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«Anthrax, 9/11 und andere Erreger»Drei Veranstaltungen im Kulturzentrum Rote Fabrik, Zürich, 11. September 2004
«Diesen Tag werden wir nicht so bald wieder vergessen!»
Heute war Stufe orange, gestern war gelb. Drei Jahre sind seit den Flugzeug-Anschlägen in den USA vergangen. Die Muster der Terrorwarnungen entziehen sich einer nachvollziehbaren Logik -- zumal im Wahlkampf. Die «Angst vor Terrorismus» dient der Machterhaltung (nicht nur in den USA). Sie wird als Aufhänger benutzt, um Überwachung auszudehnen und Freiheitsrechte einzuschränken -- bis hin zu «vorsorglich» geführten Kriegen gegen «das Böse». Propaganda ist ein Teil der Informationskriegsführung («infowar»). Wenige Tage nach den Flugzeugattacken warnten die Medien vor Milzbrandbakterien (Anthrax), die mit Postumschlägen verschickt würden. Bakterien, Viren, Parasiten... Das Böse erschien als biologische Gefahr. Um den «Volkskörper» gegen «Schläfer» und «Schädlinge» zu desinfizieren, zog die Bush-Administration eine innen- und aussenpolitische Offensive auf: Den «Patriot Act» und die «Achse des Bösen». Drei Jahre nach dem 11. September 2001 fragen wir uns: Inwiefern ist «9/11» als Chiffre insgesamt ein metaphorisches Virus, das die Freiheit infiziert, sich schleichend ausdehnt und mutiert, sich in den Köpfen festsetzt -- um mit Breitband-Anti-Biotika grobschlächtig bekämpft und ausgerottet zu werden?
Das ProgrammAlle Veranstaltungen finden am Samstag, den 11. September 2004 im Kulturzentrum Rote Fabrik an der Seestrasse 395 in Zürich-Wollishofen statt (Anreise).
(1) 9/11 - drei Jahre danach (Informationsstände)(Sa, 11. September 2004, 15 bis 17.30 Uhr im Clubraum und auf dem Areal) Auf dem Gelände der Roten Fabrik (bei schlechtem Wetter im Clubraum) sind sechs Informationsstände verteilt. Die Anwesenden diskutieren darüber, was sich seit dem 11. September 2001 verändert hat. (Themen sind u.a.: Gesetzesverschärfungen vs. Grundrechte; Infektionen mit Computerviren; Viren und Apokalypsen in Computerspielen; care vs. control; Angststeuerung und Infowar.) (Links zu den Informationsständen -- zur Einleitung)
(2) 'Anthrax'. Bioterror als Phantasma (Vortrag von Philipp Sarasin)(Sa, 11. September 2004, 19-20 Uhr im Clubraum) Wenige Tage nach den Flugzeugangriffen vom 11.9.2001 tauchten Warnungen vor Briefumschlägen auf, die mit Milzbrandbakterien versetzt waren. Auf fünf Briefe mit echtem Anthrax folgten rund 2300 Nachahmungen. Der Zürcher Historiker Philipp Sarasin zeigt auf, wie aus dem echten Anthrax die Metapher «Anthrax» wurde, die auf ähnliche Weise gefährlich und infektiös wirkte - bis hin zur Invasion im Nahen Osten: Um den Einmarsch in den Irak zu legitimieren, präsentierte der Aussenminister Colin Powell der UNO ein Muster mit weissem Pulver. Der Hysterie (und dem Plan zur Bekämpfung des Bösen) liegt nach Sarasin ein «zentrales Phantasma der Moderne» zugrunde: Die Vorstellung vom Feind als Mikrobe, als unsichtbarer, parasitärer Eindringling, der ausgerottet werden muss. Es ist dies ein letztlich rassistischer Diskurs, der alles Fremde zur Bedrohung macht. Das Denkmuster der Invasion von tödlichen Fremdkörpern in den eigenen Organismus reicht ins 19. Jahrhundert zurück: Es ist die Obsession, der angreifende Feind sei ein Erreger und «Körperfresser». Mit demselben Denkmuster werden seit dem 17. Jh. Disziplinierungen legitimiert: Der Historiker Michel Foucault hat am Beispiel der «Seuchenpolizei» gezeigt, dass Quarantänemassnahmen gegen die Pest am Anfang der modernen Disziplinargesellschaft standen -- und zwar unabhängig davon, ob die konkrete Gefahr einer Epidemie bestand oder nicht. Anthrax tötete fünf Menschen -- die Angst davor vergiftete Millionen. Philipp Sarasin warnt vor einer Biologisierung der Politik. Seine Aufgabe als Kulturwissenschafter sieht er darin «... zu verhindern, dass Politik zur Seuchenkontrolle verkommt.» Philipp Sarasin: «Es geht nicht darum, die Gefährlichkeit von Milzbranderregern zu unterschätzen oder die Gefahr solcher Angriffe für unsere Gesellschaften zu negieren. Aber man sollte nicht aus den Augen verlieren, dass die medial verstärkten Ängste einen imaginären Raum schaffen, in dem das Fremde immer schon der Feind ist. Das aber droht nun zu verschärften Ausgrenzungskampagnen zu führen.» Philipp Sarasin: «Anthrax». Bioterror als Phantasma. Suhrkamp-Verlag (edition suhrkamp), Frankfurt am Main 2004. 196 Seiten, ca. Fr. 15.-- (Links zum Vortrag -- zur Einleitung)
(3) 11'09"01 - September 11 (Film)(Sa, 11. September 2004, 20.15 bis 22.45 Uhr im Clubraum) Ein Kompilationsfilm mit elf Episoden aus verschiedenen Ländern, jede genau 11 Minuten, 9 Sekunden und ein Bild lang. Elf Perspektiven als Gegenpol zu den bekannten eindimensionalen CNN-Bild-Ikonen einstürzender Hochhaustürme. Die Beteiligten arbeiteten unabhängig voneinander, Form und Ausdruck waren frei wählbar. Entstanden ist ein vielfältiges Mosaik voller Kontraste, eine heterogene Collage mit unterschiedlichen Beiträgen, die «das Ereignis» filmisch reflektieren: Engagiert, mutig, unpatriotisch, beängstigend, aber auch humorvoll. Film «11'09"01 - September 11» - Frankreich 2002, OV d/f, 35mm, 133 min. Grundidee und künstlerischer Produzent: Alain Brigand. Regie: Samira Makhmalbaf (Iran), Claude Lelouch (Frankreich), Youssef Chahine (Ägypten), Danis Tanovic (Bosnien-Herzegowina), Idrissa Ouedraogo (Burkina Faso), Ken Loach (Grossbritannien), Alejandro González Inárritu (Mexiko), Amos Gitaï (Israel), Mira Nair (Indien), Sean Penn (USA), Shohei Imamura (Japan). Links zum Film -- zur Einleitung)
OrganisationInteressengemeinschaft Rote Fabrik, (Bereich Frau-Film-Konzept), in Zusammenarbeit mit
... sowie mit ...
(zur Einleitung)
LinksAllgemeine Links
(zur Einleitung)
Links zu den InformationsständenZu Viren, Bakterien und «Bioterrorismus»
Zu den Entwicklungen in den USA:
Zu den Entwicklungen in der Schweiz:
Zu Computerviren:
Zu Viren in Video- und Computerspielen:
Zur Informationskriegsführung (infowar):
(zur Einleitung)
Links zum Vortrag von Philipp Sarasin und zu Anthrax
(zur Einleitung)
Links zum Film «11'09"01 - September 11»Film «11'09"01 - September 11» -- OV d/f, 35mm, 133 min. Frankreich 2002 Autor (künstlerischer Produzent): Alain Brigand. Regie: Samira Makhmalbaf (Iran), Claude Lelouch (Frankreich), Youssef Chahine (Ägypten), Danis Tanovic (Bosnien-Herzegowina), Idrissa Ouedraogo (Burkina Faso), Ken Loach (Grossbritannien), Alejandro González Inárritu (Mexiko), Amos Gitaï (Israel), Mira Nair (Indien), Sean Penn (Vereinigte Staaten), Shohei Imamura (Japan).
(zur Einleitung)
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