.2001 10:15:43